0076 - Mietobjekt

Besitzer
1737: Herrschaftliches Schulhaus
1875: Schulgemeinde Gföhl
1882: Marktgemeinde Gföhl
1974: Leitgeb Johann und Gerta, Leitgeb Johann
2014: Gerstl Jutta

1737 wird das Objekt Kirchengasse 1 als „Herrschaftliches Schulhaus“ bezeichnet, wobei wegen Platzmangels später auch Klassen in Privathäusern unterrichtet wurden. 1881/1882 erbaute man die nunmehrige Volksschule anstelle des ehemaligen Gasthauses CNr. 40 (Ernest Thumstraße 2), das um 6550 Gulden gekauft wurde.

Nach Gründung der Bürgerschule 1922 mussten einige Klassen in den Privathäusern Krattenthaler (CNr. 15) und Obenaus (CNr. 1) untergebracht werden. 1924 belegte man zwei Räume im Waisenhaus (Jaidhofer Gasse). 1927/28 trat das Hauptschulgesetz in Kraft. 1928 kaufte der Ortsschulrat um 100.000 Schilling das Waisenhaus, und am 16. September 1930 fand dessen Einweihung als neues Hauptschulgebäude statt (heutiger Altbau).
Segnung und Eröffnung des Hauptschul-Zubaues erfolgte am 15. März 1970.

Im Objekt Kirchengasse 1 vermietete die Marktgemeinde Gföhl die Räumlichkeiten sowohl zu gewerblichen Zwecken als auch als Wohnungen.

Eingemietet:

Wöber / Lang

Friseur (Wöber) zuerst vom Schubertplatz zugänglich, später Räume von der Ernest Thumstraße.

Zum Friseurgewerbe in diesem Haus teilt Prof. Stastny mit:

Georg Wöber
* 5. 9. 1857 in Krems 366 (Stöhrgasse 10)
seit 1876 Geschäftslokal in Gföhl 76 als 1. Friseur in Gföhl
Waagmeister bei der Brückenwaage
Mitglied der FF Gföhl seit 1. 1. 1879 und Hornist
Bücherwart beim n.ö. Volksbildungsverein
ab 1897 Aufzeichnungen über Niederschläge und Temperatur (Wetterbeobachter)
1906 Ersatzmann bei der Gemeinderatswahl und Badverwalter (u. f. Eisgewinnung)
Begründer und Mitglied des Radfahrvereines
ehem. Turn- und Schwimmmeister in Krems
Obmstv. des Geselligkeitsvereines
Rechnungsprüfer beim nö. Gewerbebund, Ortsgruppe Gföhl
† 19. 11. 1925 im Krankenhaus Krems, begraben in Krems

Land Zeitung, 3. 12. 1925
Gföhl.
(Todesfall) Nach langem schmerzvollem mit Geduld ertragenem Leiden verschied am 19. v. Herr Georg Wöber, Friseur, im Krankenhause Krems. Diese Trauerkunde wurde im Gföhler Gerichtsbezirke mit Wehmut aufgenommen. Herr Wöber, der immer tätige und überall hilfebringende Mann, hat für immer sein Auge geschlossen. Über 40 Jahre wirkte er eifrig als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, eben so lange als unermüdlicher Bücherwart des n.ö. Volksbildungs¬vereines. Beide Vereine haben ihn deshalb vor Jahren zum Ehrenmitgliede ernannt. Äußerst gewissenhaft versah Herr Wöber über ein Vierteljahrhundert die Zahlmeisterstelle der Brückenwaage Gföhl und die Wetter- und Temperaturbeobachtungen der Wetterbeobachtungsstation Gföhl. Die Landesregierung überreich¬te ihrem eifrigen Berichterstatter hiefür ein reizendes Ehrendiplom. Fast ein halbes Jahrhundert übte Herr Wöber das Friseurgewerbe aus. Als ihm vor drei Jahren der Tod plötzlich seine Frau entriß, fühlte sich Herr Wöber einsam, und als ihn gar im Frühjahr das Leiden, das ihn jetzt monatelange plagte, zwang, eine Operati¬on an sich vollziehen zu lassen, war der sonst so kraftstrotzende, geistig rege, noch bis zum letzten Lebensabschnitte ein großer Anhänger des Radfahrvereines und des Schachspieles, gebrochen und infolge seines zur Untätigkeit gebannten Lebens nicht mehr so fröhlich gelaunt als früher. Welche Beliebtheit Herr Wöber genoß, bewies das Leichenbegräbnis. Ein imposanter Trauerzug bewegte sich unter Vorantritt der Bundeswehrmusik in Zivil, der freiwilligen Feuerwehr Gföhl und des Kriegervereines Gföhl mit ihrem Hauptmanne Herrn Prinz Franz sen. vom Krankenhause Krems zum Friedhofe... Außerdem hatten sich ihnen die Marktgemeindevertretung mit Herrn Bürgermeister Karl Kippes, Herr Direktor Haslinger mit den Leitungsmitgliedern der Sparkasse Gföhl, der Volksbildungs¬verein mit Herrn Obmann Direktor Anton Rerych, und Obmann Schulrat Rupert Holzapfel der Zentralleitung Krems, Gewerbebund, Herr Verwalter Franz Zöch¬ling als Vertreter der Gutsherrschaft Jaidhof, die Genossenschaft der Friseure, Herr Leopold Hansbichl als Leiter der Bezirkskrankenkasse Krems, Herr Altbür¬germeister Liebenberger, der Verschönerungsverein Gföhl, viele Gföhler und Kremser Freunde, Herr Fürsorgerat Gläser und Vertreter des Deutschen Jugendbun¬des Gföhl angeschlossen. Herr Probst Simlinger aus Krems nahm die Einsegnung seines Heimatkameraden vor... Herr Wöber war in seinen jungen Jahren Turn- und Schwimmeister und Begründer des Radfahrvereines Gföhl.

