Rastbach 0001 - Gut

Besitzer 2014
Ehrenfels Rolf Peter

Rastbach. Am 27. März 1924 heiratete Imma Freiin von Ehrenfels in der protestantischen Kirche in Krems Dr. Wilhelm von Bodmershof und erbte das Gut Rastbach.

Das Paar hatte ein sehr schweres Erbe anzutreten. Im Laufe des Jahres 1924 wurde in Rastbach der Meierhof wieder teilweise aufgebaut, das Wohngebäude neu gedeckt und die Ostfront mit einem Ziegeldach versehen. Die Pfarrchronik vermerkte: „Hoffentlich gelingt es der tatkräftigen Hand der jungen Frau, die Wirtschaft in Rastbach wieder zu beleben, weil dadurch für viele Rastbacher Arbeit und Verdienst geschaffen würde.“ Von der Bevölkerung recht herzlich begrüßt, hatte das junge Paar im Dezember 1927 Schloss Rastbach zu seinem Wohnsitz erwählt. In den Jahren 1928 und 1929 wurden Grundstücke, die verpachtet waren, verkauft.
In Rastbach legte man wieder Obstbaumkulturen an, deren Reste noch heute erhalten sind. Der Ribiselgarten mit der angeschlossenen Fruchtsafterzeugung war jahrzehntelang ein wichtiges Standbein und für viele Kinder, aber auch für viele Erwachsene, stellte der Pflückerlohn, das „Ribiselgeld“, eine nicht zu unterschätzende Verdienstquelle dar. Die Erzeugnisse der Kellerei hatten einen guten Ruf. Der Kellerbetrieb mit der Erzeugung von Spirituosen und die Ausübung des Patentes für das „Verfahren zur Imprägnierung von Getränken mit fester Kohlensäure“ wurden im November 1970 eingestellt.

Erinnerung
Als halbwüchsiger Bursch durfte ich mit dem Roller nach Rastbach fahren um beim Ribiselpflücken ein bischen Taschengeld zu lukrieren. Zahlreiche Personen pflückten tagelang die reifen Früchte, die in der gutseigenen Kellerei verarbeitet wurden.

Ein Zeitungsbericht aus frühen Jahren:

Kremser Zeitung, 11. 9. 1924
Rastbach.
(Autostation) Spät, aber endlich doch wird mit 4. September die Autofahrt Gföhl – Zwettl – Groß Gerungs eröffnet und die „chinesische Mauer“, welche sich zwischen Gföhl und Zwettl erhob, durchbrochen. Damit ist den in diesem von allem modernen Verkehr abgelegenen Winkel Gelegenheit gegeben in kurzer Zeit auch Wien zu erreichen. In 4 Stunden kann von hier aus die Bundeshauptstadt erreicht werden. Wer um 16.10 Uhr in Rastbach wegfährt, kann um 20.05 Uhr in Wien sein. Die Autofahrt Gföhl – Zwettl berührt folgende Orte: Gföhl, Rastbach, Moritzreith, Pallweis, Ober- und Nieder-Grünbach, Marbach im Felde, Rastenfeld, Friedersbach, Rudmanns, Zwettl Postamt, Bahnhof. Damit ist wieder ein Schritt in der Erschließung unseres schönen, lieben Waldviertels getan. [Streckenführung wurde jedoch noch geändert]

Amtsblatt vom 11. 8. 1956
Gewerbeanmeldung
Dr. Bodmershof, Flaschengroßhandel, Rastbach 1

Land Zeitung. 16. 8. 1956
Rastbach. Ribiselernte in vollem Gang.
Die Ribiselernte der Bodmershof`schen Weinkellerei schreitet rasch vorwärts und es konnte bereits ein beträchtlicher Teil der Ernte unter Dach und Fach gebracht werden...

