Geschichte - 1. Weltkrieg - Daniel Josef
Feldpost von Josef Daniel, Gföhl, Seilergasse 6
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
28.2.1916
Liebste Mutter!
Wirst Dir schon denken warum ich jetzt solange nichts hören lasse. War nämlich schon wieder im Marodenhaus wegen .... das ist eine ansteckende Krankheit und sind lauter kleine Fleckerl auf der
Haut. Habe auch die 3 Packerl im vollsten Zustand dankend erhalten. Liebste Mutter, bitte dich wenn du mir .... und Maggiwürfel, Kaffee und Zucker schicken möchtest. Bekommen nämlich wieder
weniger Brot und Hunger tut weh. Die Karte vom .... hab ich erhalten. Freue mich schon wieder auf die .... Die Nessi muß sich halt jetzt ein bißchen gedulden. Die Zeit ist jetzt sehr .... Es
grüßt Euch auf Wiedersehen Pepi
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Komp. Türkenschanzgasse 11
Wien, 18. Bezirk
30.3.1916 (?)
Liebste Mutter
Vor allem danke ich Dir für das Packerl; ist in gutem Zustand angekommen und auch das Geld. Wir können jetzt sehr selten aus, weil uns nur ein paar Mann sind und die müssen überall herhalten.
Haben 3mal in der Woche Dienst, das ist so nicht anstrengend, Hätten Sonntag nach Hause fahren können, jetzt kommt Samstag mittags der Befehl, daß wir strenge Bereitschaft haben, weil sich in
Wien wieder Massenansammlungen gebildet haben. Die Wiener erwarten jetzt alle Tage auf einen Aufstand
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heute habe ich Herrn Viegelmüller gesehen
-
das Ihnen wieder alles zusammenhauen, weils schon 2 Jahre Krieg ist. Ich schicke auch ein Paket Wäsche weil ich keine mehr habe, brauchst mir aber nur mehr die Komisswäsche schicken. Ob ich
noch nach Hause komme kann ich gar nicht sagen, einmal heißt es ja dann wieder anders. ....geht es sehr gut weil wir schon 2 Tage kein Brot haben kannst es Dir denken.
Heute haben wir eine große Belustigung gehabt. Wir waren nämlich in einem Kino, spielten mit lebenden Figuren. Zum Beispiel man sieht eine feindliche Patrouille da muß man das Gewehr schon
ansetzen. Sie kommen immer näher. Jetzt wird schon darauf geschossen. In dem Moment legt sich die feindliche Patrouille hinter ein Gebüsch. In der nächsten Minute schaut einer hervor was los
ist. Beim Krach hat ihn schon. Da bleibt das Kino auf einmal stehen und sieht den Punkt wo man getroffen hat. Dann geht es wieder weiter so fort und immer etwas anderes. ... war ganz schön. Am
meisten interessiert mich aber das Glas ... wir in den 2 großen Kisten bekommen haben.
Es grüßt Euch alle Josef
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
(Feldpostkarte; Ehrentag des k.u.k. Inf. Reg. Nr. 49, Freiherr von Heß.)
15.5.1916
Wir sind 49 Hesser. Morgen rücken wir schon aus. Heute ist nicht gar schön. Nächsten Sonntag haben wir Ausgang. Josef
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
23.7.1916
Liebe Mutter.
Konnte heute nicht nach hause fahren weil wir Dienst haben. Ist sehr zuwider. Wir haben schon die grüne Montur ausgefaßt; am 10. August sind wir marschbereit. Die Bauern sind alle in
Urlaub gefahren; es heißt wir bekommen auch Urlaub aber ich geb nicht viel darauf. Einmal heißt es so und dann wieder anders. Jetzt sind uns nur 60 Mann und 52 kommen in Dienst da hab ich jetzt
schon 3 mal Dienst, das ist eine Wirtschaft. Liebste Mutter, möchtest du mir wieder ein kleines Packerl herunter schicken? Wir bekommen jetzt schon wieder weniger Brot was die Hauptsache ist.
Und der ..... mitschicken.
Es grüßt Euch Josef.
Frau
Agnes Daniel
Gföhl
(Feldpostkarte; Ehrentag des k.u.k. Inf. Reg. Nr. 49, Freiherr von Heß)
17.5.1916 ?
Sind heute ge.... K.u.K. Inf. Reg. 49, 7. Kompagnie, Türkenschanzpark, Baracke 8., 18. Bezirk.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1/23 Marschkomp.
Etappenpost Chelm
(gezeichnete Karte)
2.8.1916
Der Sieg muß unser sein.
Heilgrüße sendet Euch Josef.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1/XXIII Marschkompagnie
K.u.K. Etappenpostamt Chelm
(Adolf Brandstätter, Postkarten-Verlag Bieblitz; Österr.Schles.)
Postkarten des östlichen Kriegsschauplatzes Nr. 3
30.8.1916
Heilgrüße sendet Euch aus weiter Ferne Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
1.9.1916
Liebste Mutter !
Habe heute die Karte von der Nessi erhalten und staune nicht wenig darüber, daß ihr die Karte und den Brief von mir erhalten habt. Ich habe jede Karte die Ihr mir schriebt beantwortet. Daß Ihr
mein Schreiben nicht erhielt ist mir rätselhaft, da ich von Euch alles erhalte. Gestern hatte ich sehr Zahnweh, hat aber Gott sei Dank nicht lange gedauert. Heute bin ich innen geschwollen.
