Rastbach 0004 - Photograph
Besitzer 2014
Aschauer Johann und Maria
Amtsblatt vom 22. 10. 1914
Gewerbeanmeldung
Ecker Johann, Landschaftsphotographie, Raspach [Rastbach] 4
Land Zeitung. 12. 3. 1953
Rastbach.
Todesfall eines geschätzten Mitbürgers
Am 23. 2. starb im Alter von 81 Jahren unser lieber Mitbürger, Herr Johann Ecker in Reisling. Herr Ecker, der in letzter Zeit immer schon kränkelte, starb infolge Altersschwäche. Ein großer
Leichenzug bewegte sich unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle Lichtenau und der Feuerwehren Rastbach und Reisling von Reisling über Rastbach, seinem Wirkungsort, zum Pfarrfriedhof in
Moritzreith. Am offenen Grabe hielt Herr Hochw. Pfarrer Leopold Schmid, einen zu Herzen gehenden Nachruf für den Verstorbenen. Herr Ecker stammte aus Scheutz, kam nach Wien und erlernte dort
das Goldschmied- und Uhrmachergewerbe. Im Jahre 1911 kam er nach Rastbach und übte dort zur vollsten Zufriedenheit aller Bewohner von Rastbach und Umgebung dieses Gewerbe aus... Er konnte sich
ein Haus und Grundstücke in Rastbach erwerben...
[Zur Person des Johann Ecker stellte SR Paul Ney aus der „Familienchronik Ney“ zur Verfügung:]
Der Rastbacher Johann Ecker - Portrait eines guten Menschen
(aus: Familienchronik NEY, Gföhl, unveröffentlicht)
Johann Ecker wurde am 27. Dezember 1871 im Elternhaus seiner Mutter in Großmotten CNr. 3 als außereheliches Kind geboren; sein Vater soll ein Bauer aus Moritzreith gewesen sein (dessen Name ist
in der Familienchronik angegeben).
Der Hausgeschichte im Rastbacher Heimatbuch nach könnte es sich um Joseph Schwarz gehandelt haben.
Nach der Heirat seiner Mutter mit deren Vetter kam er nach Scheutz CNr. 11 und wuchs dort mit seinen Halbgeschwistern Josef, Anna und Franz auf.
Johann erlernte in Vitis das Uhrmachergewerbe, fuhr gelegentlich mit dem Fahrrad nach Hause und wieder zurück, arbeitete 20 Jahre in Wien und kaufte angeblich im Jahre 1912 von Zimmermann
Fischer (Ehefrau Amalie, gestorben 1910) das Häuschen Rastbach CNr. 4, das er bis zu seinem Tod 1953 bewohnte.
Ursprünglich hatte er sein Uhrmacher- und Goldarbeitergewerbe in Scheutz CNr. 11 angemeldet, wo seine Mutter verheiratet und auch er selbst aufgewachsen war.
1913 meldete Johann Ecker sein dortiges Handwerk behördlich ab, um es nun in seinem neu gekauften Häuschen in Rastbach zu betreiben.
Er verdiente sich als Uhrmacher und Goldarbeiter, wie auf seinem Hausschild zu lesen war, auch hier sein Brot, war allgemein geschätzt und sehr beliebt und soll unzählige Male Brautführer wie
auch Obmann von „Ballkomitees“ gewesen sein.
In den Schulpausen kamen die Rastbacher Lehrer auf einen Kaffee in sein Häuschen; der "Ecker-Onkel" war eben allen ein positiver Begriff.
Als Erbteil seiner Mutter hatte er etwas Grund und Wald erhalten (den „Ladingseck-Wald“ und die „`Riagerschwiese“); er selbst erwarb zu seinem Häuschen insgesamt 6 Joch Äcker und Wiesen, die
von seinem Schwager Franz Löw in Reisling bearbeitet und später dessen sechs Kindern vererbt wurden.
