Hohenstein 0010 - Säge

Besitzer 2014
Himmetzberger Karl

Z.: XII-632/6. Himmetzberger Karl, Mahlmüllergewerbe in Hohenstein, Genehmigung der Anlage zur Erzeugung von elektrischem Strom für Eigenbedarf.
Edikt.
Karl Himmetzberger, Mahlmüller in Hohenstein 10, hat h. a. um Genehmigung seiner bereits errichteten Anlage zur Erzeugung von elektrischem Strom für Eigen¬bedarf in seiner Mühle in Hohenstein Nr. 10 angesucht.
Auf Grund dieses Ansuchens wird im Sinne der §§ 25 und 29 der Gewerbeordnung die kommissionelle Verhandlung behufs gewerbebehördlicher Genehmigung für Mittwoch, den 20. Juli 1938, um 11 Uhr 45, anberaumt. Die Teilnehmer treffen sich an Ort und Stelle.

Die einstige Hofmühle von Hohenstein

Eine geschichtliche Rückschau auf Haus und Bewohner
von Heinrich Hengstberger, wirklicher Amtsrat i. R.

Hohenstein, im Sommer 1949
[mit teilweise späteren Ergänzungen]

1. Abschnitt
Einleitung

Die Mühlen in der Urzeit. Die Erfindung des Wasserrades. Mühlen im Kremstal.
Wie heutzutage noch die Wilden ihr Getreide auf einem hohlen Stein mit einer Keule zerstampfen oder zwischen Steinen zerreiben, so werden auch bei uns in den Urzeiten die Getreidekörner zu Mehl zermalmt worden sein. Es wird lange Zeit gebraucht haben, ehe die Menschen darauf gekommen sind einen Stein auf den anderen zu legen und zum Mahlen zu drehen, und viele Jahrhunderte werden wieder vergangen sein, bis sie auf den Gedanken gekommen sind, ihre Haustiere an einen Querbaum zu spannen, dass sie diese Arbeit verrichten.
Im zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt ist es den Griechen gelungen, das Wasserrad zu erfinden, das auch bald auf die Mühlen angewendet worden sein dürfte.
In unserer Gegend, die ja erst um das Jahr 1000 nach Christus dichter besiedelt worden ist, bot der Kremsfluß mit seinen zahlreichen Windungen vielfach Gelegenheit zur Anlage von Mühlen und Hämmern.
Eine Mühle hat in Hohenstein wohl schon im Mittelalter bestanden, denn für die „Herren von Hohenstein“, die bereits im Jahre 1168 urkundlich hier erwähnt werden, war eine in der Nähe ihrer Burg gelegene Mühle eine unbedingte Notwendigkeit.
An der Großen Krems gab es zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) 15 zinspflichtige Mühlen, darunter in Unter-Meisling drei, in Ober-Meisling eine (später zwei); in Hohenstein waren zwei Mühlen vorhanden: die Hofmühle (jetzt Haus Nr. 10) und die Hammermühle (Haus Nr. 18). Die Hammermühle wurde etwa bis 1700 vornehmlich als Mühle geführt, ein Hammer war, wie schon der Name sagt, ebenfalls dabei. Zur Zeit, als beim Hause Nr. 18 nur mehr der Hammer allein betrieben wurde, dürfte schon auf dem Hause Nr. 1, wo ursprünglich eine Sichel- und Weinmesserschmiede war, eine Mühle errichtet worden sein, die bis zum Jahre 1883 bestand und nach dem Ankaufe durch die Gutsherrschaft Els-Felling auf ein Sägewerk umgestellt wurde.

2. Abschnitt
Die alte Hofmühle.

Den ersten derzeit bekannten urkundlichen Nachweis über das Vorhandensein einer Mühle in Hohenstein liefern die alten Pfarrmatriken von Meisling. So berichtet das Totenbuch, dass am 15. Dezember 1634 dem „Hofmüller zu Hohenstein“ ein Kind gestorben ist. Wie vielfach in den älteren Matriken ist auch hier der Name des Müllers nicht genannt, da ja durch die Berufsbezeichnung für die damaligen Bedürfnisse der Betreffende eindeutig bestimmt war. Die Bezeichnung „Hofmüller“ beweist übrigens, dass die Mühle herrschaftlicher Besitz war.
Eine weitere wertvolle Belegurkunde haben wir in dem eingangs bereits erwähnten Mühlenzinsbuche, das mit dem Jahre 1635 beginnt. Es enthält die Namen der Meister auf den einzelnen Mühlen der näheren und weiteren Umgebung von Krems und den Vermerk über die an die Innung erfolgte Bezahlung des Jahresschillings.
Die Müllerzunft.
Im Mittelalter wurde das Gewerbeleben durch die Innungen (Zünfte) geregelt, die sich zum Schutze der ehrlichen Arbeit und zu Nutz und Frommen der Bevölkerung gebildet hatten. Die Zunft belehnte die Meister mit der Meisterschaft, wachte über die öffentliche Sittlichkeit, schlichtete Streitigkeiten und verhängte Strafen.
Schon Kaiser Rudolf II. (1576 – 1612) hatte dem Handwerk der Müller zu Krems ein Wappen verliehen, das im blauen Schilde ein silberfarbenes Kammrad führte. Kaiser Leopold I. (1658 – 1705) erließ für die Müllerzunft eine Handwerkordnung mit 45 Artikeln.
Darin heißt es unter anderem, dass alle Zunftgenossen dem gestifteten Gottesdienste in der Dominikanerkirche zu Krems und der Fronleichnamsprozession beizuwohnen haben – bei Strafe von zwei Pfund Wachs. Am Stephanstag und zu Fronleichnam sollen sich die Innungsmitglieder in Krems versammeln, um ihre Angelegenheiten zu beraten, und auch die Mühlordnung soll im Jahre einmal vorgelesen werden. Der neue Meister möge sich einkaufen, und zwar für jedes Mühlrad mit einem Reichstaler oder er gebe ein mäßiges Meistermahl, wovon aber der Arme verschont sein solle.
Nach und nach verloren die Zünfte ihre Bedeutung, wenngleich man unter der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia sowie auch noch in den Jahren 1848 und 1852 den Innungsverband zu festigen trachtete.
Durch die Gewerbeordnung vom 20. September 1859 wurden jedoch die Innungen der Handwerker aufgelöst und die Gewerbefreiheit verkündet. Durch das Gewerbegesetz vom 15. März 1883 wurden die Genossenschaften, die Gewerbeinspektoren und die Gewerbekammern ins Leben gerufen.