Aber die heutige Nacht hatten wir Nachtübung, aber so etwas habe ich noch nie mitgemacht. Da hat es .... geschüttet, daß wir durch und durch naß waren. Beim Zuhause gehen sind wir bis zu den
Knien im Dreck gewatet. Sind um 3 Uhr in der Nacht nach Hause gekommen.
Staune, daß die ... Tante oben ist. Wieso kommt die hinauf ? Wo sind die schönen Zeiten wo wir Blei gegossen haben ? Heute ....
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1/XXIII. Marschkompagnie
6.9.1916
Liebste Mutter.
Teile dir mit, daß wir morgen dem 5.9.1916 an die Front kommen. Die neue Adresse werde ich Euch meine Lieben ehestens schreiben. Auf Wiedersehen hoffend grüßt Euch Euer Josef.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
15.9.1916
Liebste Mutter!
Übersende dir eine Skizze von einem Brunnen in Russisch-Polen. Hier gibt es nur solche ..... Laßt wieder bald etwas hören. Die Nessi soll auch etwas hören lassen und zwar einen langen Brief
.... Auf Wiedersehen grüßt Euch Josef.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
2.10.1916
Liebste Mutter !
Hast Du meine Karten erhalten? Jetzt gehen auch 5 kg Pakete aber ich glaub 35 dkg Packerl gehen viel sicheriger. Hast die Pakete schon aufgegeben. Zucker könnt ich auch sehr gut brauchen weil
wir den schwarzen Kaffee immer selbst kochen müssen. Laßt bald etwas hören. Auf Wiedersehen grüßt Euch Euer Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
I/49. Feldkomp.
(Blumenreichs Versandhaus, Gesellschaft m.b.H. Wien VI/2-Nr. 2-1916 „Unser guter, alter Kaiser“)
4.10.1916
Liebste Mutter !
Habe Deine liebe Karte erhalten. Bei uns ist immer schönes Wetter nur hie und da kommt so ein Spritzerl, das macht aber nichts.
Es grüßt Dich Pepi
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
15.10.1916
Liebste Mutter
Habe deinen lieben Brief mit Freuden erhalten und teile dir gleichzeitig mit, daß ich das Kistl noch nicht bekommen habe. Heute geht es schon den 11. Tag, wird nicht mehr lange dauern. Vor ein
paar Tagen hat auch einer ein Kistl bekommen und da waren leere Konservendosen und Stroh drinnen, kannst dir denken was man für eine Freude hat, wenn man ein solches bekommt.
Hoffentlich wird das bei meinem Kistl nicht der Fall sein. ... Burger Franz vom Militär enthoben ist, das ist mir nicht ....., da es doch geheißen hat, das 18jährige nicht enthoben werden. Der
Leidenfrost muß ohnehin schon sehr lange im Felde gewesen sein. Bei uns hat es auch gleich den 4. Tag einen 18jährigen erwischt. Er hat einen Lungenschuß bekommen und ist den 2. Tag
gestorben.
Bekannte Kollegen sind mit mir keine ins Feld gegangen. In dem Rußland ist es wirklich ein Sauwetter; alle Tage Regen, da kommt man vom Dunst gar nicht heraus.
Jetzt habe ich schon den 8. Tag furchtbar Zahnschmerzen. Die ganze Nacht kann ich schlafen, das paßt gerade noch dazu. Heute Sonntag haben wir Feldmesse gehabt. Nach derselben sind so beläufig
60 – 70 Mann mit der Bronzenen ausgezeichnet worden.
Liebste Mutter, Wäsche brauchst mir keine schicken weil wir ohnedies eine warme Garnitur gefaßt haben. Ich trau mir die warme gar nicht anziehen, weil ich die Läuse zu viel fürchte. Bis jetzt
hab ich noch gar keine gefunden. Im letzten Kistl habe ich das ... samt Inhalt und alles in vollstem Zustande erhalten. Nun schließe ich mein Schreiben mit vielen Grüßen aus der Ferne,
Pepi
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Habe gerade das Kistl im vollsten Zustand erhalten. Das Geselchte ist ein bißchen angelaufen, das ist aber das wenigste, sonst ist alles im vollsten Zustand.
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Das Unterleiberl brauchst mir nicht schicken aber Stitzerl und Schneehaube könnt ich ganz gut brauchen.
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Viele Grüße an Frau Godl und alle.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
24.10.1916
Liebste Mutter
Muß dir heute mitteilen, daß ich die ganze Woche her .... krank war. Wie es du schon weißt habe ich (Zahnrheumatismus) gehabt und zwar Montag, Dienstag und Mittwoch war ich ganz geschwollen. Da
hat mir der Herr Leutnant dienstfrei gegeben. Mittwoch nachmittag bekam ich auf einmal starkes Fieber, 39.9. Nächsten Tag bin ich zur Marodenvisit gegangen, da sagte der Arzt, ich soll den
ganzen Tag liegen bleiben. Es wurde aber nicht besser, daher kam ich Donnerstag ins Marodenhaus mit fieberhaften Magenkatarrh, dort verweilte ich 5 Tage. Heute bin ich glücklicher Weise wieder
zur Kompanie gekommen. Bin aber immer noch sehr matt. Hoffentlich wird es wieder besser.
