025 - Sinzendorfer-Gruft

Die Österreichische Kunsttopographie, Band I, Krems, 1907, berichtet:
Zinzendorfsche Gruft: rechteckiges Gebäude in Lisenenumrahmung mit eingeblendeten querovalen Nischen; vorn rechteckige Tür. Schindelwalmdach. Das Innere durch zwei Gurten in drei Felder geteilt, von denen die äußeren in der Tonne gewölbt sind, das innere mit einer Kuppel bedeckt ist. Geschnitzte Särge der Familie Zinzendorf; der älteste von Georg Ludwig Zinzendorf von 1681.

NÖN 24/1988
Nur wenige wissen davon
Sinzendorfer-Gruft barg Kunstschätze: Renovierung nötig!
GFÖHL. – Nur wenige Gföhler wissen davon, was es mit der sogenannten „Sinzendorfer-Gruft“ auf dem Friedhof auf sich hat. ÖR Franz Fux hat eine private Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit der Geschichte dieses Bauwerks beschäftigt.
Verbrieft ist jedenfalls, daß die Gruft bereits in den Jahren 1758 bis 1761 (!) errichtet wurde: Johann Wilhelm Graf von Sinzendorf hat den diesbezüglichen testamentarischen Wunsch seines verstorbenen Vaters Philipp Ludwig Sinzendorf erfüllt. Der Verstorbene legte sogar testamentarisch nieder – und setzte dafür jährlich 60 Gulden aus -, daß am Todestag die Glocken läuteten und eine Messe gelesen wurde. Bis zur Währungsreform zu Beginn unseres Jahrhunderts hat sich diese Sitte nachweislich erhalten.
Verbrieft ist auch, daß der Sarg des ehemaligen Hofkanzlers aus der Wiener Michaelerkirche in die familieneigene Gruft nach Gföhl überführt wurde, insgesamt sollen 16 Särge in der Gruft aufgenommen worden sein.
In Zusammenhang mit den Nachforschungen stieß die Arbeitsgruppe – sie besteht unter Leitung von ÖR Fux aus HS-Dir. Peter Misof, Pastoralass. Mag. Johann Wimmer, GR Alois Blamauer, Walter Enzinger und Ob.-Sekr. Ganser – auch auf die seinerzeit in der Gruft aufgestellte „Kreuzigungsgruppe“. Die Statuen der hl. Maria und des hl. Johannes sowie ein Christuskorpus sind derzeit in einem Abstellraum der Gföhler Pfarrkirche aufbewahrt. Unter Dechant Stadler wurde die lebensgroße Marienstatue (alle Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt) restauriert.

NÖN 29/1991
Hinter zwei Gedenktafeln wurden alte Fensteröffnungen entdeckt

Ehemaliger Schatzmeister in der Sinzendorfer-Gruft!
GFÖHL. Mindestens 230 Jahre ist die „Sinzendorfer-Gruft“ im Gföhler Friedhof schon alt. Vor einigen Jahren wurde das Dach saniert, nunmehr soll das Innen- und Außenmauerwerk erneuert werden. Beim Abschlagen des Putzes machte man jedoch eine interessante Entdeckung: Hinter den links und rechts der Eingangstür angebrachten Gedenktafeln waren früher Fensteröffnungen vorhanden. Im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt wurden die beiden Tafeln demontiert, die Fenster wurden freigelegt. … Die Sinzendorfer-Gruft im Gföhler Friedhof ist nicht nur eines der schönsten Baudenkmäler, sie beherbergt vielmehr auch ein Stück „Staatsgeschichte“. Aufgrund von Aufzeichnungen ist zunächst erwiesen, daß 14 Särge im Gruftboden versenkt sind. So ist Phillipp Ludwig Sinzendorf dort bestattet, der Erbschatzmeister und Hofkanzler unter Kaiser Karl IV. war und damals bei Hofe das zweithöchste Amt nach dem Hofmeister bekleidete. Auch Georg Ludwig Sinzendorf, Hofkammerpräsident unter Kaiser Leopold I., wurde seinerzeit von Passau nach Gföhl überführt. Auch der Erbauer der Gruft, Johann Wilhelm Sinzendorf, wurde in Gföhl bestattet.
[Die Gföhler Gemeindenachrichten Nr. 3/1991, September 1991, berichten ebenfalls über die Sinzendorfer-Gruft]
NÖN 39/1992
Gruft der Sinzendorfer erstrahlt in neuem Glanz

