ZEIT.PUNKT GFÖHL

Artikel-Tagebücher - Zeitpunkt.Gföhl - Ausgabe 2017-1

Ausgabe 01 1/2017

In memoriam Paul Ney

2017 jährt sich zum fünften Mal der Todestag von Paul Ney. Wie ein Einzelner der Gesellschaft fehlen kann zeigt sich an der Person von Paul Ney. Ein Gesprächspartner im Cafe Fischer der zu vielen Bereichen der Lokalhistorie Auskunft geben konnte, ein Mann der sachlich und fachlich bestens zu vielen Themen des menschlichen Lebens, oft ironisch, oft hintergründig seine Kenntnisse einbrachte. Abgesehen von der Familien- und Sprachforschung brachte er sich in Vereinen ein und als Chronist erwies er der Nachwelt wertvolle Dienste. Erst heute können wir sein Wirken im vollen Umfang abschätzen und würdigen. Danke, dass Sie uns zu Diensten standen, schade, dass Sie nicht mehr unter uns weilen können.

In der Zeitschrift „Das Waldviertel“, Ausgabe 1/2013, erschien ein Artikel von Prof. Mag. Herbert Stastny:

Heimatforscher SR Paul Ney verstorben
Völlig überraschend ist am Donnerstag, 6. Dezember 2012, der allseits überaus geschätzte Gföhlerwälder Heimatforscher SR Paul Ney, Hauptschullehrer i. R. im 70. Lebensjahr gestorben.
Paul Ney wurde am 7. April 1943 in eine alteingesessene Handwerkerfamilie in Gföhl geboren. Nach dem Besuch der hiesigen Volks- und Hauptschule kam er an die damalige Lehrerbildungsanstalt nach Krems, trat seinen ersten Dienstposten als Volksschullehrer in Schloss Rosenau an und absolvierte dann seinen Präsenzdienst. Ab 1966 unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung an der Hauptschule Gföhl vor allem die Fächer Deutsch und Englisch, zeitweise auch Biologie und katholische Religion. 2002 wurde er durch den Berufstitel Schulrat geehrt. Seit 1967 war er mit Christa, geb. Pichler, verheiratet, zwei Söhne wurden in die vorbildlich geführte Ehe hinein geboren.
Paul Ney war mehr als dreißig Jahre Pfarr- und Gemeindearchivar, einige Jahre betätigte er sich auch als Chronist der nunmehrigen Stadtgemeinde Gföhl und initiierte den Aufbau einer lokalhistorischen Bücherei. Allen Forschern, welche sich bittend an ihn wandten, gab er stets gern Auskunft und stand ihnen selbstlos zur Seite, ob persönlich oder schriftlich. Der hiesige Gemeinderat verlieh ihm dafür die Wappenplakette in Bronze (1996) und die in Silber (2005).
Seit seinen Jugendjahren beschäftigte sich SR Ney intensiv als Familienforscher. In gewaltigen Ordnern sammelte er aus den verschiedensten Archiven Informationen zu seiner Familie und der seiner Ehegattin. So kam ihm überaus gelegen, dass Pfarrmatriken nun auch digital einsehbar sind, um sich langwierige Reisen in die einzelnen Pfarren zu ersparen: Geduldig hatte er sich nämlich bald die nötigen Kenntnisse am Computer angeeignet, das Internet wurde ihm ein willkommener Helfer. In seinen lokalhistorischen Forschungen erwarb er sich auf dem Gebiet der Familien- und Ortsnamenskunde überregionale Anerkennung, stand er doch regelmäßig in Kontakt mit den Sprachforschern Eberhard Kranzmayer (1897-1975) und Maria Hornung (1920-2010). Er war auch fleißiger Autor und Mitarbeiter in fast allen Publikationen der letzten 35 Jahre über den Gföhlerwald. Als akribischer Lektor der Artikel der Mitautoren und Kollegen kamen ihm seine profunden Kenntnisse der deutschen Grammatik und Orthographie natürlich sehr zu Hilfe. Für die periodisch erscheinende Lokalschrift „Gföhlerwald Kulturspiegel, Region Gföhl-Jaidhof“ (1893-2012, 81 Hefte) lieferte Paul Ney seine Artikel stets präzise recherchiert und überpünktlich ab. Der von ihm begründete und bis zuletzt regelmäßig besuchte „Kulturstammtisch“ in einem Gföhler Gast- bzw. Kaffeehaus bildete durch Jahrzehnte den Treffpunkt vieler geschichtsinteressierter Gföhler Bewohner. Mit seinem tiefgründigen Humor und Wortwitz war er stets ein gern gesehener Gast.
Seit 1953 war Paul Ney pflichtbewusster Teil der Gföhler Pfadfinder und somit eines der Gründungsmitglieder. Bis zu seinem Lebensende widmete er diesen und auch der Pfadfindergilde, welche 1997 gegründet worden war, gerne Zeit  und lebte aus tiefster Überzeugung die Prinzipien ihres Gründers Robert Baden-Powell, wie ihm auch der christliche Glaube Richtschnur in seinem Leben darstellte. Dem ÖKB-Stadtverband Gföhl, dessen Mitglied er seit 1988 war, diente SR Ney lange Jahre als Schriftführer bzw. dessen Stellvertreter.
Das Begräbnis am 14. Dezember 2012 wurde zur Demonstration der Bekannt- und Beliebtheit des so frühzeitig verschiedenen Gföhler Mitbürgers SR Paul Ney.      
Herbert Stastny

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In dieser Rubrik soll besonderen Ge- oder Bedenktagen Raum gegeben werden. Erinnerungen an denkwürdige Tage oder Ereignisse. Ich lade Sie herzlich ein Anregungen oder selbst Artikel beizubringen. Der Autor zeichnet natürlich für den Inhalt selbst verantwortlich, die Entscheidung über die Wiedergabe liegt jedoch beim Medieninhaber.

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