Jetzt habens den Ministerpräsident auch umgebracht! Was wird das zu Folge ziehen, bin neugierig.
Hast du schon die Handstitzerl und Schneehaube abgeschickt? Der Binder von Mottingeramt, wenn du ihn kennst, ist bei unserem Zug Ordonanz. Die schöne Zeit ist auch schon vorüber, wird schon
sehr früh finster und kalt.
Es grüßt Euch, auf Wiedersehen, Pepi.
25.10.1916
Liebste Mutter
Ich erhielt heute voll Überraschung soeben 2 Pakete; das war fein. Das Fleisch war noch ganz gut, habe mirs gleich gekocht und der Strudel war auch noch tadellos, nur ein bißchen ausgesperrt,
das macht aber nichts. Jetzt habe ich der Nessi auch ein Packerl geschrieben, bin neugierig was sie sagt.
Auf Wiedersehen grüßt Euch Euer dankschuldiger Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
12.11.1916
Liebste Mutter!
Habe heute mit großer Freude die 4 Packerl erhalten; alles im vollsten Zustand. Das Gebäck war auf einmal verschwunden, so gut war es. Die .... sind sehr gut, werden .... hübsch teuer gewesen
sein. Brief folgt. Es grüßt Euch Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
16.12.1916 ?
Liebste Mutter !
Grüße dich aufs Herzlichste und teile dir mit, daß ich das Kistl noch nicht erhalten habe. Wann hast du es denn aufgegeben ? Frau Topf hat mir auch wieder geschrieben. Es grüßt dich auf ein
Wiedersehen hoffend Pepi.
Kommt der Frieden noch nicht bald ?
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
I/49 Feldkomp.
(Feldpostkorrespondenzkarte; Hermes-Druck, Wien XVII; Weihnachtsmotiv – K.A. Wicke)
Liebste Mutter !
Muß dir meine Liebesgaben die wir im Felde gefaßt haben auch aufzählen. 2 Notizbücher, Zigaretten, Käse und .... und diese Karte ...
Auch wünsche ich dir gleichzeitig ein friedenbringendes neues Jahr , damit du lange lebst und gesund bleibst.
Es grüßt dich Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
6.1.1917
Liebste Mutter
Habe heute deinen lieben Brief mit großer Freude erhalten. Wenn nur der Friede schon käme klingt es durch die Natur der lang ersehnte Friede wo wird das noch stecken ich glaub im heurigen Jahre
kommt er auch noch nicht. Oft denke ich an Euch Lieben in der Heimat wenn einst der Tag des Wiedersehens und der Freude kommen wird; sei es im Diesseits oder Jenseits. Gott der Herr gebe es,
daß es ein Wiedersehen in der Heimat gibt. Ich kann mir das Zivilleben gar nicht mehr vorstellen; da muß man sich ja so glücklich fühlen wie im Himmel aber wann wird die Zeit kommen. Schnee
hatten wir jetzt immer, das Wetter ist sehr abwechselnd. Einmal ist es gefroren, dann geht es wieder auf; da ..... da gibt’s Dreck und Wasser in den Gräben bis über den Knien und da mußt
du 2 Stunden Posten stehen; dann hast 2 Stunden frei, darfst keinen Schuh ausziehen und so mußt jetzt wochenlang im Nassen sein. Man sollt es nicht glauben was ein Mensch alles aushält
und noch dazu nicht zu fassen, was das Notwendigste ist.
Liebste Mutter. Kaffee und Brot brauchst mir nicht schicken aber andere ..... die .... waren sehr gut. Möchte dich wieder bitten um ein Geselchtes. Heute wird der Christbaum zum letzten Mal
angezündet.
Auf Wiedersehen, grüßt dich Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 3. Zug
Feldpost 288
(Minenviertel)
28.2.1917
Liebste Mutter
Teile Euch mit, daß ich nicht auf Urlaub komme. Jetzt war der Urlaub 1 Monat eingestellt und da können wir nicht .... Wenns Gott gibt komme ich nächstes Jahr bestimmt. Wir sind jetzt in
einer gefährlichen abscheulichen Stellung. Es ist das sogenannte (Minenviertel), da ist man keinen Augenblick sicher, wenn man den Kopf vor die Deckung hinausstreckt. Die Mine ist noch das
Schrecklichste in diesem Weltkrieg.
Wird Euch gleich ein Beispiel anführen. Vor einigen Tagen ist eine Mine in den Graben herein gefallen. Der Aufführer, das ist der Mann, meistens ein Gefreiter, welcher die Leute aufweckt wenns
in Dienst kommen und der muß sich immer im Graben (das ist die Stellung) befinden. Er hört einen Abschuß und horcht. Gleichzeitig hört er schon wie sie von der Höhe kommt. Das ist ein Surren,
das könnt Ihr euch gar nicht vorstellen, und ein Luftdruck, dar einen auf die Erde schmeißt. Er läuft schnell hinter die Torwache und die Mine kommt gerade in den Graben. Könnt Ihr euch
vorstellen was die für eine Wirtschaft anstellt. Der Ruß hat gegenüber von uns einen 22cm Minenwerfer (Durchmesser 22cm), das sind schon saubere Stücke. Dem Aufführer hats die Füße, den Kopf,
die Hände, alles weggerissen. Den Überschwung, den Mantel, die Patronentaschen, alles war auf Stücke. Die Sanität hat die Fleischstücke in ein Zeltblatt zusammengegeben und weitergeschafft. Die
Wände des Grabens waren voll Blut wies davongespritzt ist. Und alles eingefallen.