Kremser Zeitung. 28. 8. 1958
Rastbach.
30 Tonnen erntet die „Ribiselfarm“
In der schönen Sommerfrische Rastbach, unweit von Gföhl, liegt das alte Schloß „Rastbach“. Baron Dr. Wilhelm von Bodmershof, der Besitzer, betreibt dort eine ausgedehnte Land- und Forstwirtschaft. Das Interessanteste und nicht Alltägliche ist dort die gewaltige Ribiselanlage. Der Schloßherr hat 1930 mit den ersten Pflanzungsversuchen begonnen und, nachdem sich die ersten Erfolge eingestellt haben, wurde eine Fläche von zweieinhalb Hektar auf diese Weise kultiviert. Eine Vergrößerung der ausgesetzten Fläche auf sechs Hektar ist vorgesehen.
Die alljährliche Ernte, eine mühevolle Arbeit, wird im Hochsommer von Frauen und Mädchen aus der nahen Umgebung besorgt, zu denen auch etliche Kremserinnen zählen. Mit einiger Geschicklichkeit und Fleiß kann eine Person durchschnittlich 60 Kilo Ribisel pro Tag pflücken. Die Entlohnung erfolgt per Kilo und beträgt einen Schilling. Die Gesamternte dauert etwa drei Wochen und beschäftigt hundert Menschen. Der durchschnittliche Jahresertrag liegt bei 30.000 kg.
In den großen Wein- und Sektkellereien des Schlosses, die mit den modernsten Maschinen ausgestattet sind, werden die verschiedenfarbigen Ribisel eingepreßt und verarbeitet. Aus dem gewonnenen Ribiselsaft werden sodann Fruchtsäfte, Aperitifs, Johannisbeer- und Dessertweine, sowie Schaumweine hergestellt. Dank der durchaus mäßigen Preise sind die Rastbacher Spezialitäten rasch vergriffen. Die Getränke werden ausschließlich im Inland abgesetzt.

Amtsblatt vom 18. 10. 1958
Gewerbeanmeldung
Dr. Bodmershof, Erzeugung von Spirituosen, Rastbach 1

Kremser Zeitung. 16. 11. 1970
Gutsbesitzer Dr. Bodmershof tot
Rastbach.
– Dr. Wilhelm Bodmershof, als Gutsbesitzer von Schloß Rastbach, aber auch als allseits hilfsbereiter und beliebter Mensch bekannt, starb am 5. November. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand das Begräbnis am 7. November in Rastbach-Moritzreith statt.
Da Dr. Bodmershof evangelischen Glaubens war, segnete ihn ein Pastor aus Horn ein. Geistlicher Rat Schmid von Rastbach, ein Freund des Hauses, begleitete den Toten auf seinem letzten Weg und sprach am Familiengrab ergreifende Worte des Abschieds. Der Witwe des Verstorbenen, Frau Imma Bodmershof, der bekannten und erfolgreichen Schriftstellerin, gilt die allgemeine Anteilnahme.
Dr. Bodmershof wurde 1898 als Sohn des Präs. der Finanzprokuratur Dr. W. Bodmershof, geboren. Während des Ersten Weltkrieges wurde er als 17jähriger Gymnasiast Soldat. Er erlitt drei schwere Verwundungen und wurde mit drei Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet und zum Leutnant befördert. Nach Kriegsende besuchte er die Konsulatakademie und Nationalökonomie. Dr. Bodmershof verehelichte sich 1924 mit Freiin Imma von Ehrenfels und übernahm 1925 das Gut Rastbach, das er gemeinsam mit seiner Gattin seither bewirtschaftete und ausbaute.
Über 30 Jahre war er Patronatsherr von Rastbach. Mit der Patronatsablöse vor zwei Jahren, die für ihn ein großes Opfer war, konnte die Kirche renoviert werden. Neben der Verwaltung seines Besitzes beschäftigte sich Dr. Bodmershof auch mit Studien philosophischer und religionswissenschaftlicher Art.

Amtsblatt vom 22. 5. 1971
Gewerbelöschung
Bodmershof, Spirituosen, Rastbach 1

Kremser Zeitung. 25. 8. 1975
Ehrungen für Frau Imma Bodmershof
Rastbach.
Am 10. 8. feierte Imma Bodmershof, Rastbach, ihren 80. Geburtstag. Am 18. 8. stand sie im Mittelpunkt einer Ehrung der Gemeinde Gföhl. Bgm. Wilhelm Kugler, Ortsvorsteher GGR Johann Stocker und Amtsfachinspektor Johann Loidl überbrachten ein Ehrengeschenk der Marktgemeinde Gföhl sowie im Auftrag des Kulturamts der Stadt Wien ein Geschenk von Vzbgm. Gertrude Fröhlich-Sandner. Auch Bundespräsident Dr. Kirchschläger übersandte der Staatspreisträgerin für Literatur ein Glückwunschtelegramm.

