010 - Bodmershof-Denkmal Gföhl
Zur Person von Imma von Bodmershof:
Kremser Zeitung. 11.8.1980
Imma von Bodmershof feierte 85. Geburtstag
Fern der großen Welt, in der ländlichen Abgeschiedenheit von Schloß Raspach (Rastbach bei Gföhl) beging Imma von Bodmershof die 85. Wiederkehr ihres Geburtstages.
Geboren wurde sie am 10. August 1895 in Graz als Tochter des Universitätslehrers und Begründers der Gestaltenlehre, Christian Freiherr von Ehrenfels. Die Liebe zur Poesie wurde durch den Umgang
mit dem Hölderlinforscher Norbert v. Hellingrath, Rainer Maria Rilke und den literarischen Kreis um Stefan George entscheidend gefördert. ...
1981 erscheint in der Edition Tusch das Buch „Waldviertel – Portrait einer Kulturlandschaft“ mit Fotos von Franz Hubmann und einem Text von David Axmann. Darin wird unter
anderem auch über Alfred Kurz, Bildhauer in Wietzen, Imma von Bodmershof, der Dichterin aus Rastbach, und Wilhelm Szabo, dem Lyriker aus Lichtenau, geschrieben.
Über Imma von Bodmershof ist zu lesen: „... Imma von Bodmershof wurde am 10. August 1895 in Graz geboren. Ihr Vater, Christian Freiherr von Ehrenfels war nicht nur im
Waldviertel beheimatet und begütert, sondern auch im Reich der Geisteswissenschaften zuhause. Als einer der Begründer der modernen Wertphilosophie dachte er sich das Begriffssystem der
`Gestaltqualität` aus, mit welchem er die Überwindung der mechanistischen Assoziationspsychologie durch die beseelte Ganzheitspsychologie vorbereitete. ... Schon in jungen Jahren von der
Dichtkunst begeistert, hatte sie Umgang mit dem Hölderlin-Forscher Norbert von Hellingrath, Rainer Maria Rilke und dem Kreis um Stefan George. ... Nachdem sie die großstädtischen Hörsäle
verlassen und Dr. Wilhelm von Bodmershof geheiratet hatte, zog sie ins Land ihres Vaters und wurde Gutsbesitzerin in Rastbach bei Gföhl. ... Daß sie der Heimat zugetan und mit dem Leben ihrer
Landsleute vertraut ist, kann man aus manchen literarischen Produktionen deutlich herauslesen. Wie denn überhaupt ihr schriftstellerisches Werk eine Fundgrube ist für jeden, der Imma von
Bodmershof kennenlernen möchte. `Das Eigentliche`, schreibt sie in ihrer `Kleinen Autobiographie`, versucht sich in meinen Büchern auszusprechen und wer etwas von mir wissen wollte, könnte es
daraus am besten erfahren.` ... Wir sind bei Imma von Bodmershofs Hauptwerk angelangt. Bei jenem Buch, darin es um besondere Rosse geht. Bei ihrem Roman `Die Rosse des Urban Roithner`, der,
obwohl schon im Jahre 1950 erschienen, auch heute noch, im Zeitalter der Traktoren, als ein Waldviertel-Roman par excellence gilt. Wir erfahren darin viel Aufschlußreiches über die harte,
eintönige, beschwerliche Arbeit der Bauern, lernen deren einfaches, aber kräftiges Essen kennen (`eine rechtschaffene Stoßsuppe, sämig und weiß, zur sauren Milch war Rahm dazugetan, feines
weißes Mehl, Kümmel und etwas Salz. Das schwarze Hausbrot dazu ...`), erhalten Einblick in die `starke Arbeit` des Brotbackens und die bunte Lust des Beeren- und Pilzesuchens. In der Hauptsache
jedoch erfahren wir das Schicksal des Urban Roithner, eines Mannes von enormer Muskelkraft und nicht minder heftiger Leidenschaft. ... Urban Roithner, der seine Knechtschaft abgeworfen hat
fährt mit seinen Rossen gegen die Grenzen der Menschen an. Der Gewaltsame will die Schranken der natürlichen Ordnung durchbrechen. Der Rücksichtslose will sich über bodenständige Traditionen
hinwegsetzen. Roithner begehrt das Ungemeine. Er sehnt sich mit allen wilden Seelenkräften danach, Bauer und Fuhrmann zugleich zu sein. Er, der Scholle tief Verhaftete, will den Himmel
erstürmen. Indem er tollkühn über sein Menschenschicksal hinausgaloppieren will, fordert er die ewigen Mächte heraus. Und so rast Urban Roithner, der Waldviertler Prometheus, peitschenknallend
durch die schaurige Nacht des Wahnsinns in sein schwarzes Verderben hinab. `Aber die Rede von ihm und seinen Rossen und von dem, was ihnen geschehen war, ging noch lange um unter den Leuten
oben im Waldviertel.`“
Siehe auch:
Bezirkschronik Gföhl, Bände 1, 2 und 3, Friedrich Weber, 2006-2008
NÖN 36/1995
Gföhl setzt Imma von Bodmershof ein Denkmal
Wieder eine Feier zum 100. Geburtstag
GFÖHL. Anläßlich des 100. Geburtstages der Waldviertler Literatin Imma von Bodmershof fand die Enthüllung eines Gedenksteines statt. Begrüßungsworte sprachen Vizebürgermeister Simlinger sowie
die Vertreterin der österr. Haikugesellschaft, Isolde Schäfer. Zahlreiche Ehrengäste, von Rolf Peter Ehrenfels, Graf Thurn aus Rastenberg, der Literat Friedrich Heller bis
BHW-Landesvorsitzender Dr. Wurzer nahmen an der Feier teil. Die Festansprache hielt die Organisatorin GR Jutta Kaindl. Der Waldviertler Künstler Willi Engelmayer schuf den Gedenkstein.
