GUTMANN Max Ritter von, Gutsherr (1928)

Zum Gut Jaidhof [Auszüge aus dem Heimatbuch Jaidhof]
Im Jahr 1900 wird Bergrat Dr. Maximilian Ritter von Gutmann alleiniger Eigentümer des Gutes Jaidhof, das nun seine größte „Blütezeit“ erleben sollte. Die mit der Herrschaft Gföhl seit 1847 vereinigten Güter Droß, Rehberg, Imbach und Wald im Panholz bildeten um 1895 einen einheitlich bewirtschafteten Güterkomplex, der insgesamt 9.286,5122 ha Besitz in 27 Katastralgemeinden umfaßte.

Die Fläche des Gutes wuchs weiter um etwa 300 ha, die Wirtschaftlichkeit stieg, jährlich wurden jetzt etwa 45.000 Festmeter Holz geschlagen, der Jaidhof als Gutszentrum wurde großzügig ausgebaut: Villenartige Wohngebäude für die Beamten, die Güterdirektion – neu adaptiert in einem ehemaligen Körnerkasten -, die Gärtnerei, die Meierei, ein Elektrizitätswerk, eine Zimmerei, Tischlerei, Wagnerei, Sattlerei, Schmiede, ein Motorspritzendepot und Autogaragen sind im Schloßbereich der beste Beweis für den rasanten Bedeutungsausbau „des Jaidhofes“. Besonders hervorzuheben war das mit Holz betriebene E-Werk (für ganz Jaidhof), die großzügig gestaltete Reitschule und die für damalige Verhältnisse sensationelle Gärtnerei mit einem großen Glashaus, die aus dem Schloßpark heraus verlegt wurde.

Ein eigener Bauhof auf der ehemaligen „Legstatt“ kam dazu, sowie wird eine interne Betriebsfeuerwehr gegründet, ein Sägewerk „auf der Königsalm“ (Senftenbergeramt) neu erbaut.

Gemeinderat 16.9.1902
Der Bürgermeister bringt zu Kenntnis, daß sich Herr Bergrat Max von Gutman aus Anlaß der tragischen Katastrophe in Selztal, sowie aus Anlaß der Übernahme des Besitzes der Güter Gföhl, Droß, Imbach und Rehberg bewogen gefunden hat, 100.000 Kronen als Stiftung für in Not geratene Bauern, welche in obgenannten Gemeinden ansässig sind, zu machen.

Dieser Beschluß des Bergrates, Herrn Max  R. v. Gutmann wird von Seite der Gemeindevertretung aufs Freudigste begrüßt und es wird der einstimmige Beschluß gefaßt, obgenannten Herrn durch eine Deputation der Gemeindevertretung Gföhl, bestehend aus den Herren Haslinger, Dr. Ripelly, Lechner Karl sen. und Ettenauer den besten Dank mündlich abzustatten.

Kremser Zeitung, 15.9.1906
Gföhl. (Gföhler Pflegschaftsrat.) Am 10. d. M., dem Todestag unserer unvergeßlichen Kaiserin, wurde die Statue der hohen Frau im Kaiserin Elisabeth-Gedächtnishäuschen in Gföhl mit Waldblumen geschmückt,... An diesem Tag kam dem Verein die Verständigung zu, daß das hohe k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht eine Staatssubvention von 400 Kronen zu den Materialkosten der plastischen Gruppe bewilligt hat – ein neuer glänzender Beweis für die hohe künstlerische Bedeutung dieses Werkes von Alfonso Canciani. Die Marmorausführung des Denkmals ist nun gesichert, da nur noch ein kleiner Rest zu decken ist; sie wird unverzüglich in Angriff genommen. Zu großem Dank hat die Familie des Herrn Bergrates Max Ritter von Gutmann den Verein durch Widmung eines Epitaphs`s Gedenktafel mit Inschrift für einen Verstorbenen der verewigten Kaiserin vom Wiener Bildhauer Weigl für das Kaiserin Elisabeth-Waisenhaus verpflichtet...