Ein 2. Fall. Ein Offiziersdiener ging 2 Schritte vor die Deckung. Kommt eine Mine und zerreißt ihn auf solche Stücke, daß man nur ein kleines Stück Fleisch und einen Knochen fand. Das war das
Ganze von ihm. Vom anderen war nichts zu finden. Da könnt Ihr euch ein bißchen einen Begriff machen was es heißt im Felde sein.
Da kann man wirklich von Glück sagen, daß man noch herumkriecht wie ein Maulwurf. Es wäre schon zeit wenn der Krieg ein Ende nehmen würde. Sonst erzeugens noch größere und ärgere
Mordwaffen.
Möchte dich, liebste Mutter, bitten, wenn du mir ein Handtuch und einen Blei schicken möchtest.
Jetzt bin ich schon das 7. Monat im Felde, nicht zum Glauben, das ist schon eine lange Zeit.
Nun schließe ich mein Schreiben mit vielen Grüßen, Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
(Offizielle Postkarte; zu Gunsten der Hilfsaktion „Kälteschutz“; Nr. 389 K.H.B)
Datum ?
Liebste Mutter !
Habe die 20 Kronen bekommen. Ich danke dir sehr dafür, aber ich möchte dich bitten wenn Du der Linni-Tant noch 20 Kronen mitgeben würdest damit ich die Uniform zahlen kann. Müßt denken, daß ich
6 Jahre dabei sein muß und da möchte ich an einem Sonntag doch schön ..... sein. Es grüßt dich herzlich Josef.
Sei so gut liebe Mutter.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 3. Zug
Feldpost 288
9.3.1917
Liebste Mutter
Nun muß ich mich dazu machen, den versprochenen Brief auszufolgen. Jetzt kommt mir das Schreiben nicht mehr so schwer an wie zu Hause; denn es wäre mein .... Vor allem teile ich Euch mit, daß
es mir soweit ziemlich gut geht; den Verhältnissen angemessen; die Packerl habe ich bisher alle dankend erhalten. Das eine Packerl von Huber Anton mit den Zigaretten habe ich bis heute nicht.
Ich habe ihm schon einigemale geschrieben; er ließ aber nichts hören. Ist er vielleicht böse? Wüßt nicht aus welchen Gründen. Den Faschingsonntag haben wir ganz lustig vollbracht. Wir haben
nämlich eine ganze Kapelle heraussen; bestehend aus: Mund- und Ziehharmonika, Zither, dann wird ein Papier über den Kamm gespannt und wird fest mitmusiziert und gesungen. Wenn ich zurückkommen
sollte, so werde ich auch etwas vorspielen und zwar Zither; nicht ein oder 2stimmig sondern 3stimmig und Begleitung und dann Ziehharmonika: Tänze, Märsche etc. Ihr werdet es nicht glauben, aber
es ist so.
Nun, liebste Mutter, kommen wir zu einem weiteren Absatz, und zwar zu den Bitten. Wie ich dir, liebste Mutter, schon gestern mitgeteilt habe, benötige ich schon allerhand und zwar werde ich
dies gleich noch der Reihe nach aufzählen. Geht schon los eben nur nicht schrecken: 1 Handtuch, 1 Sacktuch, 1 Messer, denn ich hab das meinige verloren, 1 Stück Seife fürs Gesicht und Hände,
welche recht ...... und den (Dreck) wegnimmt. Die Uhr, liebste Mutter, gibst den Herrn Nuhr mit, mitsamt der Nicklkette die ich beim Militär gehabt habe. 2 Paar Socken, aber nicht
dicke und nicht gar dünne, 1 Blei, Feldpostkarten und Briefpapier und Schluß. Zahlen wird ichs später. Schreibts mich halt einstweilen in das schwarze Buch. Von Herrn .... und .... hab ich
keine Adesse. Der Franzi hat es ja ganz schön gemacht. Das Franzi hat das Gedicht aufgesagt und ich muß mitmachen. Es ist so wies im Gedichte steht. „Da liegt man nämlich den ....“, überhaupt
wenn die Granaten und die Schrapnell kommen da gräbt man sich ein ....
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Heut wäre mir auf einmal ein Brief zu wenig geworden. Bei uns kommt jetzt ein 2. Winter, so stürmisch und sehr kalt.
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Nun schließe ich mein Schreiben, Euer dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
21.3.1917
Liebste Mutter!