Mühlen in Hohenstein zur Zeit des 30jährigen Krieges.
In dem bezeichneten Mühlenzinsbuche ist nun auf Blatt Nr. 20 zu lesen:
1635 – 1657
„Mathias Pärtl zum Hochenstain
aine Mühl mit zwey Gängen“
Auf der Rückseite des Blattes ist die zweite Mühle von Hohenstein angeführt:
1635 – 1658
„Thoma Sendi zu Hochenstain
aine Müll mit zweyen Gängen“
Über diesen Namen ist in einer anderen Schrift, etwa aus dem Jahre 1650 stammend, als zweiter Name
„Christoph Undterberger“
gesetzt.
Auf der gleichen Seite findet sich noch folgender Vermerk:
„erbiet sich auf den auflegtag dass
halbe ausständige Mühlzeitgelt de
Ao. 1649 zu erlegen 33 kr. und de
Ao. 1650 zu Weihnachten 24 kr.“

Um sich über die Höhe des Zinses einen Begriff machen zu können, seien einige Preise aus der damaligen Zeit angeführt: das Pfund (1/2 kg) Rindfleisch kostete 4 kr. (Kreuzer), ein Eimer (56 l) Wein 2 fl. (Gulden) 30 kr., somit 1 Liter – der Gulden hatte 60 kr. – etwas über 2 ½ kr., ein Mühljunge hatte 10 kr. Wochenlohn, das Mahlgeld für einen Metzen betrug 4 kr.
Thoma Sendi, dessen Gattin Maria hieß, wurde am 26. Oktober 1644 bei der Taufe des Thoma, eines Sohnes des Christoph und der Rosina Köckh von Felling, als Pate beigezogen und erscheint im Taufbuche als „Mühlner zu Hochenstain“ eingetragen.
Auch in einem zweiten Bande wird auf der Hammermühle Christoph Undterberger angeführt. Ferner lesen wir 1664 Matthias Heiligensteiner und 1666 Sebastian Dirmillner.
(Siehe N1 Bl.Nr. 76)

3. Abschnitt
Herrschaftsmüller auf der Hofmühle.

Da Undterberger (nach den Pfarrmatriken von Meisling hieß er richtig „Hindterberger“) bei der Hammermühle erwähnt wird, können wir den Mathias Pärtl als auf unserer Mühle (Haus Nr. 10) sesshaft annehmen.
Hiezu berichten uns die Meislinger Pfarrbücher ergänzend: Dem
-Bärdl Mathias,
dessen Ehefrau Brigitta hieß, wurde am 24. August 1646 ein Knabe namens Georg begraben. Er selbst, der als „gewester Müllner zu Hochenstain“ bezeichnet ist, fand am 12. März 1662 auf dem Friedhof zu Meisling seine letzte Ruhestätte.
Zwei Monate nachher, am 10. Mai 1662, wurde ein Müller
-Geßl Simon
von Hohenstein in Meisling beerdigt.
Aus den folgenden Jahrzehnten, die ja von den Kämpfen gegen die Türken erfüllt waren und in denen Seuchen, wie die Pest, gewütet haben, finden sich über unsere engere Heimat nur spärliche urkundliche Aufzeichnungen, auch die Meislinger Pfarrmatriken jener Zeit sind lückenhaft.

In einem späteren Mühlenzinsbuche werden auf der „Hochenstain-Mühle“ (so wurde die Ortsmühle zur Unterscheidung von der Hammermühle bezeichnet)
1703 Martin Hueber,
1704 Georg Andre Pallehner,
1705 Martin Hueber und
1706 Jakob Stainer
genannt. Daraus, dass in den Jahren 1703 bis 1706 jedes Jahr ein anderer Meister aufscheint und Hueber ein zweites Mal (1705) wiederkehrt, geht hervor, dass die Müller, wie bereits im Vorworte erwähnt wurde, vielfach gewechselt worden sind.
Am 14. März 1705 wurde Agnes Hueberin, Müllnerin von Hohenstein, 50 Jahre alt, in Meisling zu Grabe getragen. Sie war offenbar die Gattin des erstmalig 1703 im Mühlenzinsbuche genannten
-Hueber Martin.
Denn dieser hat am 25. November 1705 als Witwer Regina, eine Tochter des damals bereits verstorben gewesenen Paul Haydtvogl (Gattin Maria) aus Felling, zum Traualtar geführt.
Im Jahre 1704 war aber, wie aus dem Mühlenzinsbuche hervorgeht,
-Pallehner Georg Andre
als Müller auf der Ortsmühle von Hohenstein.