Gemeinderat 16.1.1907
H. Bürgermeister theilt mit, daß Herr Bergrath Max R. v. Gutmann zur Erbauung eines Krankenhauses und zur Errichtung eines Kindergartens je 1.000 Kr, zusammen 2.000 Kr gespendet und angewiesen habe und stellt den Antrag: Dem H. Bergrath v. Gutmann sei von der Gemeindevertretung ein Dankschreiben zu übersenden, in welchem demselben der Dank für die namhafte Geldspende von der gesamten Gemeindevertretung ausgesprochen wird. Einstimmig angenommen.

Kremser Zeitung, 14.11.1908
Gföhl. (Kaiserin Elisabeth-Waisenhaus.) Das vom Gföhler Pflegschaftsrat errichtete Kaiserin Elisabeth-Waisenhaus in Gföhl wird am 19. November feierlich eingeweiht und als VII. n.-ö. Landeskinderheim in Landesverwaltung übergeben werden. Es ist als eine Art landwirtschaftlicher Vorschule eingerichtet; ein eigener Wirtschaftshof ist für den landwirtschaftlichen Betrieb bestimmt, der den doppelten Zweck hat: die Kinder frühzeitig zur landwirtschaftlichen Arbeit zu erziehen und die Erhaltungskosten des Waisenhauses auf das Mindestmaß herabzusetzen. Zur Ermöglichung dieses Betriebes wurde das Lorenz Hagmann`sche Anwesen in Alt-Gföhl angekauft... Aus Anlaß der Eröffnung kreiert Bergrat Maximillian Ritter von Gutmann eine besondere Jubiläumsstiftung „für das Kind“ mit einem Stiftungskapital von 100.000 Kronen. Hievon sind 25.000 K für Bettstiftungen im Waisenhaus, 50.000 K für Ausstattungsbeiträge für die aus dem Waisenhaus ins Erwerbsleben tretenden Zöglinge und für Fortbildungszwecke für Kinder im Gutsgebiete, und 25.000 Kronen zur Verfügung des jeweiligen Jugendrichters in Gföhl behufs Unterstützung würdiger Jugendlicher beim Streben nach redlichem Erwerb bestimmt. Letztere Bestimmung erscheint als erste Widmung für die am 1. Jänner 1909 ins Leben tretenden Jugendgerichte.

Kremser Zeitung, 28.11.1908
Gföhl. (Kinderheim.) Unter imposanter Beteiligung der Bevölkerung und in Gegenwart hoher Würdenträger fand am 19. d. M. die feierliche Eröffnung und Einweihung des Kaiserin Elisabeth-Kinderheimes in Gföhl statt... Auf dem Festplatze begrüßte Bürgermeister Liebenberger die Gäste in gehaltvoller Rede. Er pries das Wirken des Pflegschaftsrates und die Großherzigkeit der gutsherrlichen Familie von Gutmann, die wie keine andere sich der Armen und Schwachen annehme,... Landesausschuß Bielohlawek wies in seiner Dankrede darauf hin, daß dieses als landwirtschaftliche Vorschule eingerichtete Kinderheim für andere Anstalten vorbildlich sein werde,... Die Einweihung des Hauses vollzog in Vertretung des Herrn Bischofs Prälat Dr. Scheicher unter Assistenz der Pfarrer Ettenauer, Weber, Schrimpf, von Zaluzny, Bruckner und Seeland und der beiden Kooperatoren von Gföhl... Die Festrede hielt die hochverdiente Präsidentin des Gföhler Pflegschaftsrates, Frau Emilie von Gutmann...