Habe mit Dank deine 2 Packerl erhalten. Die Butter ist wieder etwas seltsames. Die wird etwas schwer zu be-kommen sein. Liebste Mutter ..... Sei .... gegrüßt von deinem dankschuldigen Sohn
Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 3. Zug
Feldpost 288
24.3.1917
Liebste Mutter
Habe heute die beiden Packerl erhalten. Auf die Sachen habe ich schon sehnsüchtig gewartet, den das ist .....wendig. Das Messer freut mich sehr. Der Fingernagelschützer paßt mir sehr; denn
zwischen den Nägeln kommt einem hübsch was hinein. Da schaut es aus als wenn man immer in Hoftrauer wär. Die Seife ist jetzt schon teuer wie ich gesehen habe, aber liebste Mutter, man
braucht die Seife sehr notwendig, denn die Reinlichkeit ist halbe Gesundheit, das habe ich heraußen gesehen. Manche Schweinsbartl rennen herum voll Dreck und schauen aus als wenns schon 8 Tage
nichts zu essen bekommen hätten. Ein anderer bekommt auch nicht mehr und schaut viel gesünder aus.
Der Schmidt Ernst ist auch heraußen, gleich hinter uns die Deckung bei der M.I.(A). Bin oft bei ihm. Er hat gestaunt, daß ich so gut aussehe, er sagt viel besser wie zu Hause.
Nun schließe ich mein Schreiben mit vielen Grüßen, Euer dankschuldiger Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 3. Zug
Feldpost 288
3.5.1917
Liebste Mutter
Grüße dich aufs herzlichste und mußt schon entschuldigen, daß ich so lange nichts hören ließ, denn ich warte jeden Tag auf das Packerl um dir dann Empfang kundgeben zu können, aber leider. Wo
das stecken wird? Viel-leicht in den Sümpfen Rußlands.
Liebste Mutter. Ich weiß nicht was das heuer mit der Witterung ist. Bei uns hat es auch jetzt immer alle Tage fest geschneit; aber seit 1. Mai ist es wie abgerissen. Der 1. Mai ist ein
prachtvoller Tag gewesen. Wenn die liebe Sonne scheint und die Vöglein singen da wird einem ums Herz so schwer und der liebe Heimatsgedanke läßt sich in diesen naturvollen Minuten nicht
ablenken.
Wie du mir vom Brot geschrieben hast, ist es nicht mehr schön. Anfangs April hatten wir auch so ein schlechtes Brot. Das hat man nicht anrühren können sonst hätt man in der Hand lauter Brösel
gehabt. Es war ganz gelb als wenn bei einem Laib 20 Eier dabei gewesen wären; ist aber nur optische Täuschung, denn es war lauter Mais.
Sonst geht es mir ganz gut.
Liebste Mutter, jetzt könnt ich wieder einmal etwas brauchen: Sei so gut und schicke mir nachstehendes: Waschseife für Gesicht, einen Kamm, aber keinen kleinen sondern einen langen,
Patentknöpfe und wenn ich dich bitten dürft einen langen Zigarettenspitz. Das wären alle meine Wünsche.
In der Hoffnung mir dieselben zu erfüllen grüßt dich dein dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
(Offizielle Karte für „Rotes Kreuz – Kriegsfürsorgeamt“, Kriegshilfsbüro Nr. 395;
Hans Larwin gem.; Kurze Rast in den Karpathen)
Datum ?
Heilgrüße aus dem Schützengraben sendet Euch Pepi.
Laßt bald etwas hören.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
13.6.1917
Liebste Mutter
Dein liebes Schreiben dankend erhalten, und hatte große Augen gemacht, als ich hörte, daß der Toni schon in Krems ist. Hab heute eine Karte von ihm erhalten, wo er mir mitteilte, daß es ihm
sehr gut geht. Ich muß ihm selbe gleich beantworten, damit ihm die Freude mit dem Schreiben nicht hinunterfällt. Das glaub ich gern, daß er sehr sehnsuchtsvoll der Nessi nachgeschaut hat. Er
wird sich gedacht haben, jetzt kann ich sie nicht mehr seckieren. Jetzt ist es aus mit dem Hü und Hot. Er wird sich schon daran gewöhnen. Er wird ohnedies alle Sonntag zu Hause fahren, nicht
wahr? Das Rad wird er ja mitgenommen haben. Ich wär auch froh, wenn ich mindest alle ½ Jahr nach hause fahren könnt. Vielleicht bekomme ich in 3 – 4 Monaten Urlaub, früher hoffe ich nicht, daß
wir daran kommen, denn jetzt ist der Ernteurlaub und der Gebührenurlaub ist jetzt gesperrt. Jetzt hätt ich bald vergessen. Das Packerl, liebste Mutter, habe ich noch nicht bekommen. Ich glaub
heute. Liebste Mutter, eine Seife brauch ich schon sehr notwendig.
Nun seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 4. Zug
Feldpost 288
18.6.1917
Liebste Mutter
Mit vielem Dank deine Packerl erhalten, muß dir aber mitteilen, daß alles ganz zerbrochen und zergangen war. Das hat mir aber gar nichts gemacht. Ich hatte das Ganze wie es war in eine
Schachtel und noch mehr zerkleinert als ohnedies schon war. Sodann hab ich mir einen schwarzen Kaffee gekocht. Das ganze Murre kam dann in eine Menageschale und der Schwarze, den ich mir extra
fein und gut gekocht habe, wurde dann darüber gegossen. Ich sage dirs, wie ein „Wein.....“
Das wurde zweimal wiederholt
das Holz zum .... ist l.....
der Kuchen ist schon aufgezerrt
doch dem Hunger hab ich ein paar Stunden ...
vom weißen Mehl da spürst du
kaum einen Hauch
die Ziege frißt Blätter im Walde
warte nur, balde
frißt du sie auch.