Rupert Lang

* 17. 2. 1900 in Gföhl 155 (Langenloiser Straße 25)
Lehre bei Georg Wöber, Gföhl 76
Meisterprüfung 30. 8. 1926
Friseur- und Rasurgewerbe ab 26. 11. 1925 in Gföhl 76 (Räumlichkeiten des Georg Wöber – Nordwesten des Hauses) – Anmeldung bei BH Krems per 1. 12. 1925
Gewerbeschein dd. 13. 1. 1926  gelöscht per 31. 12. 1979
Ausbilder zahlreicher Lehrlinge
Geprüfter Waagmeister an der Gemeindebrückenwaage Gföhl ab 19. 9. 1925
gefallen als Obergefreiter am 9. 4. 1945 in Prein/Rax, begraben am Soldatenfriedhof in Blumau

Maria Lang geb. Klaffl - Witwenbetrieb

* 25. 4. 1919 in Jaidhof, Familie aus Engelschalks bzw. Moritzreith
Witwenfortbetrieb in Gföhl 76 nach Tod des Firmeninhabers bis 31. 12. 1979
Gesellenprüfung mit Dispens 8. 11. 1948
Geschäftsführer Johann Steiner, Gföhl
Übersiedelung nach Südosten des Hauses (Zugang von der Ernest Thum Straße)
Umbau und Neueinrichtung der Geschäftsräume
Löschung 31. 12. 1979
† 3. 8. 1998

Johann Lang

* 1943 in Gföhl
Lehre in Krems-Stein im Salon Spießl von 1957 bis 1960. Von 1961 – 1962 war Johann Lang in einem  Friseursalon in Oblack in der Steiermark beschäftigt. 1962 bis 1963 Absolvierung des Bundesheeres, mit Juli 1963 trat er in den elterlichen Betrieb ein.
Gesellenprüfung: 28. 11. 1960
Meisterprüfung: 1. 6. 1965
Geschäftsübernahme: 1. 1. 1980
Gewerbeschein: 7. 1. 1980 – 31. 3. 2001

Waagmeister 1958 bis 23. 4. 1988

Johann Lang ist und war Funktionär und Aktiver in einigen Vereinen. Mit der Auszeichnung „Freiwilliger des Jahres“ wurde ihm 2014 eine große Ehre und Freude bereitet. Über vierzig Jahre Aktiver bei der Musikkapelle, davon jahrelanger Kassier, Mitglied beim Gesang- und Orchesterverein, in welchem er ebenfalls die Position des Kassiers bekleidet, Spieler und Funktionär des SC Admira Gföhl.

