Zur Geschichte der Correspondenz- bzw. Postkarte
Vorgeschichte und Vorläufer
1760 führte das private Stadtpostunternehmen Petite Poste (Kleine Post) in Paris offen lesbare Mitteilungen ein, 1784 führte die privat betriebene Kleine Post in Wien Karten mit offen
ver-sandten Mitteilungen ein. In beiden Fällen sind jedoch keine Exemplare erhalten.1840 erschien in England die erste Briefmarke und verbreite sich bald über den Globus. Das war eine
Voraus-setzung für die Postkarten und das Postwesen der heutigen Form.
Am 27. Februar 1861 wurde in den Vereinigten Staaten ein Gesetz vom Kongress verabschie-det, das erlaubte, privat gedruckte Karten, bei einem Gewicht von unter einer Unze, mit der Post zu verschicken. Am 17. Dezember 1861 nutzte John P. Charlton aus Philadelphia das neue U.S.-Postkartengesetz und ließ sich die Postkarte urheberrechtlich schützen. Er verkaufte seine Idee an Hyman L. Lipman, ebenfalls aus Philadelphia, der dann Karten mit der Kenn-zeichnung „Lipman’s Postal Card“ produzierte. Die Erfindung wurde durch Lipman auch als Pa-tent angemeldet, welches aber letztlich nicht zugelassen wurde. Am 12. Mai 1873 erschienen die offiziellen staatlichen Postkarten der USA, die unabhängig von der Versanddistanz 1 Cent Porto kosteten. Privat gedruckte Karten waren in den USA ab dann nur noch zum teureren Briefportosatz von 2 Cent erlaubt.
Zum 1. Juni 1865 wurde erstmals in Preußen die sogenannte „Offene Karte“, auch „Aviskarte“ oder „Drucksachenkarte“ genannt, als offen versandte Mitteilung eingeführt, sie ist der Vorläu-fer der
Postkarte in Deutschland. Diese Karten wurden nur sehr selten für private Zwecke ver-wendet, sie wurden oft verwendet um den Besuch eines Handelsvertreters anzukündigen und sie werden deswegen
heute in Sammlerkreisen als Vertreterkarten bezeichnet. Manche dieser Karten haben Abbildungen (z. B. Fabrikgebäude) auf der Rückseite.
1868 reichten zwei Leipziger Buchhandelsunternehmen, Firma Friedlein und Firma Pardubitz, angeblich unabhängig voneinander, beim Berliner Generalpostamt den Vorschlag ein, eine
„Universal-Correspondenz-Karte“ einzuführen. Auf den Rückseiten sollten verschiedene Mittei-lungen zum ankreuzen vorgedruckt werden. Trotz Ablehnung erscheint hier die später verwen-dete
Bezeichnung „Correspondenzkarte“.
Am 26. Januar 1869 erschien in der Wiener Tageszeitung „Neue Freie Presse“ ein Artikel mit dem Titel „Über eine neue Art der Correspondenz mittels der Post“ vom Professor der Natio-nalökonomie Emanuel Herrmann. In dem Artikel regte er die Einführung der Postkarte an, hierbei standen volkswirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Er ging von der Überlegung aus, dass es viele Mitteilungen gebe, für die ein Brief zu umständlich und vor allem zu kostspielig (Porto 5 Neukreuzer) sei. Ähnlich einem Telegramm sollte die Anzahl der Wörter auf 20 be-grenzt sein und durch eine geringe Gebühr befördert werden. Der Artikel kam bald zum Gene-ral-Post- und Telegraphen-Direktor Dr. Vincenz Freiherr Maly von Vevanović (1808–1878), ihm gefiel die Idee und er verwirklichte sie trotz einiger Widerstände.