GFÖHL. Die Sinzendorfergruft im Gföhler Friedhof erstrahlt in neuem Glanz. Am Donnerstag, 10. September, erfolgte die feierliche Segnung, den Festakt umrahmte die Gendarmeriemusik Niederösterreich. Im Jahre 1761 wurde die Gruft von den Sinzendorfern errichtet. Vierzehn Särge wurden zunächst darin untergebracht, 1926 richtete die Gemeinde Gföhl an die Gutsverwaltung Jaidhof das Ersuchen, das Gebäude als Aufbahrungshalle nutzen zu dürfen. Die Särge der Sinzendorfer wurden im Gruftboden eingelassen. Nach Fertigstellung der neuen Gföhler Leichenhalle war das Gebäude ohne Funktion. ÖK. Rat Franz Fux, damals Stadtrat für Kultur, nahm sich der Sache an. Er erkannte zunächst die Bedeutung der Kreuzigungsgruppe, die man seit 1926 im Turm der Gföhler Pfarrkirche aufbewahrte und wies auf die notwendige Sanierung hin. ...
SR Gerhard Gruber berichtet im „Waldviertler Kulturspiegel“, Heft 37, September 1992, über die Sanierungsmaßnahmen an der Sinzendorfergruft:
Sinzendorfergruft in neuem Glanz!
„Nachdem sich bereits 1987 der damalige Kulturausschuß und parallel dazu ab 1988 eine private Arbeitsgruppe unter ÖRat Franz Fux mit der Geschichte dieses Bauwerkes und damit verbundenen Sanierungsmaßnahmen beschäftigt hatten, gelang nun 1991/1992 doch endgültig die Renovierung und Restaurierung dieses Bauwerkes.
Die 1761 unter Johann Wilhelm Sinzendorf erbaute Gruft wurde per Vertrag im Jahre 1925 durch die Gemeinde Gföhl übernommen. Insgesamt 14 Särge fanden als endgültige Grabstätte unterhalb des jetzigen Bodens der Gruft einen bleibenden Platz. Der leere Gruftkapellenraum fand nun als Leichenhalle für die Marktgemeinde Gföhl Verwendung. Gleichzeitig übernahm die Gemeinde auch die Verpflichtung, das Gebäude auf ihre Kosten zu erhalten. Das in den letzten Jahren ziemlich desolat gewordene Gruftgebäude bedurfte daher längst einer dringenden Sanierung.
Nach Vorbereitungen des derzeitigen Kulturausschusses unter Vorsitz von StR Gerhard Gruber faßte daher der Gemeinderat am 19. Juli 1990 den endgültigen Beschluß, eine Gesamtrenovierung des Gebäudes und der im Inneren befindlichen Kreuzigungsgruppe durchzuführen.
Daß sämtliche Arbeiten an dieser historisch so wertvollen Bausubstanz bzw. der Kreuzigungsgruppe nur in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt werden konnten, versteht sich von selbst.
Während der Renovierungsarbeiten am Gebäude stellte sich heraus, daß die an der Vorderfront angebrachten Grabplatten der Ortspfarrer Hochwürden Johann Mühler und Hochwürden Franz Ettenauer anstelle ursprünglich vorhandener ovaler Fensteröffnungen nachträglich eingesetzt worden waren.
In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und dem Stadtpfarrer, Hermann Zainzinger, wurden daher die Fenster wieder errichtet. Die beiden renovierten Grabplatten der Ortspfarrer, die kleinere Tafel von Hochwürden Josef Bruckner sowie die leider nur mehr eine vorhandene schmiedeeiserne Grabumrahmung wurden im Inneren der Gruft untergebracht. Die zweite Grabumrahmung ging leider schon früher verloren.
Die Restaurierung der Kreuzigungsgruppe (Christus am Kreuz, Maria und Johannes) durch die Fachwerkstätten des Bundesdenkmalamtes brachte eine große Überraschung. Es stellte sich nämlich heraus, daß die aus Ahornholz geschnitzten Skulpturen – weit älter als ursprünglich vermutet – aus dem Barock stammen und ca. um 1680 entstanden sind. Die bemalte Kreuzigungsgruppe ist damit sicherlich Gföhls kostbarstes sakrales Kulturgut, da ja unsere Pfarrkirche durch den letzten Brand von 1820 all ihrer älteren Kunstschätze beraubt wurde. ...
Ein Großteil der Gesamtbaukosten von ca. S 570.000,- konnte durch folgende Zuschüsse und Spenden, für die an dieser Stelle nochmals recht herzlich Dank gesagt werden soll, finanziert werden:
Frau Baronin Rosa Gutmann: S 40.000,-
Pfarre Gföh: lS 20.000,-
Bundesdenkmalamt: S 50.000,-
NÖ. Landesregierung: S 60.000,-
Mit einer feierlichen Eröffnungsfeier und einer Einsegnung der Gruft wurde dieses historische Denkmal am Gföhler Friedhof am 10. September 1992 der Öffentlichkeit präsentiert.“

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