Hannes Lang (siehe CNr. 41)

Land Zeitung, 17. 4. 1935
Gföhl.
(Todesfall) Nach einem sorgenreichen und unermüdlich tätigen Leben verschied Frau Maria Lang, Postbeamtenswitwe nach längerem mit Geduld ertragenem Leiden im 76. Lebensjahre und wurde am 12. ds. am hiesigen Gottesacker zur ewigen Ruhe bestattet. Eine große Menschenmenge gab dem alten, guten Mütterlein das letzte Geleite und bringt ihren Kindern: Rupert Lang, Friseur in Gföhl, Vinzenz Lang, Friseur in Wien, Marie Aff, Postbeamtensgattin in Gföhl, Roman Lang, Postbeamter in Wien, Luise Lang in Wien, das aufrichtigste Beileid entgegen.

Land Zeitung. 18. 12. 1969
Neue Geschäftszeiten

Die Gföhler Friseure haben ab 2. Jänner 1970 ihre Geschäfte zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag bis Freitag von 7 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, Samstag durchgehend von 7 bis 16 Uhr.

Kremser Zeitung. 5. 6. 1978
Salon Lang neu eingerichtet
Gföhl.
Wer in nächster Zeit den Friseursalon Lang in der Gföhler Kirchengasse betritt, wird diesen kaum mehr erkennen. Nicht nur äußerlich wurde von den Inhabern einiges erneuert, auch die gesamte Inneneinrichtung präsentiert sich nun in rustikalem Stil...

Amtsblatt vom 8. 2. 1980
Gewerbeanmeldung
Lang Johann, Friseure, Kirchengasse 1
Gewerbelöschung
Lang Rupert, Witwenfortbetrieb Maria Lang, Gföhl 76

NÖN 33/1998
Maria Lang verstorben
Gföhl.
Im 80. Lebensjahr verstarb am 3. August die bekannte Friseurmeisterin Maria Lang aus Gföhl... Noch in den letzten Tagen des Krieges im Jahr 1945 war ihr Gatte Rupert gefallen. Die gelernte Schneiderin, die plötzlich allein mit insgesamt sieben Kindern dastand, mußte daher den Beruf ihres Gatten erlernen, um den Betrieb, der seit 1925 in Familienbesitz war, weiterführen zu können. 1980 übergab sie das Geschäft an Sohn Johann...

Amtsblatt Nr. 7, 5. 4. 2001
Gewerbelöschungen
Johann Lang, „Friseure und Perückenmacher“ im Standort Gföhl, Kirchengasse 1

Post

Die Postamtsstelle Gföhl wirkte von 1951 bis 1958 in diesem Haus.

Kremser Zeitung, 30. 11. 1950
Gföhl.
(Verlegung der Postdiensträume) In Kürze werden die neuen Diensträume des hiesigen Postamtes bezogen werden. Diese sind in der Kirchengasse (ehemalige Schule). Das neue Postgebäude soll gegenüber dem alten Lagerhaus gebaut werden und im Spätherbst des Jahres 1951 vollendet sein.
[Viel zu optimistische Annahme, denn das neue Postamt konnte tatsächlich erst 1958 bezogen werden!]

Kremser Zeitung. 8. 3. 1951
Gföhl.
(Der hiesige Telephonbautrupp) Vollautomatisierungen werden vorgenommen, z. B. wurde diese in der Molkerei durchgeführt. Weiters erfahren wir, daß die Zahl der Teilnehmer auf 71 angestiegen ist.

Land Zeitung. 7. 8. 1952
Wann wird das Gföhler Postgebäude gebaut?

Im Vorjahre mußte das Postamt, da das Gebäude in dem es bisher untergebracht war, schon recht baufällig war und Einsturzgefahr bestand, in ein anderes Gebäude verlegt werden. Die Postbeamten kamen dadurch aus dem Regen in die Traufe, denn war auch das alte Postamt keine Zierde, so ist das jetzige Postamt direkt ein Schandfleck für das aufwärtsstrebende Gföhl.
Das Postamt ist derzeit in einem Trödlergeschäft ähnelnden, finsteren Laden untergebracht. Ein winziger Raum, der durch ein Schreibpult und eine Telephonzelle, die man nicht gerade als schalldicht bezeichnen kann, noch enger begrenzt wird, ist für die Kunden da. Durch zwei kleine, an die selige Postkutschenzeit von anno Schnupftabak erinnernde Schalterfensterchen werden die Dienstgeschäfte abgewickelt... Die Postdirektion hat zwar schon vor langer Zeit den Bau eines Postgebäudes versprochen. Vom Versprechen zur Tat scheint hier allerdings ein langer Amtsweg,...
Der Gföhler Marktplatz ist jetzt auf Hochglanz hergerichtet. Gföhl ist schließlich nicht Hintertupfing, sondern ein recht respektabler Ort. Es würde durch den Bau eines Postgebäudes noch gewinnen. Darum weg mit dem postalischen Schandfleck, den sich der Herr Postdirektor einmal ansehen sollte...