Fast täglich ging der gute Mann zu seiner Halbschwester nach Reisling; er unterstützte die kinderreiche Familie seines Schwagers auch finanziell, und von seinen gelegentlichen Wienreisen
brachte er den Nichten und Neffen stets Geschenke mit, bei deren Einkauf ihn die in der Hauptstadt lebende "Rinessel-Tant" (angeblich seine Cousine Johanna, eine Schwester des Ignaz Dörr in
Rastbach CNr. 8) beraten haben soll.
Die kleine „Netterl Löw“, so wird erzählt, zerschnitt einst als Kind ihre alte Schürze, um die neue (ein Geschenk des Onkels) tragen zu dürfen; sie soll deshalb nicht gerade gelobt worden
sein.
Der "Ecker-Onkel" ging angeblich dreimal heiraten (damals waren Heiratsabsprachen im Hause der Braut üblich); er soll aber seinen Antrag stets im letzten Augenblick dadurch zurückgezogen
haben, daß er einfach bei der vorerst Auserwählten nicht mehr erschien.
Seine große Liebe scheint eine gewisse "Gatterer-Nandl" aus Lichtenau gewesen zu sein, deren Foto zu Lebzeiten des Onkels im Rastbacher Häuschen aufgestellt war. Besagte Nandl aber soll einen
Lichtenauer Bäcker namens Hermann Berner geheiratet haben.
Am 13. November 1921, als in Rastbach die Glockenweihe stattfand, wurde er Opfer eines Einbruchs, bei dem ihm etwa 35 Uhren gestohlen wurden. Ein schwerer Schlag für den bedauernswerten
Mann!
Johann Ecker war übrigens der erste Besitzer eines Fotoapparates in Rastbach, nach der Musik seines großen Grammophons (Plattenspieler mit Stahlfedermotor) lernten viele der dortigen
Jugendlichen das Tanzen, ein kleines lieh er oft seinen Nichten und Neffen, die sich damit die Zeit vertrieben.
Nachdem Anton Zifferer 1912 seinen "Handel mit Ansichtskarten" in Loiwein abgemeldet und Johann Ecker angeblich dessen Fotoapparat erworben hatte, meldete er mit 23. Juli 1914 des Gewerbe
"Landschaftsphotographie" in Rastbach an, wo er in der Folge fleißig Personen fotografierte; ob er auch Ansichtskarten herstellte, ist unbekannt.
Sein Großneffe Paul Ney in Gföhl erinnert sich, daß ihn der „Ecker-Onkel“ bei den häufigen Rastbach- und Reislingbesuchen seiner Familie immer gerne küßte; dessen Oberlippenbart aber kitzelte
jedesmal, und beide mussten stets herzlich lachen. Einmal schenkte er ihm zum Spielen ein altes Uhrwerk, das er zerlegen konnte.
Der gute Mann wusste auch einige lustige Reime, die er dem Kind stets bereitwillig aufzusagen pflegte – so leicht waren die Kinder damals noch zu unterhalten!
Dass der Ecker-Onkel auch bei der Rastbacher Feuerwehr war, ist einem Foto aus dem Jahre 1933 zu entnehmen (Die Feuerwehren der Gemeinde Gföhl, Gföhl 1993, S. 255; an der rechten Ecke des
höheren Pfeilers).
Johann Ecker stirbt am 23. Februar 1953 in Reisling CNr. 13 an Herzschwäche und wird im Familiengrab Löw in Moritzreith, Pfarre Rastbach, begraben (in seiner Sterbeurkunde des Standesamtes
Gföhl, Zl. 20/1953, steht "ohne Beruf"; dass Johann Ecker Uhrmacher war, scheint zum Zeitpunkt seines Todes bereits vergessen gewesen zu sein...).
Nach seinem Tod erbte sein Gföhler Großneffe eine kleine Taschenuhr mit Blumenmotiv auf dem Zifferblatt, die noch heute in Ehren gehalten wird.
Auch Ecker-Onkels goldene Taschenuhr, schon ursprünglich nicht mehr in bestem Zustand, ist ein Andenken an diesen unvergesslichen Menschen.
Das Häuschen Rastbach CNr. 4 erhielt einer seiner Neffen, der es am 9. April 1957 an Franz Güntner verkaufte.