Kremser Zeitung. 19. 12. 1977
Verwalter Brachtel †
Rastbach.
Bei seiner Heimkehr von Wien, wo die Tochter die Berufsausbildung erfolgreich beendet hat, wurde der 73jährige Walter Brachtel am 14. 12. in der Jaidhofergasse in Gföhl vom Tod überrascht. Vor 30 Jahren war er nach Rastbach gekommen und hatte bis zu seiner Pensionierung das Gut Rastbach der Bodmershofschen Gutsverwaltung geleitet... Er war Träger mehrerer hoher Auszeichnungen.

Land Zeitung, 23. 4. 1981
Trauer um Rudolf Hanak
Rastbach.
Am Dienstag der Vorwoche verstarb nach schwerem Leiden der ehemalige „Kellermeister“ des Schlosses Rastbach bei Gföhl im 60. Lebensjahr. Bis zuletzt erwies sich der aus Südmähren Stammende, als großer Kämpfer, als er tapfer mit der heimtückischen Krankheit rang. Als junger Mann rückte er zur Wehrmacht ein, nahm an Rommels legendärem Afrikafeldzug teil und geriet in Tunis in alliierte Gefangenschaft. In seine Heimat konnte er nach der Kriegsgefangenschaft nicht mehr zurückkehren. 1947 kam er nach Rastbach, wo er bei der Bodmershofschen Gutsverwaltung eine Stellung fand, die er bis zur Auflösung des Betriebes, 30 Jahre lang mit Leib und Seele ausführte. In Rastbach fand er eine neue Heimat und baute gemeinsam mit seiner Gattin Anna für seine Familie ein Heim. Auch im Dienste der Allgemeinheit stellte er seinen Mann: 1950 trat er der Feuerwehr bei und war von 1956 bis zu den letzten Wahlen 1981 deren Kommandant; von 1965 bis zum Ende der selbständigen Gemeinde Rastbach gehörte er dem Gemeinderat an.

Land Zeitung, 7. 9. 1982
Am 26. August starb Imma v. Bodmershof
Rastbach/Gföhl.
Eine große Tochter des Waldviertels, die Schriftstellerin Imma von Bodmershof, ist am 26. August, kurz nach Vollendung ihres 87. Lebensjahres, für immer von uns gegangen. Die langjährige Schloßherrin von Rastbach wurde am 10. August 1895 in Graz geboren, sie war eines der Kinder des berühmten Universitätsprofessors Christian Freiherr von Ehrenfels, der als Begründer der Gestaltenlehre einen weltberühmten Namen besitzt. Ihre Kindheit verbrachte sie im Schloß Lichtenau, das ihrem Vater gehörte. ... 1924 übernahmen sie und ihr Gatte Wilhelm das väterliche Gut in Rastbach. Ab 1937 schrieb sie Romane, eines ihrer Hauptwerke, „Die Rosse des Urban Roitner“,... Eines ihrer letzten Werke war „Mohn und Granit“, erschienen im Nö. Pressehaus im Jahre 1976. Seit 1940 beschäftigte sie sich mit japanischer Verskunst, dem Haiku... Für ihren Sizilien-Roman „Sieben Handvoll Salz“, 1958, wurde sie mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet, dieser Auszeichnung folgten der Kulturpreis des Landes Niederösterreich 1965 sowie das Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft I. Klasse und ein Würdigungspreis der Stadt Wien im Jahre 1969... Mit Imma von Bodmershof starb eine große Persönlichkeit. Sie wurde am 29. August an der Seite ihres im Jahr 1970 verstorbenen Gatten Wilhelm im Friedhof Moritzreith begraben.

Rastbach.
Die Pfarrchronik berichtet:
„Heimgang in die ewige Heimat unserer allseits beliebten Schlossherrin Frau Baronin Imma v. Bodmershof, Heimatdichterin, am 26. August 1982 um 22h, kurz nach Vollendung ihres 87. Geburtstages. Das Begräbnis hielt H. Dechant Prinz von Lichtenau und Hochw. H. Josef Dorninger, am Sonntag den 29. August um 2h nachmittags in der Kirche Moritzreith, es sang der Kirchenchor Gföhl. Die Beisetzung erfolgte im Familiengrab an der Seite ihres 1970 verstorbenen Ehegatten. Der Bürgermeister von Gföhl, Dipl. Ing. Friedrich Fassler sprach ehrende Worte für die große Tochter des Waldviertels.“

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