Milchverkaufsstelle

Die, von der Molkerei Gföhl seit 1959 betriebene Milchverkaufsstelle, wurde mit 1. 6. 1972 aufgelassen.

GR, 12. 12. 1958
Lokalvermietung, Gemeindehaus Gföhl Nr. 76 [Kirchengasse 1]:
Herr Gemeindesekretär verliest die Ansuchen der Molkereigenossenschaft und des Alois Hagen. Nach längerer Debatte wurde über Antrag des Herren Bürgermeisters die geheime Abstimmung beschlossen. Das Abstimmungsergebnis erbrachte: Molkerei 12 Stimmen, Herr Alois Hagen 3 Stimmen. Damit wurde der Molkerei Gföhl das gegenständliche Lokal zugesprochen.

Land Zeitung. 7. 1. 1965
Gföhl. Sonntagsperre der Molkereifiliale.
Während der Monate Jänner, Feber und März 1965 bleibt die Verkaufsstelle der Molkerei Gföhl an Sonntagen geschlossen. Erst ab 4. April 1965 wird an Sonntagvormittagen wieder Milch verkauft.

Land Zeitung. 8. 6. 1972
Milchverkaufsstelle geschlossen
Gföhl
– Für die meisten Gföhler Hausfrauen völlig überraschend wurde die Milchverkaufsstelle der Molkerei Krems-Gföhl, die sich in Gföhl in der Nähe der Kirche befand, am 31. Mai geschlossen. Ab 1. Juni sind Milch, allerdings nur die teurere Flaschenmilch und paketierte Milch und Milchprodukte nur in Lebensmittelgeschäften erhältlich. Technische und wirtschaftliche Notwendigkeit führt die Molkerei Krems-Gföhl als Grund für die Schließung an. Die Verständigung über die Schließung der Milchverkaufsstelle erhielten die Gföhler ausgerechnet am Weltmilchtag, an dem Tag also, an dem für die Milch geworben wurde.
[Die Verkaufsstelle befand sich in der Kirchengasse 1, CNr. 76, heute Blumengeschäft Szing. Jahrelange Verkäuferin war Frau Herta Kloiber aus der Zwettlerstraße.]

Dr. Kowarz, Ordination

MR Dr. Wilhelm Kowarz trat 1970 als Gemeindearzt in Pension, führte aber die Ordination bis zur Neubesetzung der Gemeindearztstelle weiter. Dr. Christine Eisterer eröffnete am 1. 10. 1973 ihre Ordination in der Kühberggasse 12a, womit Dr. Kowarz endgültig in den Ruhestand übertreten konnte.
Dr. Kowarz, Ehrenringträger der Gemeinde Gföhl, Gemeindearzt von 1943 bis 1973, verstarb am 6. 2. 1982 im 75. Lebensjahr.

Tastel Sylvester

Im Objekt Kirchengasse 1 gründete Sylvester Tastel sein Unternehmen für „Feinmechanik“ (1949 – 1974). Er reparierte sämtliche Maschinen und Motoren, aber vor allem Nähmaschinen. Später erfolgte eine Betriebsverlegung in das Objekt Hauptplatz 6 – Hofbauer.

Szing

Die Neue, 8. 12. 1987
Geschäftseröffnung:
Gföhl.
Zum Andreasmarkt eröffnete Blumen-Stefan in Gföhl, Kirchengasse 1 ein Verkaufslokal. Pfarrer Höllerer nahm die Segnung vor...

Amtsblatt Nr. 3, 9. 2. 1989
Gewerbeanmeldung
Stefan Szing, „Kleinhandel...“, Anzeige der Ausübung des Gewerbes in der weiteren Betriebsstätte im Standort Gföhl, Kirchengasse Nr. 1

Caritas Verkaufsstelle

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