Postamtlich-offizielle Einführung
Am 1. Oktober 1869 erschien bei der österreichisch-ungarischen Post die von Dr. Emanuel Herrmann entwickelte Correspondenzkarte mit eingedrucktem Postwertzeichen. Die Rückseite der 8,5 × 12,2
cm großen Correspondenzkarte konnte bei Erscheinen der Karten, zur Vereinfa-chung, frei beschrieben werden. Der von Herrmann vorgeschlagene Name „Postkarte“ wurde von der Postverwaltung in Wien
in „Correspondenzkarte“ geändert. Die Karte kostete im Un-terschied zum 5 Kreuzer teuren Brief nur 2 Kreuzer, was gleichzeitig dem Wert der eingedruck-ten Briefmarke entsprach, und verkaufte
sich bereits im ersten Monat 1,4 Millionen Mal. In Ungarn erschienen fast völlig gleich aussehende Correspondenzkarten wie in Österreich, nur mit dem Unterschied eines ungarischen Wappens statt
eines Doppeladlers.
Postkarte wird Massenkommunikationsmedium
Im internationalen Postverkehr wurde die Postkarte mit dem Berner Postvertrag ab 1. Juli 1875 zwischen 21 Ländern zugelassen und der Weltpostvertrag vom 1. Juni 1878 erweiterte den
Geltungsbereich über den größten Teil der Erde. Einige Länder hatten hierfür besondere Weltpostkarten.
Ab etwa 1896 setzte sich die Ansichtskarte, nicht zuletzt durch die Nutzung neuerer Druckver-fahren, im großen Stil durch. Ab dieser Zeit wurde hauptsächlich das mehrfarbige Druckverfah-ren der Chromolithografie verwendet, zuvor waren Ansichtskarten fast immer einfarbig, oft in Sepiatönen bedruckt. Die Karten waren zu einem relativ geringen Preis erhältlich und die Bil-der ersparten das Schreiben längerer Städte- oder Landschaftsbeschreibungen. In vielen Ta-bak- und Schreibwarenläden waren Ansichtskarten zu kaufen. Etwa ab 1900 kamen zuneh-mend Fotodruckverfahren und weitere modernere Druckverfahren zum Einsatz.
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1907 entfiel die Vorschrift, das Wort Postkarte in der jeweiligen Landessprache aufdrucken zu müssen.
1923 erscheinen in der Schweiz offiziell sogenannte Bildpostkarten, 1925 folgt die Einführung in Deutschland und 1927 in Österreich. Während des ersten Weltkriegs, vor allem während der Zeit
des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkriegs wurden Post- und Ansichtskarten für Propagandazwecke missbraucht, sie können heute als historische Quellen dienen. Im zweiten Weltkrieg hatten
Postkarten in Deutschland nicht mehr annähernd die gleiche Bedeutung wie im ersten Weltkrieg, zumindest nicht als Feldpost.
Merkmale/Aufteilung
Vorderseite (Adressseite)
Die Vorderseite der Postkarte ist die Adressseite. Diese Definition gilt für deutsche philatelisti-sche und philokartistische Fachsprache für alle Arten der Postkarten, auch für Ansichtskarten.
Auf dieser Seite befinden sich meist Linien zur Einteilung der Felder für das Postwertzeichen, für die Empfängeradresse, einen Raum für Mitteilungen. Raum für schriftliche Mitteilungen ist auf
der linken Seite der Adressseite, bei der Bildpostkarte ist auf der linken Seite außerdem ein Bild. Bei Ganzsachenpostkarten ist des Öfteren noch ein Feld für die Absenderadresse vorhan-den.
Ab 1905 wurde die Adressenseite der Ansichtspostkarte in Deutschland geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Bis dahin mussten die Mitteilungen auf die Bildsei-te der Ansichtskarten geschrieben werden, da die ungeteilte Anschriftseite ausschließlich für Adresse und Freimachung verwendet werden durfte. Bei Postkarten ohne Illustration wurde die Anschriftseite erst 1907 geteilt. Bereits im Jahr 1900 trafen Frankreich und die Schweiz die Regelung, dass auf der Adressseite der Karten Mitteilungen gemacht werden durften.