Die Stadtgemeinde Gföhl gibt anläßlich des 100. Geburtstages von Imma von Bodmershof eine Gedenkschrift, verfaßt von Jutta Kaindl, heraus.
Zum Bodmershof-Denkmal in Gföhl, errichtet durch die Stadtgemeinde Gföhl im August 1995:
Entwurf und Gestaltung: Willi Engelmayer, Schweiggers
Legende: Pyramide aus Gebhartser Granit, stilisierte Lyra und Lorbeerzweig als Attribute der Dichtkunst, umrahmt von Waldviertler Edelsteinen (Bergkristall, Achat, Serpentin, Amethyst,
Turmalin, Milch-Opal, Granat / Sammlung Johann Augustin, Dietmanns); im Vordergrund der Anlage Granit- restlinge, die die Anordnung der siebzehn Silben des Haiku-Gedichtes darstellen.
Weitere Presseartikel
Kremser Zeitung. 18. 6. 1959
RASTBACH. Staatspreis für Imma Bodmershof
Vergangene Woche wurde der Heimatdichterin Baronin Imma von Bodmershof eine hohe Auszeichnung zuteil. Für ihr Wirken und ihre Werke erhielt die Waldviertler Dichterin aus der Hand des
Bundesministers für Unterricht, Dr. Drimmel, im Beisein des Bundeskanzlers Ing. Julius Raab den Oesterreichischen Staatspreis.
Die Verleihung des Oesterreichischen Staatspreises wurde im Rundfunk und Fernsehen übertragen und von der Bevölkerung ihrer engeren Heimat mit großer Genugtuung und Freude aufgenommen. Das
neueste Werk der Dichterin ist der Roman „Sieben Handvoll Salz“. Mögen der beliebten Dichterin noch viele Jahre frohen Schaffens an der Seite ihres Gatten, des Gutsbesitzers von Rastbach,
Doktor Wilhelm Bodmershof, beschieden sein.
Kremser Zeitung. 10. 9. 1959
RASTBACH. Ehrenbürgerernennung.
Am 17. 9. wurde Frau Baronin Imma von Bodmershof in Anwesenheit des gesamten Gemeinderates das Ehrenbürgerrecht verliehen. ...
Kremser Zeitung. 17. 8. 1970
Große Ehrung für Imma von Bodmershof
RASTBACH. – Das Leben, besonders die literarischen Werke der Schloßherrin von Rastbach wurden am 8. August anläßlich ihres 75. Geburtstages in einstündiger Sendung vom österreichischen
Rundfunk sehr eingehend gewürdigt. Schon früher erhielt sie in Anbetracht ihrer Verdienste einen österreichischen Staatspreis sowie einen Preis der Stadt Wien.
Die Werke vieler Künstler haben oft erst nach deren Tod die verdiente Anerkennung gefunden. Wir freuen uns mit unserer österreichischen Dichterin, daß sie schon zu Lebzeiten so große
Anerkennung gefunden hat. Ihre großartigen Werke haben nicht nur künstlerischen, sondern auch echt menschlichen und religiösen Wert. In der Beurteilung aller menschlichen Handlungen zieht sich
wie ein roter Faden in allen ihren Werken hin: „Haß oder Liebe“. Wie ergreifend in „Die Bartabnahme“ der Ausspruch: „Wenn wir die Sierren des Hasses, die Spanien durchziehen (im spanischen
Bürgerkrieg um 1930), umwandeln könnten in Liebe, sie würden ausreichen, die Welt mitzureißen“. In „Sieben Handvoll Salz“ weist sie die Menschheit hin auf den Meister der Liebe, in Bethlehem
geboren, auf Golgotha für alle Menschen gestorben. Sie schreibt: „Gott hat den Weg gezeigt für den Weg des Menschen“. In all ihren Werken bewundern wir die meisterhafte Sprache, die gründliche
Kenntnis von Land und Leuten. Der österreichische Rundfunk wies auch darauf hin, daß eines ihrer Werke in japanischer Sprache erschien, eine seltene Auszeichnung für eine europäische
Dichterin.
Die Rastbacher sind stolz auf ihre „österreichische Dichterin“, beglückwünschen sie zum 75. Geburtsfest, wünschen ihren Werken in der Umwandlung von Haß in Liebe recht viel Erfolg, ihr selbst
noch viele Jahre in guter Gesundheit in ihrem geliebten Rastbacher Schloß an der Seite ihres geschätzten Gatten, dessen wissenschaftliches Werk ebenfalls große Beachtung findet.