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Grüße an die Frau Godl und Nachbarn!
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Wir haben jetzt immer große Hitze und was das Schlechte ist, haben wir sehr wenig Wasser trotz der großen Sümpfe die sich hier befinden. Das Wasser davon ist ungenießbar vor lauter Gestank und
Ekel was da alles herumschwimmt.
Nochmals besten Dank und verbleibe dir dein dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frl.
Nessi Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K u. K Inf. Reg. 49
1. Feldkomp. 1. Zug
Feldpost 288
28.6.1917
Liebste Schwester!
Den Moment dein liebes Packerl mit größtem Dank erhalten. Deinen Brief habe ich noch in einem langsamen Tempo durchgelesen. ..... zu der Stelle kam, daß ich dir den Empfang des Packerls gleich
melden soll, ist die Geschichte ganz anders. Am liebsten tät ich telegraphieren. Aber leider. Nun also schnell schnell ein Zuckerl in den Mund, eine Zigarette angezündet, und es geht schon.
Also! Ich habe dein Packerl erhalten wofür ich dir herzlich danke. Du kannst ohne Hindernis das .... schon abschicken auf meine Rechnung und Gefahr. Wenn es verkommt brauchst keine Sorge
haben, daß du es zahlen mußt. Ich werde schon das Ganze machen, daß ichs bekomm. Also nur zu! Auweh! Jetzt tun mir Finger schon weh, jetzt muß ich wieder langsam schreiben, um nur die Zeit
länger zu vertreiben. Mußt ein bißchen warten weil ich mir ein Zuckerl nimm.
Aff! Das ist .... daß ..... mache bis daß unten ist.
Recht herzlich danke ich dir für die Zigaretten. Was spricht meine Geige? Sie wird auch schon fragen wann ich auf Urlaub komme. Aber die Zeit kommt auch immer näher. Ich glaub in 2 – 3 Monaten.
Mir ist es ganz gleich. Ich bin das Zigeunerleben schon gewöhnt. Von mir aus kann der Krieg noch 10 Jahre dauern.
Nun sei vielmals gegrüßt von deinem Bruder Pepi
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
7. Komp. 1. Zug
Feldpost 288
10.7.1917
Liebste Mutter
Habe dein liebes langes Schreiben heute mit Dank erhalten, staune aber sehr, daß Ihr so wenig Post von mir bekommt. Die Packerl die du mir geschickt hast hab ich jedes bekommen und auch das von
der Nessi. Ich hab auch jedes beantwortet. Freue mich schon sehr auf die Kirschen. Heuer sollens ja richtig viel sein, wie man hört. Auch lege ich dir eine Fotographie bei, welches sich
ohnedies schon sehr lange hinauszieht aber jetzt ists doch geschehen. .... schon bin ich nicht, weil das Papier so rauh ist, aber bin schon zum kennen. Bin nun gierig was du dazu schreibst wie
ich aussehe. Liebste Mutter, wieso kannst du schreiben, daß der Krieg heuer noch auswerden wird? Ich sag dir nur soviel, daß wir noch einen Winterfeldzug durchmachen. Auf Urlaub werde ich halt
gerad zu Weihnachten kommen. Der Meskali hat noch nicht genug. Jetzt hat er uns etwas anschauen lassen. Wir sind 2 Tage unter Artilleriefeuer gestanden und den 3. Tag in der Früh um 3 Uhr
ist er gekommen. Aber da haben wir ihm etwas sehen lassen. Er ist nicht weit aus den Graben herausgekommen ist es schon losgegangen, eine Lage nach der anderen Minenwerfer, Maschinengewehr, und
wir haben uns das schießen auch nicht .... lassen, wenns um die eigene Haut geht. Da hat er sich den Kopf aber schon sauber angerannt. Weiters mag ich nichts schreiben wies dann
ausgesehen hat. Kannst dir`s ohnehin vorstellen. Du fürchst Dich immer ob mir was passiert, Wenns kommt, ist`s da! Da läßt sich nichts machen.
Das glaub ich, daß das sehr umständlich ist, wenn die Linnitant heraufkommt. Vielleicht geht noch ein Jahr vorrüber. Ich glaube, wenn er zu hause ist wird’s nichts werden. Der (Jaksche) Marien
ihr Bruder ist jetzt vor ein paar Tagen herausgekommen, ist aber gleich wieder zurückgegangen. Hat nämlich einen Schenkelschuß bekommen.
Nun seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem dankschuldigen Pepi.
Rußland, 11.7.1917
Liebste Mutter!
