0100 - Getränkeerzeugung u. -handel

Besitzer
1880: Lechner Karl
1907: Hamernik Johann und Maria
1914: Hojda Josef
1918: Wandl Rudolf und Aloisia
1919: Fischer Josef und Theresia
1933: Weiss Gustav
1934: Weiss Theresia
1951: Enzinger Anton und Antonia
1961: Enzinger Walter und Herta
1970: Enzinger Walter und Hermine

Der Apotheker Johann Hamernik wurde durch Heirat Eigentümer des Hauses Nr. 100 und erzeugte hier erstmals ca. 1905 Sodawasser und Himbeersifon.
In weiterer Folge war es das Kracherl, das die Kinderherzen eroberte. Durch das Öffnen des Drahtspangenverschlusses bzw. Glaskugelverschlusses entstand ein gewisser „Krach“ und daher der Name „Kracherl“. Es waren nur künstlich gefärbte Essenzgrundstoffe, die damals verarbeitet wurden.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde auch Bier in Flaschen abgefüllt.
Josef Hojda (1914), Rudolf Wandl (1918), Josef Fischer (1919) und Josef Köchl waren die weiteren Geschäftsinhaber. 1933 verpachtete und 1950 verkaufte Theresia Weiss das Geschäft an Anton Enzinger, bis es 1965 von dessen Sohn Walter Enzinger übernommen wurde. Es blieb bis zur Schließung, wegen Übertretung in den Ruhestand, ein Familienbetrieb. Trotz Industriealisierung der Branche wurden im Unternehmen weiter Sodawasser und Markenlimonaden wie Frucade und Almdudler erzeugt und Pepsi-Cola, Apfelsaft, Orangensaft und Mineralwasser als Handelsware geführt.

Ruhestand 2013

Stammliste

Walter Enzinger, * 11. 7. 1944 ∞ 22. 8. 1965 Hermine, * 20. 4. 1944, geborene Leirer aus Kautzen.
Kinder:
Walter * 20.12. 1966, † 2. 3. 1983
Susanne    * 16. 3. 1970, † 8. 12. 1980
Magdalena * 29. 6. 1982
Katharina * 2. 2. 1984

Aus der Autobiografie von Walter Enzinger
[Auszug/Zusammenfassung]:

Als „Nachzügler“ wurde Walter am 11. Juli 1944 in der Jaidhofer Gasse geboren. Kindergarten und Schulzeit verbringt Walter in Gföhl, nach Abschluss der Hauptschule trat er in den Betrieb seines Vaters ein. Schon als Jugendlicher fand er Liebe zu den Bienen. Die Imkerei wird ihn das ganze Leben lang als Hobby begleiten. Am 11. Jänner 1961 verstarb seine Mutter plötzlich nach einem Gehirnschlag. Schwester Herta, die seit 1956 beim Bezirksgericht in Krems beschäftigt war, führte nun den Haushalt. Mit Spannung erwartete er den Beginn des Tanzkurses zu Ostern 1962 im Saal des Gasthauses Prinz. Im Verlauf dieses Tanzkurses lernte er seine Frau Hermine kennen. Diese kam nach der Hauswirtschaftsschule bei den Englischen Fräulein in St. Pölten am 15. August 1959 mit Mag. Antonia Stiawa nach Gföhl, um als Apothekenhilfskraft zu arbeiten. Sie wohnte in der Apotheke und führte auch den Haushalt. Mit 2. Jänner 1964 rückte Walter zum Bundesheer ein, dessen Dienst er in zwei Etappen absolvierte.
Um die Familie finanziell abzusichern versuchte Walter Enzinger, neben dem Familienbetrieb, einen weiteren „Zivilberuf“ zu erlangen. So bewarb er sich um den Posten des Gerichtsvollziehers in Gföhl, nachdem er erfuhr, dass Herr Plattner in Pension gehe. Neben ihm bewarb sich aber auch Wolfgang Lehner, der bei der NEWAG (später EVN) beschäftigt war. Herr Lehner nahm allerdings den Posten nicht an, sodass Walter Enzinger zum Zug kam. Am 31. August 1964 war sein erster Arbeitstag am Bezirksgericht Gföhl.
Um den Lebensabend nicht alleine verbringen zu müssen, heiratete Vater Anton Enzinger Marianne Leidenfrost aus der Jaidhofer Gasse 34 am 15. November 1964 und zog nach dem Umbau des Hauses dorthin.
Mit 1. Jänner 1965 übernahm Walter Enzinger den väterlichen Betrieb in der Jaidhofer Gasse 14, wobei ihm sein Vater jedoch noch hilfreich zur Seite stand.
Am 19. August 1965 gaben sich Walter und Hermine das Ja-Wort vor dem Standesbeamten in Kautzen. Hermi arbeitete nun nicht mehr in der Apotheke.
Am 20. Dezember 1966 kam Sohn Walter zur Welt.
Den Außendienst bei Gericht verrichtete er immer noch mit einem Lohner-Roller und dem VW-Pritschenwagen der Firma.
Am 16. März 1970 kam als zweites Kind Susanne zur Welt.
Das bescheidene Glück von Vater, den Lebensabend mit einer Frau verbringen zu können, währte nicht lange. Marianne starb am 23. August 1971.
1973 begannen Gespräche zur Gründung eines Tennisclubs in Gföhl, womit eine neue Herausforderung an Walter Enzinger herantrat. Im März 1974 fand die Bauverhandlung für den Tennisplatz auf der ehemaligen Mülldeponie im Wurfenthalgraben statt.
Nach mehreren schweren Operationen pflegte die Familie Vater Enzinger zuhause. Am 8. Juli 1978 erhielt er die letzte Ölung, am 29. August schlief er schließlich friedlich ein.
Im Frühjahr 1979 begann der Leidensweg von Susi. Durch die Vergrößerung des Herzens sind Herzklappen undicht. Die Ärzte wissen nicht woher die Vergrößerung kommt. Susanne verstarb am 8. Dezember 1980.
Sein persönliches Engagement zur 800-Jahrfeier mündete in dieser Zeit in der Bewilligung einer Gföhler Sondermarke der Österreichischen Post.
1981 brachte Walter Enzinger sein erstes Buch heraus: „Gföhl in alten Ansichten“.
Am 29. Juni 1982 wurde Tochter Magdalena geboren.
Schon wenige Monate nach Magdalenas Geburt kam der nächste Schock auf die Familie zu. Bei Walter stellten sich die gleichen Symptome ein wie bei Susanne. Vom 25. Oktober bis 10. Dezember 1982 weilte Walter im Spital. Nach kurzer Zeit der Heimkehr kam Walter am 7. Februar 1983 wieder ins Spital. Der Zustand des Herzens wurde immer schlechter. Am 2. März 1983 verstarb Walter und am 8. März wurde er zu Grabe getragen.
Im März 1983 erschien die erste Ausgabe des Waldviertler Kulturspiegels.
Am 22. Februar 1984 gebar Hermi ein weiteres Mädchen, Katharina erblickte das Licht der Welt.
1985 erschien sein zweites Buch, „Bildstöcke und Kreuze um Gföhl“, worauf weitere lokalhistorische Bücher folgten.
Im Februar 1989 wurde er zur Gerichtsvollzieher-Fachprüfung zugelassen, welche er positiv abschloss.
Mit 31. Dezember 1992 wurde das Bezirksgericht Gföhl aufgelöst und mit dem BG Krems vereinigt. Die Abschiedsfeier im Sozialraum des Gerichtes mit Dr. Wittmann, Herbert Reiter, Herta Enzinger, Martina Pistracher und Walter Enzinger wurde eine „Trauerfeier“, arbeitete Walter doch 28 Jahre, seit 31. August 1964, an diesem Gericht.
Mit Jänner 1993 kam Walter Enzinger zum BG Krems, wo er eine Zivilabteilung leitete und den Sprengel des ehemaligen BG Gföhl als Gerichtsvollzieher zugeteilt erhielt. Nach einigen Monaten wechselte er zum BG Langenlois, von wo er auch drei Jahre das BG Eggenburg und anschließend das BG Kirchberg/Wagram als Gerichtsvollzieher betreute.
Im Laufe des Jahres 1993 hörten die Enzingers auf Almdudler und Frucade selbst abzufüllen. Sie entschlossen sich, außer Sodawasser, sämtliche alkoholfreien Getränke bei der Fa. Gratzl aus Tulbing zu beziehen.
Im Frühjahr 1996 erlangte Walter Enzinger alle behördlichen Genehmigungen zur Errichtung einer Windkraftanlage. Am 15. Mai ging diese um 11.30 Uhr in Betrieb, am 9. Juni wurde die WKA mit einem kleinen Fest feierlich eröffnet.
Im Jänner 2000 erfolgte die Versetzung von Walter Enzinger zum Oberlandesgericht in Wien, beruflich begann damit eine schwierige Periode.
Mit 1. Dezember 2001 trat Walter Enzinger schließlich in die Pension über. Bedingt durch die Pensionierung wurden Gewerbe und Windkraftanlage an Gattin Hermi übergeben.
Hermine Enzinger meldete lt. Amtsblatt vom 17. 1. 2013 das Gewerbe ab.