4. Abschnitt
Die Pächter.

Der 1706 als Müller erwähnte
-Stainer Jakob
scheint auch in den Pfarrbüchern auf. Am 25. September ist ihm von seiner Hausfrau Regina eine Eva Maria geboren worden und drei Jahr später (1. Juni 1709) wurde ihm eine Katharina getauft.
Stainer hatte die Mühle bis Ende 1716 inne und dürfte sie bereits in Pacht gehabt haben. Bei seinem Abgange schuldete er der Innung einen Betrag von 3 Gulden.
Im Mühlenzinsbuche heißt es: „Von Ao. 1717 ist ein ander Müllner, soll Christoph Danzer heißen“. Er hieß (nach den Pfarrmatriken) in Wirklichkeit
-Tanzer Stephan
und war mit einer Susanna verheiratet. Die Namenschreibung im Innungsbuch ist nicht maßgebend, dies sagen schon die Worte „ soll … heißen“. Die Verschiedenheit des Taufnamens erklärt sich aus den ähnlich klingenden Rufnamen „Stoffel“ (Christoph) und „Steffel“ (Stephan). Stephan Tanzers Gattin starb am 15. März 1728 mit 56 Jahren, er selbst wurde einen Monat später (19. April 1728) mit 65 Jahren begraben.
Seine an die Müller-Innung aushaftende Schuld von 2 fl. 30 kr. bezahlte ein „Gerard Danzer“.
Im folgenden Jahre 1729 ist bereits
-Kirnmayr Matthias
auf der Mühle, der sie mehr als ein Menschenalter bis zum Jahre 1763 betreute. Das Mühlenzinsbuch nennt ihn ähnlich klingend „Matthias Frühmayr“. Seine Gattin hieß Anna Maria. Er hatte mit ihr die stattliche Zahl von 11 Kindern...
Matthias Kirnmayr ist wohl recht angesehen und beliebt gewesen, denn er war häufig zu Eheschließungen als Treuzeuge gebeten, so in den Jahren 1733, 1735, 1745, 1746, 1750 und 1760.
Am 1. Juni 1755, als sich seine erstgeborene Tochter Theresia mit Matthias Langthaller in Nieder-Schrems, einem Sohne des Gottfried und der Magdalena Langthaller aus Rappottenstein, ehelich verband, werden im Trauungsbuche Andre Penn von der Hammermühle und Johannes Peter, der damals Ortsrichter von Hohenstein war und das Haus mit der heutigen Nummer 16 besessen hatte, als Zeugen angeführt.
Im Jahre 1764 lesen wir einen
-Sachslehner Adam.
Drei Jahre später, am 1. April 1767, wurde seine Gattin „Maria Anna Sachslechnerin“ mit 56 Jahren begraben. 11 Wochen hernach, am 21. Juni 1767, führte der 65jährige Witwer eine Tochter des Simon und der Theresia Wurz aus Nöhagen, Magdalena, als zweite Frau heim. Das Ehepaar hatte miteinander zwei Kinder, die aber beide mit drei Jahren starben:

  • Anna Maria, getauft am 3. September 1768, begraben am 4. Dezember 1771.
  • Sabina, getauft am 5. April 1770, begraben am 30. Oktober 1773.

Adam Sachslehner segnete am 11. Jänner 1770 nach 2 ½jähriger Dauer seiner zweiten Ehe im Alter von 68 Jahren das Zeitliche. Seine zweite Tochter Sabina hatte somit erst drei Monate nach seinem Tode das Licht der Welt erblickt.
Am 22. September 1771 verehelichte sich die Witwe Magdalena Sachslehner mit
-Mayr Joseph
aus Hirschenschlag bei Waldhausen. Er war offenbar ein Müllerssohn; dort bestehen ja heutzutage noch mehrere Mühlen. Seine Eltern hießen Josef und Magdalena.
Aus der Ehe der Witwe mit Josef Mayr gingen drei Kinder hervor:

  • Lorenz, get. Am 3. August 1772, begraben am 10. November 1772
  • Theresia, get. Am 11. Oktober 1773.
  • Elisabeth, get. Am 17. September 1776.

Taufpaten waren bei allen Kindern Philipp und Sabina Stöger von der Muckentalmühle.
Mayr war nur sechs Jahre auf der Mühle. Auf ihn folgte die Familie Berger, die durch zwei Menschenalter Haus und Mühle innehatte und bis heute – als zweitälteste Familie – in ununterbrochener Folge in Hohenstein seßhaft ist.

5. Abschnitt
Die Erbpächter (Besitzer)

Am 28. Jänner 1777 feierte
-Berger Johann Michael
im Hause Nr. 10 Hochzeit mit Katharina Denk. Sein Vater hatte den gleichen Taufnamen, seine Mutter hieß Anna Maria. Die Braut war eine Tochter des Leopold und der Anna Maria Denk.
Woher die Brautleute stammten, ist im Trauungsbuche nicht angegeben. Ihre Trauzeugen waren der schon bei Kirnmayr genannte Ortsrichter Johann Peter aus Hohenstein und Matthias Leytgeb von Brunn. Es ist anzunehmen, daß die Braut in Brunn am Walde oder in der nächsten Umgebung davon zu Hause war. Bergers Vater war Müllermeister zu Ober-Meisling, wo er sich am Stephanitage des Jahres 1761 auf der Mühle seines Vorgängers Joseph Hauer eingekauft hatte.
[Es folgt eine umfangreiche Abhandlung über „die Herkunft der Berger“]
Nachdem Michael Berger 31 Jahre die Mühle betrieben hatte, bergab er sie um 2.700 Gulden seinem 23jährigen Sohne
-Berger Joseph,
der am 16. August 1803 Anna Maria Feyertag aus dem Eisengraberamt zur Ehe nahm. Deren Eltern waren Paul Feyertag und Eva Maria, geb. Fürlinger.
Im Jahre 1810 hatte sich Josef Berger bei der Innung in Krems als Müllermeister mit 6 Gulden, d. i. für zwei Mühlgänge je 3 fl., eingekauft.
Seine Eltern Johann Michael und Katharina dürften von Hohenstein nach der Hausübergabe weggezogen sein, da sie in den Meislinger Matriken nicht als verstorben aufscheinen.
Anna Maria hatte ihrem Gatten Josef Berger drei Kinder geboren:

  • Theresia, geb. 3. Oktober 1809.
  • Johann, geb. 24. Juni 1811, verehelicht 1831 mit Barbara Eckl.
  • Juliana, geb. 17. Dezember 1813, gestorben am 8. März 1839 an „Nervenfieber“ (Thyphus)

Juliana kam bereits im Hause Nr. 1 zur Welt, da ihr Vater im Jahre 1808 auch diese Mühle erworben hatte, in die er 1812 übersiedelte und das Haus Nr. 10 seinem Bruder Johann um 850 fl. Überließ. Josef Berger hatte im Jahre 1812 auch das Haus Nr. 11 gekauft, es aber im gleichen Jahre an Franz Pfaller vom Hause Nr. 12 weiter veräußert.
Auf dem Hause Nr. 1 betrieb Josef Berger die Mühle bis zum Jahre 1831, in dem er sie seinem 20jährigen Sohne Johann übergab. Dieser heiratete am 14. Juni 1831 Barbara, die Tochter des Josef Eckl aus Felling. Sie hatten fünf Kinder...

