LIEBENBERGER Franz, Bürgermeister (1913)

[Als 1920 die Elektrifizierung immer mehr einsetzt verliert das Gaswerk an Bedeutung und wird in ein Wohngebäude umgebaut. Die ehemalige Zimmerei Paul Ney in Gföhl CNr. 126, die etwa in den Jahren 1880 bis 1914 betrieben wurde, lieferte den Dachstuhl samt dem Türmchen für das Gaswerk. Lange Zeit waren Ordinationen Gföhler Zahnärzte im Objekt situiert, später wurde es privat zu reinen Wohnzwecken adaptiert. Noch heute ist die ursprüngliche Bauform erhalten; das Objekt stellt auf Grund der besonderen architektonischen Ausgestaltung eine Sonderform in der Gemeinde dar].

Kremser Zeitung, 26.1.1907
Gföhl
. (Straßenausschuß.) Den 15.1. fand die Obmannwahl für den Bezirksstraßenausschuß statt. Von 16 abgegebenen Stimmen wurde Franz Liebenberger in Gföhl mit 15 Stimmen zum Obmann, Herr Güterdirektor Sprosec aus Jaidhof mit 13 Stimmen zum Stellvertreter und Kassenmitsperrer gewählt.

(Chronik) Am 12. November 1913 feierte Herr Bürgermeister Franz Liebenberger aus Gföhl mit seiner Gattin Leopoldine die silberne Hochzeit. Aus diesem Anlaße veranstaltete der Verein gemeinsam mit dem verehrlichen Feuerwehr - Verein Gföhl zu Ehren des Jubelpaares am Vorabend einen Fackelzug mit Musik, unter Kommando des Vorstandstellvertreters, Herrn Josef Patzl. Anläßlich dieser Feier ernannte der Verein in seiner Ausschußsitzung am 29. Oktober 1913 den Jubilar zu seinem Ehrenmitgliede, und wurde diesem das Ehrendiplom durch den Vorstandstellvertreter, Herrn Josef Patzl, mit einer herzlichen Ansprache überreicht. Der Jubilar, Herr Liebenberger, dankte dem Verein mit gerührten Worten für diese Ehrung mit der Versicherung, dem Vereine seine größte Fürsorge stets angedeihen zu lassen. Nach dem Fackelzuge fand zu Ehren des Jubelpaares im Vereinslokale ein Konzert statt, bei welchem wechselnde Toaste ausgebracht wurden.

Oesterreichische Land-Zeitung, 22.11.1913
Gföhl
. (Neuer Ehrenbürger.) Am 12. ds. feierte unser verehrter Herr Bürgerm.Franz Liebenberger das Fest seiner silbernen Hochzeit. Aus diesem Anlasse war der Herr Bürgermeister sowie seine liebwerte Frau Gemahlin der Mittelpunkt vielfacher Ehrungen. Am Vorabend versammelten sich die hiesigen Körperschaften und Vereine im Gasthofe des Herrn Franz Prinz und veranstalteten unter Vorantritt einer trefflichen Musikkapelle einen großartigen Fackelzug, dem sich eine vielhundertköpfige Schar von Freunden und Bekannten anschloß... Aus den feierlichen Ansprachen wurde unter anderem bekannt, daß die Gemeindevertretung ihren langjährigen, verdienstvollen Bürgerm. zum Ehrenbürger und der Militärveteranenverein sein unterstützendes Mitglied zum Ehrenmitglied ernannt haben...