Vor allem darfst du vor diesem Brief nicht erschrecken. Ich glaub, so einen wirst du schon lange nicht in der Hand gehabt haben. Es ist nämlich die Fortsetzung vom anderen. Wie du gesehen haben
wirst war der letzte nur in Eile geschrieben, aber heute hab ich ein bißchen mehr Zeit. Bei uns war das Wetter sehr schön. Es war darun-ter auch sehr heiß und hie und da ein Spritzerl, was bei
euch sehr notwendig gewesen wäre, wie man aus dei-nem Schreiben liest. Ist gerade umgekehrt. Dort wo mans braucht kommt nichts hin uns hier, wo ohnedies alles vernichtet wird, spielt die
Witterung sehr schön mit. Die Hauptsache wär, wenn nur recht viel Erdäpfel wären, daß daß wir auch wieder einmal solch feine Speisen bekämen. Ich hab jetzt schon lange keinen gesehen. Wir
bekamen jetzt bereits alle Tage Brennessel auch hie und da die großen Futterbohnen und Kraut. Sonst keine Ab-wechslung. Wenn man immer ein und dasselbe hat, so überißt man sich auch trotz der
sehr angemessenen Men-ge. Es wäre wirklich schon Zeit, wenn der Krieg ein Ende nehmen möchte. Habe heute vom Toni wieder ein Schreiben bekommen und zwar eine Ansichtskarte vom Geschäft. Ist nur
gut, daß er sich so tapfer hält und nicht Heimweh bekommt. Ich glaub, es wird ihm auch sehr gut gehen, denn beim Wögerer sind, so viel ich erkannt habe, sehr gemütliche Leute. So viel ich
ersehen habe, hast du der Frau Godl heuer fest geholfen. Sonst wär halt der Toni immer bei der Frau Godl unten gestanden. Mit der Linnitante ist es eine sehr umständliche Geschichte. Überhaupt,
wenn die Frau Godl noch immer so grantig ist, dann stehen die Gesichter immer bei uns heroben und wies überhaupt bei einem Geschäft ist. Liebste Mutter, schreib der Linni Tante, sie soll
meine Extra-Uniform zu Euch schicken. Mir ist nämlich mehr um die Uhr. Das wird die Linni schmerzen, daß jetzt mit Ihrem schon allzufrüh (gesehenen) Postfräulein nichts wird. Sie will halt noch
immer ein besseres Fräulein sein und haben aber alle einen großen (Dank), mit Respekt gesagt. Ist leicht der Karl, der Herr Lehrer, nach Gföhl gereist, weil er mir nämlich eine Karte von Krems
geschickt hat und das wär ja die richtige Direktion. Das von der Kriegsanleihe noch nichts gekommen ist wundert mich. Wenn nichts kommt, so lasse die Sache ganz ruhig einschlafen. Um die paar
Kronen Anzahlung ist nicht schade, da man sich um solche Geschäfte ohnehin nicht viel reißen darf. Du hast recht, daß du geschrieben hast, Gföhl hebt sich; wenn sogar die Kinder schon heiraten,
dann muß sich Gföhl bald auch biegen. Die Prinz Paula ist doch noch jünger wie ich. „Ja, ja, die Liebe“! Über den Burschenverein kann ich mir gar keine Vorwürfe machen, denn wenn die Geige
etwas begleitet dann muß es schon wunderherrlich sein. Ich möchte dich auch bitten, wenn du mir, liebste Mutter, die nachstehenden Adressen senden möchtest: ...., Pallisch.... von der Ernst
Godl und Hofbauer (Geigen).
Nun seid alle recht herzlichst gegrüßt von Eurem dankschuldigen Pepi.
26.7.1917
Liebste Mutter!
Habe deinen Brief sowie die 2 Packerl mit Freuden erhalten. Das Kirschenholen hätt ich auch mitmachen wol-len, das muß eine schöne Partie gewesen sein. Muß dir aber leider mitteilen, daß ich
von den Kirschen gar nichts gespürt habe, da die 2 Packerl ganz und gar ungenießbar waren. Alles war ganz verschimpelt. Wenn man es angeschaut hat, hat man bereits ------------.
Wie die 2 Packerl gekommen sind hab ichs weggeworfen. Wirst dich auch ärgern, nicht wahr? Aber leider. Da kann man nichts machen.
Auch, liebste Mutter, hätt ich eine Bitte. Sei so gut und schicke mir ein Geld, da man jetzt allerhand bekommt. Zum Rauchen und zum Essen. Und das Geld bekommt man wenigstens bestimmt mittels
Postanweisung. Auch hätt ich großen Appetit auf so eine Bahn.... wie du es selbst machst. Weißt, ich glaub so etwas, welches so aussieht wie Lebzelter, welches du mir schon öfters
geschickt hast.
Warum schreibt die Nessi jetzt nichts mehr. Hat ihr leicht der letzte Brief nicht gefallen? Bin ihr ohnehin so schön gekommen. Hab noch gar keine Antwort von ihr erhalten auf den letzten Brief.
Ich kann mir nicht .... was sie hat. Auch hab ich jetzt eine neue Adresse. Da bin ich mit dem Halmschlager beisammen. Ein Sohn von der Senftenberger Halmschlagerin, welche an einem Donnerstag
und Sonntag immer auf Gföhl kommt.
Es grüßt dich vielmals dein dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
7. Komp. I. Zug
Hegerkurs
Feldpost 288
31.7.1917
Liebste Mutter
Heute deine Karte mit Dank erhalten und auch 2 Packerl. Aber leider! Das eine, wo Kirschen darin waren, von dem war überhaupt nichts hier, ist schon alles herausgefault gewesen und das andere
mit den Stachelbeeren war noch so halbwegs annehmbar.
