055 - Gedenkstein
Der Künstler, Mag. Oswald A. Eschelmüller, beschreibt das Denkmal in der Broschüre von Franz Fux, Agrarstrukturveränderung in Niederösterreich (am Beispiel Jaidhof-Gföhleramt), wie folgt:
Die Gedenksäule „500 Jahre Gföhleramt“
Die Zahl fünf war bestimmend für die formale Gestaltung der Säule. Einerseits durch die fünf aufeinandergestellten immer kleiner werdenden Steine und andererseits die fünf Reliefdarstellungen
auf dem fünfeckigen Mittelstein.
Die Reliefdarstellungen zeigen die fünf sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsstufen, die in etwa mit den einzelnen Jahrhunderten übereinstimmen.
Beginnend mit dem unbesiedelten, unbewirtschafteten Wald, über die ersten Holzfällersiedlungen, über den unfreien, unterdrückten, geknechteten dann zum freien, selbstentscheidenden, aufrechten
Bauern bis wieder zum Wald, dessen Eigentümer der Bauer jetzt wurde, der sein Holz selbst schlägert und vermarktet.
Die Reliefs sind symbolhaft und deuten nur an, sie sollen aber trotz aller Realität für den Betrachter noch einiges offen lassen.
Die drei oberen Steine zeigen auch von der Oberflächengestaltung eine Entwicklung. Die Struktur geht von roh behauenen zu immer feinerer Oberfläche bis zum geschliffenen Stein an der Spitze.
Die Gegensätze – Stein, als tote Materie und Technik, als lebendiger Fortschritt – stehen sich hier offen gegenüber.
Das Material ist Waldviertler Marmor, ein harter, grauer stark marmorierter Stein. Diese Marmorierung war die Vorgabe zur formalen Oberflächengestaltung. Ich versuche immer mit dem Stein zu
arbeiten und nicht gegen ihn. Dadurch wird die innere Schönheit des Materials freigelegt und sichtbar.
Durch die Höhe der Säule ergibt sich zwangsläufig eine Beziehung zur nahen Rosalia-Kapelle einerseits und zum umgebenden Wald andererseits.
Auszüge aus der Lokalpresse:
NÖN 21/1987
Denkmalenthüllung im September
Geschichte des Gföhleramts wird in Stein gehauen
GFÖHLERAMT. In Form eines rund 4,5 m hohen Denkmals, das am 6.9. nahe der Rosalia-Kapelle enthüllt werden wird, soll die Entwicklung des „Gföhleramtes“ dargestellt werden. ... ÖR Franz Fux,
bekannter Heimatforscher, Verfasser von heimatkundlichen Schriften und „Gföhleramtler“, trat schon vor vier Jahren für die Errichtung eines Denkmales ein. ... Ausgeführt wird das Denkmal
von Mag. Oswald Eschelmüller, einem jungen Künstler, der am Horner Gymnasium als Kunsterzieher wirkt: Fünf Steine (Waldviertler Marmor), pro Jahrhundert einer, werden in Baumform
übereinandergestellt. Jeder Stein wird unterschiedlich gestaltet (Bearbeitungsspuren). In Augenhöhe wird ein fünfeckiger Stein fünf Reliefe aufweisen, in denen die Entwicklung der vergangenen
500 Jahre dargestellt wird. Eschelmüller arbeitet bereits seit einem halben Jahr daran.
Die Neue, 11.8.1987
ÖK Fux-Broschüre „Agrarstrukturveränderung in NÖ“:
Schon 500 Jahre Gföhleramt
GFÖHLERAMT. Ein interessantes Programm bot der am 2. August veranstaltete „Gföhleramt-Vormittag“, wobei der Schlußakkord, ein Frühschoppenkonzert der Trachtenkapelle beim Gasthaus Winkler dem
Regen zum Opfer fiel. ... Zahlreiche Ehrengäste konnte ÖR Fux zur Präsentation seines neuesten Buches „Agrarstrukturveränderung in Niederösterreich“ (am Beispiel Jaidhof-Gföhleramt) begrüßen,
das aus Anlaß „500 Jahre Gföhleramt und Abschluß der Waldankaufsaktion“ erschienen ist. ...