Amtsblatt vom 13. 8. 1914
Gewerbeanmeldung 
Hamernik Johann, Brennholzhandel in Gföhl 100

Amtsblatt vom 27. 10. 1951
Gewerbeanmeldung
Enzinger Anton, Sodawassererzeugung, Jaidhofergasse 10
Gewerbelöschung
Weihs Theresia, Sodawassererzeugung, Jaidhofergasse 10

Land Zeitung. 19. 1. 1961
Gföhl. Frau Antonia Enzinger ist nicht mehr.
Wer hätte es für möglich gehalten, daß Frau Antonia Enzinger, Gattin des Sodawasser- und Limonadenerzeugers Anton Enzinger, so unverhofft aus dem irdischen Leben abberufen wird. ... Um sie trauern ihr Gatte, dem sie in allen Lebenslagen und insbesondere im Geschäftsbetrieb treu zur Seite stand, ihre Tochter Herta, Beamtin des Bezirksgerichtes Gföhl, der Sohn Walter, der trotz seiner Jugend im Geschäftsbetrieb des Vaters mittätig ist und alle ihre Anverwandten der Familien Huber, Enzinger, Lindner, Mitterecker, Glaser, Apolt und Prinz.
Die Verstorbene war eine Tochter der Baumeisterehegatten Heinrich und Maria Huber aus Gföhl...

Amtsblatt vom 20. 2. 1960
Gewerbelöschung
Enzinger Anton, Bierhandel, Gföhl 100

Amtsblatt vom 13. 3. 1965
Gewerbelöschung
Enzinger Anton, Sodawassererzeugung, Jaidhofergasse 10

Amtsblatt vom 14. 8. 1965
Gewerbeanmeldung
Enzinger Walter, Sodawassererzeugung, Jaidhofergasse 14

Amtsblatt vom 28. 12. 1968
Gewerbeanmeldung
Enzinger Walter, Handel mit Spirituosen

Land Zeitung, 2. 9. 1971
Gföhl. Todesfall.
Nach langer, schwerer Krankheit verschied am Montag, 23. August, Frau Marianne Enzinger aus Gföhl, Jaidhofergasse 34, im 56. Lebensjahr. Sie war die Gattin des bekannten Gföhler Sodawassererzeugers Anton Enzinger...