Liebste Mutter, ich lege dir zu Herzen, eßt solche Sachen lieber selbst, besonders Obst. Schickt mir lieber Mohnstrudel, aber nicht viel eingefüllt oder Mohnknödel auf die hätt ich besonders
Appetit oder solche wie die Nessi es mir immer schickt und zwar Zuckerl....
Zur Obstzeit werde ich ohnehin auf Urlaub bei Euch sein. Ich hoffe auf ein sehr baldiges Wiedersehen. Auch möchte ich dich bitten, wenn du mir ein Handtuch und Socken schicken möchtest. Heut
hab ich dich schon wieder sehr belästigt, nicht wahr? Die neue Adresse weißt ohnehin schon. Nicht mehr I.R. 49, sondern gleich 7. Komp. I. Zug Hegerkurs, Feldpost 288. Das Packerl von der Nessi
hoffe ich mir heute. Freue mich schon sehr darauf. Bin immer gesund und frischen Mutes.
Bei uns ist es jetzt sehr heiß. Liebste Mutter, möchte dich auch bitten, wenn man vielleicht so Brausepulver oder irgend ein anderes durststillendes Mittel bekäme.
Auf baldiges Wiedersehen hoffend grüßt dich dein dankschuldiger Sohn Pepi
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K.u.K. Sturmkomp. der 4. I.D.
2. Zug
Feldpost 288
10.8.1917
Liebste Mutter
Deinen lieben Brief sowie Geld und die 2 Packerl erhalten und sage die ein dankendes Vergeltsgott. Hatte große Freude, da ich alles erhalten habe. Das Packerl von der Nessi hab ich noch nicht
bekommen. Ich hoffe aber jeden Tag selbes zu erhalten. Hab jetzt wieder eine andere Waffe. Bin .... jetzt bei den Sturmtruppen, daher wieder eine andere Waffe.
I.D.
K.&K. Sturmkomp. der 4. I.D., 2. Zug, Feldpost 288.
Liebste Mutter, schick mir jetzt kein Packerl mehr.
Bin immer gesund und wohlauf, was ich auch von Euch hoffe. Sonst weiß ich heute wirklich nichts zu schreiben. Auf ein frohes Wiedersehen
Grüßt dich dein dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
Absender: J. Daniel
K.u.K. Sturmbattailon 4
Sturmkompanie 49, 3. Zug
Feldpost 288
30.9.1917
Liebste Mutter
Grüße dich aufs herzlichste und nun werde ich dir berichten was es Neues und Altes gibt. Mit der Post bin ich glücklich nach Krems gekommen. Dieselbe war wie du wissen wirst sehr überfüllt.
Auch auf der Bahn hat es großes Gedränge gegeben. Hatten von Krems nach Wien eine Stunde Verspätung. In Wien bin ich zur Linni Tante gegangen und hab ihr zum letzten Mal in einem
Federbett übernachtet. Abends hatte ich noch fest geschmaust. Auch die Linni Tante läßt sich vielmals bedanken für den Mohnstrudel. Um ½8 Uhr vormittag bin ich wieder ins (schöne) Rußland
gereist. Den ersten Tag auf der Fahrt hat es mirs sauber (gekrempelt). Aber jetzt ist schon alles wieder überstanden. Liebste Mutter, vergessen hab ich sehr viel und zwar: Schuhpaste,
Schuh-riemen, Seife. Als ich hier angekommen bin war auch viel weg und lauter solche Sachen die man alltäglich braucht. Der schöne Spiegel, der Kamm, die Kleiderbürste, alles war weg. So einen
großen Spiegel brauchst mir nicht schicken. Aber .... wenn ichs wiederhaben könnt wär mir sehr lieb. Die Nessi soll auch zum Apotheker hinschauen wegen dem Zahn..... vielleicht bekommt sie
einen. Die Nessi hat mir wirklich sehr erbarmt, als ich auf ihrer Karte gelesen habe, daß sie vor lauter Kränkung nicht einmal die Radlpartie mitgemacht hat.
Die herzlichsten Grüße sendet dir dein dankschuldiger Sohn Pepi.
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
17.12.191?
Liebste Mutter
Habe gestern das Kistl und heute die 3 Packerl mit Dank erhalten. Es ist wirklich was, wenn man von zu Hause ein Packerl bekommt, ist es einem viel leichter. Der Mohnstrudel wurde gleich
verzehrt weil ich ohnehin gerade kein Brot gehabt habe. Der Krieg geht zu lange schon ..... Auch allen ... Dank für die Liebesgaben. Kann nicht jeder allein schreiben denn es ist keine Zeit. Im
Vorhinein auf ein paar Packerl hoffend grüßt Euch Euer Josef
Wohlg. Frau
Agnes Daniel
Gföhl
22.12.191?
Liebste Mutter
Wie ich dir schon mitgeteilt habe ist alles in Ordnung eingetroffen, das Brot war noch sehr gut, das Packerl von der Nessi ist noch ausständig, welches am 19. 12. Aufgegeben wurde. Erwarte es
heute oder morgen. Freue mich schon sehr darauf; da wird wieder was Gutes drinnen sein. Mir ist gar nicht so als wenn Weihnachten wäre. Denk gar nicht darauf. Hoffentlich können wir es nächstes
Jahr mitsammen feiern.
Es grüßt dich Pepi.