Dem Johann Berger, dem späteren Müller auf Haus Nr. 1, hatte als 13jährigen Schüler der Schullehrer der Pfarrschule Meisling, Matthias Hagmann, am 18. Juni 1824 ein Zeugnis ausgestellt, das er als angehender Müllerlehrling bei der Innung in Krems vorzulegen hatte. In diesem Zeugnis, das noch im Kremser Stadtarchiv verwahrt wird, ist bestätigt, daß er die Elementar- sowie auch die Wiederholungsschule fleißig besucht und die vorgeschriebenen Lehrgegenstände gut erlernt habe. Auch seine Sitten seien immer gut gewesen.
Die Mühle ging im Jahre 1849 auf Johann und Franziska Eckl über, noch im selben Jahre kauften sie aber Leopold und Barbara Schneider um 2.000 fl.

Auch Josef und Anna Maria Berger sind nicht in Hohenstein gestorben.
Der 1788 geborene
-Berger Johann,
der, wie schon gesagt wurde, im Jahre 1812 von seinem Bruder Josef das Haus Nr. 10 samt Mühle übernommen hatte, verehelichte sich am 29. September 1812 mit Magdalena Hengstberger, einer Tochter des Leopold und der Barbara (geb. Ödlinger) Hengstberger von Felling Nr. 3.
Am 16. Juni 1816 kaufte er sich als Meister auf der Mühle ein und zahlte die entfallende Gebühr von 6 Gulden.
Seiner Ehe mit Magdalena Hengstberger entsprossen 8 Kinder, von denen 6 im Säuglingsalter oder in jungen Jahren starben...
Nachdem am 15. März 1830 die Mutter dieser Kinder mit 40 Jahren an Lungensucht verschieden war, verehelichte sich acht Monate später, am 16. November 1830, der 42jährige Witwer mit der 28jährigen Theresia Wögerbauer, einer Tochter des Müllermeisters Anton Wögerbauer und der Susanna, geb. Springer, aus dem Litschgraben.
Der neue Ehebund war mit 6 Kindern gesegnet. Unter ihnen befindet sich das Zwillingskind Karl. Dieser wurde im Jahre 1861 Besitzer des Hauses Nr. 19, auf dem heute seine Enkelkinder seßhaft sind...
Nach der unter Kaiser Franz I. in ganz Österreich vorgenommenen Grundvermessung hatte Johann Berger im Jahre 1824 bei seinem Hause Nr. 10 einen Grundbesitz im Gesamtausmaße von 7 7/8 Joch, der sich folgendermaßen aufteilte:
2 7/8 Joch Ackerland
2 3/8 Joch Wald
1 2/8 Joch Hutweiden
3/8 Joch Garten
1 Joch war unbenützt.

Nachdem Johann und Theresia Berger die Mühle im Jahre 1845 an Leopold Feßl verkauft hatten, dürften sie bald darauf das Haus Nr. 19 erworben haben, denn Theresia starb dort (am 19. Februar 1859, 57jährig, an „Brechdurchfall“) und ihr Gatte (am 22. Februar 1861 mit 73 Jahren an einem Schlagfluß).
Der Kauf dieses Hauses (Nr. 19) scheint jedoch grundbücherlich nicht auf, sondern erst der ihres Sohnes Karl vom Jahre 1861.
Von 1845 bis 1860 war er Besitzer des Kleinhauses Nr. 3.

6. Abschnitt
Die freien Besitzer.

Wie schon erwähnt wurde, erwarb im Jahre 1845
-Feßl Leopold,
ein Sohn des seit 1797 auf der Muckentalmühle seßhaften Müllermeisters Josef Feßl und der Anna Maria, geb. Scheibelmayer, die aus der Gegend von Neunkirchen stammte, Mühle und Wirtschaft um den Preis von 2.320 Gulden.
Zwei Jahre später, am 5. Oktober 1847, führte der Josefa, eine Tochter des Matthias Glaser und der Anna Maria, geb. Harauer, aus Nöhagen als Gattin heim.
Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor...

Im zehnten Jahre seiner Betriebs- und Wirtschaftsführung wurde Leopold Feßl von einem schweren Unglücke, einer Hochwasserüberschwemmung, heimgesucht.
Die Überschwemmung im Jahre 1855.
In der Nacht vor dem 6. September 1855 ging an der oberen Großen Krems ein furchtbares Unwetter nieder, das mit seinen Wassermassen im ganzen Flußtale bis Krems grauenhafte Verwüstungen anrichtete. Auf den Wasserwogen des aus seinen Ufern getretenen Flusses trieben riesige Bäume, Balken und Bretter von weggerissenen Ställen sowie Haustiere, allerhand Geräte und Wagen, auch Einrichtungsgegenstände, wie Betten, Tische, Sessel und Kinderwiegen schwammen daher. In den Orten vor Krems wurden die Friedhöfe überschwemmt und Särge sowie halbverweste Leichen fortgetragen. Der Schaden, den diese Überschwemmung angerichtet hatte, wurde auf 577.000 Gulden geschätzt. Außerdem waren 120 Menschenleben zu beklagen.