Amtsblatt vom 22. 6. 1974
Gewerbelöschung
Enzinger Walter, Handel mit Spirituosen

Land Zeitung, 7. 9. 1978
Anton Enzinger verstorben
Gföhl
– Nach einem arbeitsreichen Leben verschied am 29. August der Sodawasser- und Limonadenerzeuger i. R. Anton Enzinger aus Gföhl, Jaidhofergasse.
Der Verstorbene stand im 80. Lebensjahr und war in letzter Zeit schwer leidend.
Am Begräbnis nahmen viele Menschen teil, auch die FF-Gföhl ehrte ihren langjährigen Kameraden durch die Teilnahme mit einem Ehrenzug.

Land Zeitung, 15. 3. 1983
Im Alter von 16 Jahren: W. Enzinger verstorben

Gföhl. Ein schwerer Schicksalsschlag traf neuerlich die Familie Walter und H. Enzinger aus Gföhl, Jaidhofergasse. Nachdem im Dezember 1980 die damals 11jährige Susi verstarb, erlag der älteste Sohn Walter (geb. am 20. Dezember 1966), am 2. März dem gleichen Leiden. Man steht vor einem Rätsel, was zur eigentlichen Todesursache geführt hat, ist aber sicher, daß eine Erbkrankheit auszuschließen ist...

Amtsblatt Nr. 4, 28. 2. 2002
Gewerbeanmeldung
Hermine Enzinger, „Erzeugung kohlesäurehältiger Getränke“ im Standort Gföhl, Jaidhofer Gasse 14
Gewerbelöschung
Walter Enzinger, „Erzeugung...“ im Standort Gföhl, Jaidhofer Gasse 14

Amtsblatt, Nr. 1, 17. 1. 2013
Gewerbelöschung
Gföhl, Hermine Enzinger, „Erzeugung kohlensäurehaltiger Getränke“ im Standort 3542 Gföhl, Jaidhofergasse 14

Neben seinem Gewerbebetrieb und dem Beruf bei Gericht fand Walter Enzinger für kulturelle und vereinsmäßige Belange immer Zeit. Er spielte im Gföhler gesellschaftlichen Leben eine wichtige Rolle. Er gab nicht nur selbst Bücher heraus sondern verlegte auch für andere, z. B. Dr. Karl Schwarz oder Paul Ney. So erschienen unter seiner Federführung u. a.: Gföhl in alten Ansichten; Heimatbuch Gföhl, Bildstöcke und Kreuze um Gföhl, Ein altes Postfräulein erinnert sich; Das neue Rathaus in Gföhl; Bomben auf Reittern, Die Gföhler Familiennamen, Pfarrbuch Gföhl, Heimatbuch der Pfarre Rastbach (Dr. Karl Schwarz); Dorfbuch Reittern (Dr. Karl Schwarz); Die Feuerwehren der Gemeinde Gföhl (Freiwillige Feuerwehren), Heimatbuch Jaidhof (Gemeinde Jaidhof), Gföhl – Jaidhof in Wort und Bild, Waldämter der Herrschaft Gföhl zu Jaidhof.
Walter Enzinger war einer der treibenden Kräfte zur Gründung des GTC und Errichtung der Tennisanlage, jahrelang fungierte er auch als Obmann.
Die 800-Jahrfeier 1982 stellte für ihn eine große Herausforderung dar, war er doch hauptverantwortlich für die Herausgabe der Sondermarke „800 Jahre Gföhl“ der Österreichischen Postverwaltung und ein Hauptdarsteller beim Festspiel und Mitarbeiter beim Heimatbuch Gföhl.
Herausgeber und Redakteur des „Waldviertler Kulturspiegels“, Veranstalter als Obmann des BHW Gföhl von Ausstellungen und Vorträgen (Gföhl in Dokumenten und Bildern, Herbert Preyer – Ölbilder und Aquarelle, Kultureller Herbst im Gföhlerwald, Seinerzeit – Unsere Zeit; Leopold Figl …).
Walter Enzinger verwaltet das Gföhler Fotoarchiv, wodurch Einblicke in längst vergangene Zeit ermöglicht  und die Entwicklung und Veränderung in Gföhl dokumentiert werden.

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