Die Neue, 15.9.1987
Rosalia-Feier und Denkmalsegnung
GFÖHLERAMT – Bei strömendem Regen fand am 6. September die traditionelle Prozession zur Rosalia-Kapelle statt.
Die Feier hielt Kanonikus Wilhelm Mantler (Gars), assistiert von Pfarrer Karl Höllerer und Kaplan Mag. Feiertag.
Kan. Mantler sprach in seiner Festpredigt u. a. vom „Nordwald“ und stellte damit einen Zusammenhang zur anschließenden Segnung der von Mag. Eschelmüller gestalteten Gedenksäule „500 Jahre
Gföhleramt“ her.
Weiterer Presseartikel zur Rosaliakapelle
Kremser Zeitung. 20.7.1970
Grab für Pesttote jetzt schmucke Kapelle
GFÖHL. – Als in den Jahren 1679 bis 1681 im Gföhler Gebiet die Pest wütete, wurde zu Ehren der Pestheiligen Rosalia in Gföhleramt eine Kapelle erbaut. Der Überlieferung nach sollen
damals an der Stelle Pesttote begraben worden sein. Nun soll sie renoviert werden.
1715 und 1820 wurde die Kapelle renoviert. 1875 trug man sie ab und erbaute sie neu. Der Bau kostete 2260 Gulden, davon betrugen die Baumeisterarbeiten 429 und die Bildhauerarbeiten 282 Gulden.
Das Geld wurde durch eine Sammlung (Gföhl und Gföhleramt 1164 Gulden, Seefeld 327,50 Gulden) und Interessenten von 757,50 Gulden aufgebracht. Den Hauptaltar schuf 1775 der Bildhauer Meierhofer,
ein Mitglied einer bekannten Waldviertler Künstlerfamilie. Aus der Zeit der Gründung stammt auch die Holzskulptur der heiligen Rosalia. Von den zwei Glocken stammt eine noch aus 1829. Sie mußte
während des Krieges abgeliefert werden, wurde aber nach Kriegsende wieder zurückgegeben.
Vor zwei Jahren wurde das Dach und der Turm neu gedeckt. Es ergab sich aber die Notwendigkeit, den gesamten Bau innen und außen zu renovieren. Gemeinderat Franz Fux, der Obmann des
Kulturausschusses, ergriff die Initiative, und es gelang ihm nach langwierigen Verhandlungen die Finanzierung zu sichern. Eine Sammlung in Gföhleramt erbrachte 20.000 Schilling, je 10.000
Schilling zahlten das Bundesdenkmalamt und die Landesregierung, 3000 das Bischöfliche Ordinariat. Der Rest wird als Darlehen aufgebracht, dessen Zinsen die Gemeinde Gföhl übernimmt. Derzeit
sind die Arbeiten in vollem Gange. Das Gebäude wurde innen und außen trocken gelegt, das Gewölbe, das Risse zeigte, wurde gesichert. Der Altar, die Ölbilder, Statuen und Leuchter werden unter
Aufsicht des Bundesdenkmalamtes von Herrn Fortner aus Sieghartskirchen restauriert. Neue Bänke werden von der Tischlerei Redl angefertigt.
Kremser Zeitung. 10.9.1979
Rosalia-Kapelle feiert 300jähriges Bestehen
GFÖHLERAMT. Die Rosalia-Kapelle in Gföhleramt feiert heuer ihr 300jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß fand vergangenes Wochenende (8. und 9. September) eine Feier, verbunden mit einem
Bauernmarkt statt. Am Samstagabend Abendmesse in der Kapelle mit anschließendem Kulturabend im Gasthaus Winkler (HS-Direktor Richard Neumayer zeigte Dias von Gföhleramt und Umgebung, Frau
Aloisia Hagmann gestaltete eine Gemäldeausstellung, die Gföhler Spitzbuam besorgten die musikalische Umrahmung) ... Dank sprach der Bürgermeister auch dem Obmann des Kulturausschusses, ÖR Franz
Fux aus, der vor allem durch die Herausgabe seines Büchleins „Rosalia-Kapelle in Gföhler Pfarr, 1679-1979“ und für sein Eintreten für die Kapelle in den Vordergrund getreten sei.
Siehe auch:
Bezirkschronik Gföhl, Band 3, Friedrich Weber, 2008