Feßls Mühle und Brettersäge nebst dem dazugehörigen Wasserwerke wurden vollständig zerstört. Die Wehr und die Einlaßschleusen waren weggerissen, nur das Wohngebäude blieb stehen. Durch diese argen Verheerungen an Mühle und Säge war Feßl an seinen Lebensmöglichkeiten ernstlich bedroht. Er suchte daher sofort beim k.k. Kreisamte in Krems um Bewilligung zum Wiederaufbau seiner Werke an. Schon drei Wochen nach der Wassernot fanden in Anwesenheit des Kreisingenieurs Sperlich an Ort und Stelle die Erhebungen statt. Das alte Mühlwerk war oberschlächtig gewesen und hatte seit altersher (schon 1635, wie wir gehört haben) zwei Gänge gehabt. Da durch die Überschwemmung das Flussbett ganz verändert worden war, konnte die Wehrzuleitung und die Ableitung des Wassers nicht mehr an der früheren Stelle angebracht werden; die neue Wehr wurde etwas weiter flußaufwärts errichtet. Im Bauplane, den der Maurermeister Andreas Braun aus Kottes verfaßt und der Kommission vorgelegt hatte, war daher vorgesehen, den neuen Wehrkanal durch den Grund des Johann Zorn vom Nachbarhause Nr. 11 anzulegen. Zorn erklärte sich damit einverstanden und auch die Gutsverwaltung Els erhob als Besitzer des unterhalb der Mühle gelegenen Hammerwerkes (Haus Nr. 18) gegen die Ausführung des Baues keinen Einwand. Eine Zustimmung vom Besitzer der Mühle Haus Nr. 1, Anton Hocke (nicht „Guggi“, wie es im Protokoll heißt), einzuholen, konnte sich erübrigen, da seine 1 km flußaufwärts befindliche Mühle durch Feßls Mühlenbau in keiner Weise beeinträchtigt wurde.
Die Gemeinde Felling war durch den Ortsvorsteher von Hohenstein, Johann Steinbacher (Haus Nr. 5), bei der Kommission vertreten, die den vorgelegten Plan zum Aufbau von Mühle und Sägewerk billigte.
Hier im Hause starben drei ledige Schwestern des Leopold Feßl an „Auszehrung“ (Lungenschwindsucht): Magdalena (1855) mit 36 Jahren, im Jahre 1864 innerhalb eines Monates Anna, 48jährig, und Anna Maria, 46jährig.
Feßls Mutter, Anna Maria, geb. Scheibelmayer, ereilte am 23. Juni 1857 im 78. Lebensjahr der Tod infolge von „Schleimschlag“, Leopold Feßl selbst starb am 12. Juli 1876 mit56 Jahren an Entartung der Leber, während seine Gattin Josefa neun Jahre nach ihm am 4. Februar 1885 als Ausnehmerin im Hause Nr. 11 (Besitzer Michael Hittinger) mit 64 Jahren an Altersschwäche verschied.
Leopold Feßl hatte zwei Tage vor seinem Hinscheiden, d. i. am 10. Juli 1876, seinem Sohne
-Feßl Johann
die Mühle gegen eine Kaufsumme von 4.000 fl. Ö.W. übergeben. Auf Grund des Ehepaktes vom 31. Jänner 1877 wurde dann seine Gattin Anna, geb. Decker, zur Hälfte Mitbesitzerin. Diese, geboren am 9. Juli 1847, war eine Tochter des Ignaz Decker, Hammerschmieds zu Scheutz, und der Anna Maria, geb. Braun. Der Übergabsvertrag bezog sich auf das Haus Nr. 10 mit dem dazugehörigen Mühlgewerbe und den Hausgründen, außerdem auf ein Pferd, eine Kuh, einen Wagen, einen Pflug und eine eiserne Egge.
Als Ausnahm waren folgende jährliche Leistungen festgesetzt:...

Nach dem im Kremser Stadtarchiv aufbewahrten Zeugnisse, das vom damaligen Schullehrer der Trivialschule (d.h. so viel wie gewöhnliche, allgemeine Schule) in Ober-Meisling Ignaz Elssner am 30. Mai 1861 ausgefertigt und vom Katecheten Robert Womaczka sowie vom Pfarrer Stephan Wanisch mitunterschrieben ist, hatte Johann Feßl die Schule sehr fleißig besucht, sich sittlich sehr gut verhalten und die vorgeschriebenen Gegenstände wie Religion, Schönschreiben, Rechnen und Rechtschreiben gut und das Lesen sehr gut erlernt., so daß er „verdiente, in die erste Klasse gesetzt“, d.h. unter die Besten eingereiht zu werden.
Johann Feßl war somit im Jahre 1861 als Müllerlehrling eingeschrieben worden.
Im ersten Jahre seiner Ehe kaufte Johann Feßl von Franz Zorn das Nachbarhaus Nr. 11 an und ließ es am 23. Mai 1877 seiner Gattin Josefa grundbücherlich zuschreiben.
Vier Jahre nach der Besitznahme seines Erbes starb Johann Feßl am 10. April 1880 mit 32 Jahren an Lungentuberkulose.
Noch im gleichen Jahre, am 9. November 1880, verehelichte sich die 33jährige Witwe mit dem um 5 Jahre älteren Franz Schildorfer, der ein Sohn des Bäckermeisters Franz Schildorfer und der Josefa, geb. Berner, in Ober-Meisling Nr. 14 war.
-Schildorfer Anna,
deren zweiter Gatte kein Müller war, blieb alleinige Inhaberin und Eigentümerin von Haus, Mühle und Säge.
Nach weiteren vier Jahren verkaufte sie ihren Besitz und übersiedelte nach Ober-Meisling, wo ihr Mann im Jahre 1904 starb.
Mit 61 Jahren ging sie eine dritte Ehe ein, und zwar mit dem aus dem Gföhleramt stammenden 70jährigen Johann Loidl. Die Trauung fand am 17. November 1908 in Imbach statt. Loidl starb 85jährig im Jahre 1923 zu Ober-Meisling Nr. 25, seine Gattin Anna, die somit zum dritten Male Witwe geworden war, überlebt ihn um 12 Jahre und segnete am 23. März 1935 in Unter-Meisling Nr. 21 im hohen Alter von 88 Jahren das Zeitliche.