Rückseite
Die Rückseiten sind entweder leer und können frei beschrieben werden oder es sind dort Ab-bildungen, dann handelt es sich meistens um Ansichtskarten. Vor der Teilung der Adressseite wurde auf
der Bildseite von Ansichtskarten zumeist noch etwas unbedruckter Schreibraum für Mitteilungen vorgesehen. Bei Postkarten mit Illustration auf der Rückseite und eingedrucktem Wertstempel als
Frankatur handelt es sich um Sonderganzsachen.
Abmessungen und Gewicht
Zunächst gab es kleinere Formate (auch Kleinformat genannt) für Postkarten. Der Weltpost-kongress von Paris legte im Jahr 1878 eine internationale Maximalgröße von 14 x 9 cm fest, die beim
Weltpostkongress von 1925 auf 10,5 x 15 cm abgeändert wurde. Im internationalen Verkehr sind heute eine Länge von 140 bis 235 mm, eine Breite von 90 bis 125 mm und ein Flächengewicht von 150
bis 500 g/m² zugelassen.
Farbe
Frühe Postkarten, ebenso die erstmals 1869 offiziell erschienene Correspondenzkarte, waren oft auf gelblichem (andere manchmal mit bräunlichem) Karton gedruckt. Diese Farben wurden deshalb so
gewählt, damit eventuelle Verfärbungen durch den Gebrauch oder Verschmutzun-gen weniger auffielen. Die sogenannten Mondscheinkarten wurden teilweise auf bläulichem Karton gedruckt, um durch
diese Hintergrundfarbe die Nachtdunkelheit nachzuahmen.
Formen der Postkarte
Ansichtskarte
Sie dient primär der schriftlichen illustrierten Korrespondenz, wird aber auch als Andenken o-der historisches Bilddokument verwendet und gesammelt. Die Blütezeit der Ansichtskarten wird als
„Goldenes Zeitalter der Ansichtskarten“ zwischen 1897 bis 1918 bezeichnet. Praktisch seit Beginn dieser Karten waren topografische Abbildungen, also Städte, Orte oder Landschaf-ten die
häufigsten Motive. Die Abbildungen zeigen typischerweise berühmte Bauwerke, be-kannte Plätze, Sehenswürdigkeiten oder charakteristische Ansichten von der besuchten Ge-gend und sollen einen
Eindruck vom Aufenthaltsort vermitteln.
Weltpostkarte
Auf der Grundlage des Berner Postvereinsvertrags vom 1. Juli 1875 wurde die Postkarte für den internationalen Versand zwischen 21 Ländern zugelassen und durch den Weltpostvertrag vom 1. Juni
1878 erweiterte sich der Bereich über den größten Teil der Erde. Diese Postkarten mussten damals noch nach Vorschrift auch die französische Aufschrift „Carte postale“ haben. Oft stand das Wort
Postkarte in einigen verschiedenen Sprachen auf der Adressseite von Post-karten.
Ganzsachenpostkarten
Teilweise gibt es Postkarten als sogenannte Ganzsachen mit Wertzeicheneindruck, als Alterna-tive zur Freimachung mit Briefmarken. Es gibt viele unterschiedliche Beispiele hierfür.
Bildpostkarte
In der Schweiz wurden bereits 1923 sogenannte Bildpostkarten eingeführt. Die Deutsche Reichspost verfügte 1925 unter leitender Mitarbeit der Gesellschaft für Postreklame als unter-gliedertes
Teilunternehmen der ehemaligen Reichspost deren Einführung. Sie sollten Werbung zur Förderung des Fremdenverkehrs machen. Gemeindeverwaltungen oder die ortsansässigen Verkehrsvereine konnten
Bildpostkarten für ihre Stadt/ihren Ort beantragen. Anfangs gab es sie als gezeichnete Ortsansichten, später als Fotos, die in der linken Hälfte, meist oben, auf der Adressseiten aufgedruckt
wurde.