Deutschösterreichische Land-Zeitung, 7.12.1918
Gföhl.
(Rücktritt des Bürgermeisters Liebenberger.) Durch 12 Jahre bekleidete ich, gestützt auf das Vertrauen der Bevölkerung, das Amt eines Bürgermeisters der Marktgemeinde Gföhl. Ich habe mich stets bemüht, meinen Pflichtenkreis in jeder Beziehung nach besten Kräften zu erfüllen. Es ist ja allgemein bekannt, daß die vierjährige Kriegszeit jeden Bürgermeister vor harte Aufgaben gestellt hat, die oftmals selbst bei größter Umsicht und Selbstaufopferung nicht zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst werden konnten. Insbesondere die Lieferungen, für die meistens     der Bürgermeister verantwort-lich gemacht wurde, haben in den beteiligten Kreisen tiefgreifende Verstimmung hinterlassen und viel Feindseligkeiten erzeugt. Ganz besonders die letzte Zeit, die     den Zusammenbruch unseres Staatswesens gezeitigt hat, ist für mich eine böse Zeit geworden, weil sich die Not und der Ärger in der Weise Luft macht, daß man den Bürgermeister für alle möglichen Drangsale verantwortlich zu machen sucht. Das Vertrauen hat unter solchen Umständen gelitten, aber auch die Geduld und Arbeitsfreudigkeit der bisherigen Sachverwalter ist     gründlich zerstört worden, wenn man sieht, wie alle Mühe, Arbeit und selbstloses Wirken mißdeutet wird. Angesichts der letzten Vorkommnisse in der Gemeinde Gföhl habe ich mein Amt als Bürgermeister zurückgelegt. Diesen Anlaß benütze ich, allen meinen Freunden für die Beweise der Anerkennung und für ihre Unterstützung meinen herzlichen Dank zu sagen. Auch danke ich allen jenen Bewohnern von Gföhl, die mich in der schweren Amtsführung mit Vertrauen und Ent-gegenkommen kräftigst unterstützt haben, auf das herzlichste. Es sind in Zukunft für Gföhl große, bedeutende Fragen zu lösen, ich erinnere nur an die Bahn und die Erwerbung der elektrischen Kraft für landwirtschaftliche, gewerbliche und Beleuchtungszwecke. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß diese Fragen zur Zufriedenheit aller Gföhler gelöst werden und die Marktgemeinde Gföhl nach allen den schweren Mühen und Sorgen der letzten harten Kriegsjahre in friedlicher Arbeit einen be-deutenden Aufschwung nehmen möge. Heil Gföhl!
Franz Liebenberger.

Über Ersuchen des Gemeinderates nahm Franz Liebenberger wenig später das Bürgermeisteramt wieder an und bekleidete dieses bis 1919.

Pr. II-497/2; 27.12.1932. Herrn Franz Liebenberger, Gföhl, wird der Titel Kommerzialrat verliehen.
Im Antragsschreiben vom 15.10.1931 der Bezirkshauptmannschaft Krems um die Verleihung heißt es unter anderem: Franz Liebenberger ist im Jahre 1862 in Moritzreith geboren und nach Gföhl zuständig. Seit 1888 führt er das Geschäft in Gföhl. Dieses Handelungshaus erfreut sich des besten Rufes und ist wegen seiner reellen Führung und der Vielseitigkeit seines Warenlagers allgemein bekannt und beliebt. 1906 bis 1919 war Liebenberger Bürgermeister und Sparkassenvorstand in Gföhl, von 1907 – 1919 Obmann des Bezirksstraßenausschusses und von 1912 – 1918 Mitglied des Bezirksschulrates und Obmann des Überwachungsausschusses des Landeskinderheimes in Gföhl. In Anerkennung dieser umfassenden Tätigkeit auf dem Gebiete der öffentlichen Verwaltung wurde Liebenberger im Jahre 1913 zum Ehrenbürger ernannt und erhielt im Jahre 1916 das goldene Verdienstkreuz...

Heimatbuch Gföhl
Franz Liebenberger, Kaufmann, Bürgermeister von 1908 [1906] bis 1919, viele Ehrenämter, Verdienste um die Erbauung des Gaswerkes. Die Silberhochzeit war Anlass zur Überreichung der Ehrung.

Ehrenbürgerernennung gemäß Beschluss des Gemeinderates vom 28.10.1913

Quellen:

  • Heimatbuch Gföhl, BHW, 1982
  • Oesterreichische Land Zeitung
  • Deutschösterreichische Land Zeitung
  • Chronik des Militär-Veteranenvereins


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