Den Hohensteiner Besitz hatten laut Kaufvertrag vom 25. Jänner 1884 die Eheleute
-Hittinger Michael
und Anna um 6.000 fl. ö.W. erstanden.
Sie waren seit dem Jahre 1866 Besitzer der Mehlmühle und Wirtschaft in Hohenstein Nr. 1 und des Kleinhauses Nr. 3 gewesen. Die Wirtschaft dortselbst war im Jahre 1824 die zweitgrößte im Orte und umfaßte ein Grundausmaß von 23 Joch.
Anna, die Gattin Hittingers, war am 26. Mai 1842 als Tochter der Bauersleute Jakob und Josefa Hagmann in Mottingeramt Nr. 4 geboren worden und hatte sich am 12. Juni 1866 in der Pfarrkirche zu Rastbach mit Michael Hittinger, geb. am 14. August 1840 zu Kollersdorf Nr. 7 bei Tulln, verheiratet, dessen Eltern Leopold und Katharina Weinhauer waren.
Den Hohensteiner Besitz Haus Nr. 1 mit 3 dürfte Leopold Hittinger im Jahre 1860 erworben haben, denn im vorliegenden Kauf- und Übergabevertrag vom Jahre 1866 heißt es, daß die auf der Liegenschaft für Ignaz und Anna Schneider in Grafenwörth haftende Satzforderung von 2.027 fl. 71 kr. ö.W. aus dem Kaufvertrage vom 27. Oktober 1860 von Michael übernommen werden muß. Am 2. Juni 1861 kaufte er sich als Müllermeister bei der Innung ein.
Vermerkt sei auch, daß am 17. März 1865 Katharina Hittinger, Leopolds Mutter, Witwe nach Josef Hittinger, im Hause Nr. 3 starb.
Der Übernahmepreis von Haus und Wirtschaft betrug für Michael Hittinger und Anna Hagmann 4.500 fl., die Braut brachte in die Ehe 1.500 fl. Bargeld mit, ferner eine Kuh, ein vollständig eingerichtetes Bett und einen Kasten, die Eltern des Bräutigams gaben als Widerlage 500 fl. – Die Ausnahmeleistungen waren recht ansehnlich.
Derentwegen kam es bereits nach einigen Jahren zu Zerwürfnissen zwischen Eltern und Sohn. Schon im Jahre 1868 strengten die Ausnehmer, die als in Donaudorf wohnhaft erscheinen, einen Prozeß an, der erst im Jahre 1871 durch einen gerichtlichen Vergleich seinen Abschluß fand.
Michael Hittinger hatte anläßlich der Übernahme der Mühle von Josef Schodl in Rossatz ein Darlehen von 2.000 fl. aufgenommen. Dieser Schuldbetrag wurde vom Gläubiger im Jahre 1868 gekündigt. Im folgenden Jahre erfolgte die Löschung des auf den beiden Realitäten Nr. 1 und 3 haftenden Satzes für Schneider in Grafenwörth.
Michael und Anna Hittinger hatten ihre Mühle im Hause Nr. 1 nebst dem Kleinhause Nr. 3 und 1 1/6 Joch Grundstücken laut Kaufvertrag vom 10. Juni 1883 um den Betrag von 10.500 fl. dem Reichsfreiherrn Heinrich von Gudenus überlassen, der dort ein Sägewerk errichten ließ, das nach seinem Sohne Philipp „Philippsäge“ genannt wurde.
Michael Hittinger kaufte schon drei Monate nach der Hausübernahme von Karl Lechner, Gföhl, Grundstücke von dessen Hohensteiner Haus Nr. 6 im Ausmaße von1 2/8 Jochum 225 Gulden zu seinem Besitze dazu.
Laut Kaufvertrag vom 30. April 1885 erwarb er das Nachbarhaus Nr. 11, das Josefa Feßl, die Gattin des Leopold Feßl, im Jahre 1877 dem Franz Zorn abgekauft hatte. Es war seinerzeit ein Halblehenhaus gewesen und hatte im Jahre 1824 einen Grundbesitz von 15 6/8 Joch umfaßt, war somit die drittgrößte Wirtschaft im Dorfe gewesen.
Von den 10 Kindern, die Anna Hittinger zur Welt brachte, starben acht im Säuglingsalter, nur Josefa, das 5. Kind, und Johanna, das als sechstes geboren worden war, erreichten das Erwachsenenalter….
Das letzte Kind wurde im Hause Nr. 10 geboren, die ersten 9 Kinder kamen noch im Hause Nr. 1 zur Welt.
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Michael Hittinger war ein lebensfroher, schalkhafter Mann, der in lustiger Wirtshausgesellschaft manchmal dem Weine über Gebühr zusprach. So geschah es bisweilen, daß er von dort spät nachts schwankend nach Hause kam. Da bekannt war, daß er stets größere Geldbeträge bei sich führte, wurde ihm wiederholt auf dem Heimwege aufgelauert, um ihn seiner Brieftasche zu berauben.
Einmal hatte ein gewisser Buchsrucker Toni, der zeitweilig in unserer Gegend herumstrolchte und sich meist in Nöhagen aufhielt, im Walde außerhalb von Hohenstein einen Mann überfallen und gewürgt, den er für den Hittinger hielt. Es war aber der alte Steirer aus Nöhagen, von dem er, als er ihn erkannt hatte und von dem auch er erkannt worden war, abließ.
Buchsrucker soll später als Raubmörder gehenkt worden sein. Darnach erst machte Steirer dem Hittinger von dem Überfall eine Mitteilung, was er früher aus Furcht vor der Rache des Täters unterlassen hatte.
Hittingers Gattin Anna war einmal bei der Feldarbeit ein unliebsames Mißgeschick zugestoßen: ihr wurde vom Pferde die Nasenspitze abgebissen. Sie mußte sich deswegen in ärztliche Behandlung begeben und trug von dem Unfall eine Stumpfnase davon.
Michael Hittinger starb am 4. März 1908 mit 67 Jahren an Altersschwäche, seine Frau war schon zwei Jahre vor ihm, am 21. Dezember 1906, im Alter von 64 Jahren einem Herzleiden erlegen.
Sieben Wochen vor dem Heimgange seiner Gattin Anna hatte Michael Hittinger die Häuser Nr. 10 und 11 seiner jüngeren Tochter Johanna übergeben; die ältere Tochter Josefa war ja bereits seit dem Jahre 1901 mit dem Wirtschaftsbesitzer Florian Schwarz in Felling Nr. 19 verheiratet.
Johanna Hittinger vermählte sich am 30. Oktober 1906 mit
-Kühtreiber Josef,
einem Sohne des Dominik Kühtreiber und der Maria, geborene Blei, des Besitzers der Mühle in Els Nr. 31. Kühtreiber Josef war in Gilgenberg (Pf. Waldkirchen bei Waydhofen an der Thaya) am 11. Februar 1879 zur Welt gekommen.
Die Eheleute mußten den Ausnehmern Michael und Anna Hittinger vertragsmäßig als Ausgedinge zusichern...

Johanna hatte eine Tochter Maria, geboren am 28. Juni 1898, in die Ehe mitgebracht; das sechs Jahre vorher (am 25. April 1892) geborene Kind Anna war am 9. Juli 1892 mit 10 Wochen gestorben.

Maria Hittingers leiblicher Vater war der damals 24jährige Sohn Anton des Kajetan Penn, Hammerwerksbesitzers in Hohenstein Nr. 18, dessen Vater Anton im Jahre 1859 die herrschaftliche Hammerschmiede angekauft hatte. Die Penn sind eine alte Schmiedefamilie, die nach der Familienüberlieferung vor mehr als einem Vierteljahrtausend aus Westfalen nach Österreich eingewandert sein sollen. Im Jahre 1700 scheinen die Penn erstmalig im Hammer bei Jagenbach auf. Die Familie hatte vorerst im 18. Jahrhundert durch 50 Jahre (bis etwa 1790) pachtweise die Hammerschmiede in Hohenstein innegehabt und ist nun schon durch 90 Jahre Eigentümer von Haus und Hammerwerk.
Anton Penn der Jüngere war das erste von den 20 Kindern seines Vaters Kajetan.

