0103 - Mietwohnobjekt

Besitzer
1872: Hahn Josefa und Aloisia
1874: Hahn Josefa
1897: Lechner Karl
1899: Dr. Rippelly Carl und Caroline
1926: Marktgemeinde Gföhl
1974: Leitgeb Johann und Gerta
2014: Gerstl Jutta

Interessant ist diese Liegenschaft, die von älteren Bewohnern noch immer als „Rippelly-Haus“ bezeichnet wird, auf Grund der Lebensgeschichte der einstigen Besitzerfamilie Rippelly.

Dr. Karl Johann Hermann Rippelly (* 12. Oktober 1845 in Wien), verheiratet mit Caroline, geb. Unger, war in Gföhl Gerichtsadvokat. Seine Herkunft und seit wann er in Gföhl tätig war, ist unbekannt. Er kam wahrscheinlich in den späten 1880iger-Jahren nach Gföhl und wird im Jahre 1892 als ein Gründungsmitglied des Landwirtschaftlichen Bezirksvereines genannt. Von 1891 bis 1896 war er Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Sparkasse Gföhl und bis 1908 ein sehr aktives Mitglied des Gföhler Gemeinderates. Am 6. Oktober 1920 erlag er in Gföhl einem Krebsleiden. Seine Witwe Caroline (* 3. Juni 1848), wurde am 7. April 1925 tot aufgefunden. In ihrem Testament hatte sie nachstehende Verfügung getroffen:
„Mein übriges Mobilar, meine Wertpapiere und das mir gehörige Haus Nr. 103 in Gföhl sind bestmöglich zu verkaufen, der Erlös ist fruchtbringend anzulegen und soll meiner Nichte Aloisia Unger, Private in Wien V., Franzensgasse 20/II/19 der lebenslängliche Fruchtgenuss zustehen. Nach dem Ableben der Nichte ist aus dem Vermögen eine Stiftung mit der Bezeichnung „Dr. Karl und Caroline Rippelly-Stiftung für hilfsbedürftige und verschämte Arme“ zu bilden. Aus den Erträgen der Stiftung sind an würdige, dürftige Witwen, an alleinstehende Frauen, sowie an notleidende und verschämte Arme Unterstützungen zu gewähren.“

Die Verwaltung dieser Stiftung und die Gewährung von Unterstützungen hatte der Pfarrer von Gföhl inne. Der jeweilige Gföhler Kooperator war mit der Testamentsvollstreckung betraut. Die zur Stiftung gehörige Liegenschaft E.Z. 88, Grundbuch Gföhl, kaufte die Marktgemeinde Gföhl um S 9.000.-.

Nach dem Ableben der Frau Aloisia Unger am 19. Februar 1934 wurde das Vermögen der Stiftung in Wertpapieren bei der Sparkasse Gföhl angelegt. Am 1. Jänner 1940 betrug das Stiftungsvermögen 3.000.- Reichsmark in Pfandbriefen und einer Einlage bei der Sparkasse Gföhl in der Höhe von 2.723,25 Reichsmark.
Im Jahre 1943 wurde die Stiftung aufgelöst und ihr Vermögen der Marktgemeinde Gföhl übertragen. Die Gemeinde hatte dieses Vermögen abgesondert vom übrigen Gemeindevermögen zu verwalten und die Erträgnisse für bedürftige, in der Gemeinde Gföhl wohnende Volksgenossen zu verwenden. Während der NS-Zeit waren im Haus Nr. 103 Parteiorganisationen untergebracht.

1974 erwarben Johann und Gerta Leitgeb das Objekt von der Marktgemeinde Gföhl. Nach dem Ableben der Eigentümer ging das Haus auf Tochter Jutta Gerstl über.
Heute sind im Objekt Mietwohnungen situiert.

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