1907 auf 1908, ein Jahr nach der Übernahme des Besitzes, baute Josef Kühtreiber die alte Steinmühle in eine zeitgemäße Walzmühle um, die heute noch [1949] einwandfrei arbeitet.
1911 kaufte er von Josefa Zingler, Ober-Meisling Nr. 32, das Haus in Hohenstein Nr. 2 um 1600 Kronen an. Vorbesitzer war hier Karl Messaros.
Aus dem Ehebunde des Josef Kühtreiber mit Johanna Hittinger gingen vier Kinder hervor, von denen jedoch nur eines mit dem Leben davonkam: die am 7. Mai 1908 geborenen Johanna. Alois, geboren am 26. Mai, starb schon am 11. Juni 1907, ein Knabe kam am 26. März 1909 tot zur Welt, Charlotte (Karoline), geboren am 1. Juli 1913, starb mit 9 Monaten am 15. April 1914.
Johanna, die Handarbeitslehrerin wurde, erbte nach dem Tode ihrer Mutter im Jahre 1946 deren inzwischen verfallenes Haus in Hohenstein Nr. 2 samt dem dazu gehörigen Grundbesitze im Ausmaß von über zwei Hektar.
Schon bei Hittinger, der Armenpfleger war, hatten die taubstummen Brüder Anton und Leopold Hammerl eine Unterkunft gefunden. Sie waren Söhne des einstigen Bauers Franz Hammerl, der vom Jahre 1825 bis zum Jahre1843 das Haus Nr. 17 in Hohenstein besessen hatte.
Auch Kühtreiber hatte die geistesschwachen Pfründner in seinem Hause in Kost und Wohnung behalten.
Anton Hammerl starb 1907 mit 67 Jahren, Leopold, 76jährig im Jahre 1919.

Josef Kühtreiber, der nach Ausbruch des ersten Weltkrieges zum Infanterie-Regiment Nr. 21 (Pionierkompagnie) hatte einrücken müssen, wurde schon im Jahre 1914 in Galizien durch ein Schrapnell am Oberschenkel verwundet. 1916 erhielt er auf dem italienischen Kriegsschauplatze bei Doberdo durch einen Schuß in die Wirbelsäule eine so schwere Verletzung, daß er am 11. August 1916 im Allgemeinen Krankenhaus zu Wien, 9. Bezirk, Alserstraße Nr. 4, starb. Der Leichnam wurde nach Ober-Meisling zur Beerdigung auf dem dortigen Friedhofe übergeführt.
Den Josef Kühtreiber überlebte seine Gattin Johanna, mit der er nur eine 10jährige Ehegemeinschaft gehabt hatte, um 30 Jahre. Sie beschloß ihr Leben mit 71 Jahren am 27. September 1946. Den Tod hatte ein Krebsleiden im Dickdarm verursacht.

-Kühtreiber Johanna
hatte als Witwe die Wirtschaft sowie den Mühlen- und Sägewerksbetrieb durch sechs Jahre weitergeführt.
Als ihre Tochter Maria Hittinger am 14. Mai 1922 in der Wallfahrtskirche zu Maria Taferl mit dem Müllermeister
-Himmetsberger Karl
den Bund fürs Leben geschlossen hatte, übergab sie mit Vertrag vom 30. Juni 1922 dem jungen Ehepaare Mühle, Säge und Wirtschaft der Häuser Nr. 10 und 11 um 6 Millionen Kronen. Außer der Betriebs- und Wirtschaftseinrichtung waren in der Kaufsumme noch inbegriffen: 2 Pferde, 2 Kühe, 1 Kalbin, 12 Schweine, 3 Gänse und das Hühnervolk-
Die Übergeberin bedang sich für ihren künftigen Lebensunterhalt aus: ...

Karl Himmetsberger, der neue Besitzer, war am 8. April 1886 zu Armschlag, Pfarre Sallingberg, als Sohn des aus Fraberg bei Groß-Gerungs stammenden Franz Himmetsberger und der Franziska, geb. Knoll, geboren worden.
Ursprünglich zum Sägeschneidehandwerk bestimmt, legte er seine dreijährige Lehrzeit vom Jahre 1899 an im Sägewerk des einstmaligen Reichsratsabgeordneten Georg Ritter von Schönerer in Regers bei Rosenau unter dem Sägemeister Josef Blaunsteiner zurück und betätigte sich noch bis Ende 1904 in diesem Betriebe.
Zu Anfang 1905 trat er bei dem gleichfalls aus Armschlag stammenden Müllermeister Ludwig Rosenmayr in Unter-Meisling Nr. 10 zur Erlernung des Müllergewerbes ein. Nachdem Rosenmayr am 13. Oktober 1907 mit 38 Jahren an Blutvergiftung gestorben war, blieb Karl Himmetsberger nach Vollendung seiner Lehrzeit noch ein Jahr als Mühlbursche in der Mühle und kam dann am 1. Oktober 1908 als Obermüller zu Johann Pangerl nach Senftenberg.
Von dort mußte er ein Jahr nach Kriegsausbruch am 1. August 1915 zum Infanterie-Regimente Nr. 49 einrücken. Nach glücklich überstandener Kriegszeit (1918) brachte er zur Erholung von den Kriegsstrapazen einige Monate daheim in Armschlag zu.
Vom März 1919 an führte er hier in Hohenstein den Mühlen- und Sägewerksbetrieb der Frau Johanna Kühtreiber, die drei Jahre später seine Schwiegermutter wurde.

Die Besitzer haben im Laufe ihrer über ein Vierteljahrhundert sich erstreckenden Geschäfts- und Wirtschaftsführung im Hause und in den Betrieben viel geschaffen und erneuert.
Die Hausfrau sieht auf musterhafte Ordnung und ist bestrebt, durch zweckmäßige Bewirtschaftung dem Grund und Boden einen größt- und bestmöglichen Ertrag abzugewinnen, wobei sie von allen Kindern tatkräftig unterstützt wird.
Schon seit dem Jahre 1919 betätigt sich des Besitzers Bruder Josef Himmetsberger (geb. 1903) in vielseitiger Verwendung erfolgreich in Haus, Mühle, Säge und Landwirtschaft. Als besonders wertvoll erweisen sich hier seine gediegenen Kenntnisse in der Obstbaumpflege und bei der Bienenzucht.
Der derzeit zum Hause Nr. 10 gehörige Grundbesitz umfaßt 12 ¼ Hektar und verteilt sich folgendermaßen:
Wald - 5,29 ha
Ackerland - 4,31 ha
Weiden - 0,92 ha
Wiesen - 0,72 ha
Garten - 0,39 ha
Baufläche - 0,12 ha
Unfrucht. Land - 0,52 ha

Karl Himmetsberger läßt es sich sehr angelegen sein, daß Mühle und Säge tadellos arbeiten und leistungsfähig bleiben.
Im Jahre 1928 ließ er das Dach der Mühle vollständig erneuern.
Nach 74jährigem Bestande wurde 1929 die Brettersäge abgetragen und ganz neu aufgebaut. Das Wasserrad war bis dahin unterschlächtig.
Von den Wirtschaftsgebäuden wurde der Schuppen zwischen Wohnhaus und dem Nachbarhaus Nr. 11 im Jahre 1926 aufgebaut und erhielt – bisher war er mit Stroh gedeckt – ein Ziegeldach.
Im Frühjahr 1949 ist in der Front der Wirtschaftsgebäude eine neue geräumige Scheune erstanden, die zum Teil als Schuppen verwendet wird.
Im zweiten Weltkriege war die Mühle vom Jahre 1943 bis zum Jahre 1945 gesperrt.
Am 19. Jänner 1948 ereignete sich ein Brandunglück, das für das ganze Anwesen verhängnisvoll hätte werden können: in der 11. Nachtstunde ging vom Hause Nr. 11, das glücklicherweise noch nicht vollständig ausgebaut war, das Dach in Flammen auf, wobei nebst verschiedenem Werkholze die dort untergebrachte Tischlereieinrichtung mit allem Werkzeug gänzlich vernichtet wurde.

Aus Karl Himmetsbergers Verbindung mit Maria Hittinger gingen fünf Kinder hervor:

  • Mathilde, geb. am 24. Jänner 1920 (in die Ehe geschrieben am 20.8.1922)
  • Karoline, geb. am 19. März 1923
  • Karl Richard, geb. am 23. August 1928
  • Herta, geb. am 2. September 1930
  • Adolf, geb. am 18. April 1938

Durch die zwei männlichen Nachkommen ist für den Fortbestand des jüngsten Familiennamens auf der Mühle vorgesorgt und, da der ältere Sohn Karl Richard nach der im Jahre 1948 vollendeten Lehrzeit sich bereits als tüchtiger Müller und Sägeschneider im elterlichen Hause betätigt, sind auch für eine erfolgreiche Weiterführung der beiden Betriebe die schönsten Hoffnungen gegeben.

Mögen die Himmetsberger durch viele Generationen in ihrer dreifachen Betätigung als Müller, Sägewerker und Landwirte segensreich wirken und schaffen können – ihnen und der alten Hofmühle zu Ehren!

NACHTRAG

Am 23. Oktober 1954, einem Samstag, feierte der künftige Besitzer des Hauses,
-Karl Richard Himmetzberger,
26 Jahre alt, seine Hochzeit.
Seine Braut Maria Holzer kommt aus Ebergersch Nr. 11, wo sie am 26. Jänner 1933 geboren wurde. Ihre Eltern: Franz Holzer, Bauer in Scheutz, im Weltkriege 1939/45 in Rußland vermißt, und Anna Holzer, geb. Kreutzer.
Die Hochzeit sollte überraschend und im engsten Familienkreise stattfinden. Doch die Hohensteiner hatten den Tag der Vermählung ausgekundschaftet und heimlich hiefür Vorbereitungen getroffen. Um die Mitternachtsstunde vor dem Hochzeitstage errichteten rührige Hände neben dem Wohnhause einen Schwibbogen und bekränzten ihn mit Reisig und Blumen, auch die Eingangstür und der Brunnen wurden mit Girlanden verziert. Am Vormittage wurden in Anwesenheit der Brautleute noch die Innenräume des Wohnhauses schönstens geschmückt. – Zu Beginn der 6. Morgenstunde brachte eine Musikkapelle, von der Hohensteiner Feuerwehr bestellt, dem Bräutigam ein Morgenständchen, das von Gewehrsalven zweier Jäger eingeleitet worden war.
Die standesamtliche und die kirchliche Trauung fanden am Vormittage in Gföhl statt. Um die Mittagszeit kam das Brautpaar mit den Trauzeugen, von der Ortsfeuerwehr mit Musik schon erwartet, mit Auto hier angefahren, wo ihrer bereits eine reichgedeckte Tafel harrte. Die drei Schwestern des Bräutigams hatten in mehrtägiger mühevoller Arbeit Fleischspeisen und Berge von Bäckereien, viele Torten sowie beste Getränke aller Art liebevoll vorbereitet. Außer den Familieangehörigen waren zur häuslichen Hochzeitsfeier auch alle jene geladen, die zur Verschönerung des Festes beigetragen hatten.
Vor Mitternacht erschienen plötzlich vier buntgekleidete Maschkerer mit Larven vor dem Gesicht. Sie belustigten durch ihr heiteres Gebärdenspiel die Gäste und forderten sie schließlich zum Tanze auf. Als der Wirbel am größten war, „entführten“ sie die Braut. Diese wurde aber von den Beiständen bald (im Gasthause) gefunden, da sie auf dem Wege dorthin rote Papierschnitzel gestreut hatte, die das Versteck verrieten.
Harmonika-Spiel, Lied, Scherz und Tanz vereinten die Hochzeitsgesellschaft in heiterer Stimmung bis in die Morgenstunden.

Amtsblatt vom 18. 5. 1957
Gewerbeanmeldung
Himmetzberger Karl, Hohenstein 10

Amtsblatt Nr. 3, 9. 2. 1989
Gewerbelöschung
Karl Himmetzberger, „Sägergewerbe“ im Standort Gföhl, Hohenstein Nr. 10

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