Militärveteranenverein 4.8.1907
Bei dieser Vollversammlung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, an den Herrn k.k. Bergrat Max Ritter von Gutmann, Gutsbesitzer in Jaidhof, mit der Bitte heranzutreten, das Protektorat über den Verein zu übernehmen. In derselben Versammlung wurde auch einstimmig beschlossen, Frau Emilie von Gutmann in Jaidhof zu bitten die Fahnenpatinstelle zu übernehmen. Der Vorstand Franz Prinz, der Vorstandstellvertreter Johann Brand und die Ausschußmitglieder Johann Mayer und Matthäus Leodolter wurden von der Vollversammlung betraut, dem Herrn k.k. Bergrate Max Ritter von Gutmann und seine edle Frau Gemahlin diese Bitte vorzutragen, welchem Auftrage sie am 12.8.1907 entsprachen. Sowohl Herr Bergrat Max Ritter von Gutmann als auch dessen Gemahlin erklärten in huldvollster Weise, das Protektorat über den Verein, beziehungsweise die Fahnenpatinstelle zu übernehmen. Es wurde nun in der Sitzung am 10.8.1907 beschlossen, dem Verein folgenden Titel beizulegen:

"Militär-Veteranen-Verein für Gföhl und Umgebung unter dem Protektorate des Herrn
k.k. Bergrates Max Ritter von Gutmann".

Die Besitzer des Gutes Jaidhof, Max Ritter von Gutmann und seine Gattin, unterstützen die Schule Gföhl oft finanziell. So spenden sie regelmäßig größere Beträge für die Suppenaktion [Ausspeisung für arme Kinder], zur Anschaffung von Lehr- und Lernmittel sowie von Büchern. Dieser schulfreundliche Gutsbesitzer finanziert 1910 erstmals eine „Christbaum-Feier“ für bedürftige Volksschüler, die am 24. Dezember 1910 in der Volksschule stattfindet. Die Kinder singen Weihnachtslieder und ein Vertreter des Gutes Jaidhof übergibt die Geschenke: 12 Knaben und 12 Mädchen erhalten Anzüge bzw. Kleider, viele andere Kinder Schulsachen, Spielzeug und Bäckerei. Solche Weihnachtsbescherungen sind dank der Spendenfreudigkeit des Gutsherrn bis zum Ersten Weltkrieg möglich.

Am 1.1.1913 wird die „Freiwillige Gutsfeuerwehr Jaidhof“ von Max Ritter von Gutmann ins Leben gerufen. Als Betriebsfeuerwehr für den Gutmann`schen Gutsbetrieb gegründet, wird sie vom Gutsherrn großzügig mit damals äußerst moderner Ausrüstung ausgestattet. Bei den zwanzig Gründungsmitgliedern handelt es sich ausschließlich um Handwerker und Büropersonal im Dienst des Gutsbetriebes: Als erster Hauptmann der Feuerwehr wird Mathias Moises gewählt, der als Rechnungsführer eine leitende Stellung in der Gutsverwaltung inne hat.

Mag. Herbert Stastny verfasste über die „Drescherhütten“ im Heimatbuch Jaidhof eine Abhandlung und führte unter anderem aus:
„... Die Familie Gutmann hatte bereits mehrmals in Theorie und Praxis ihre soziale Gesinnung den benachteiligten Arbeitern gegenüber bewiesen, als sie mit ihrem Kompagnon Rothschild im mährischen Witkowitz/Vitkovice ab etwa 1870 eine eigene Arbeiterstadt anzulegen begonnen hatte. So beauftragte Max von Gutmann auch seinen Architekten und Freund, Max Freiherr von Ferstel, nach dem Vorbild der bereits bestehenden Arbeitersiedlungen in Witkowitz und im Kohlenrevier von Oslau-Lazy eine gleichartige Siedlung für Arbeiter in Jaidhof zu planen. Ferstel entwarf vorerst einen Plan für ein Wohnhaus für zwei Familien. Parallel dazu liefen aber bereits Verhandlungen mit dem in Witkowitz beschäftigten Hausarchitekten Ludwig Fiala, der schon im Sommer 1909 mit Plänen und Kostenvoranschlägen einheimischer Handwerkerfirmen aufwarten konnte. Noch im Herbst des gleichen Jahres gingen Überlegungen in Richtung eines Baues einer Arbeiterkaserne, wobei jeder Wohnblock für 14 Familien gedacht war, verteilt über ein Erd- und ein Obergeschoß, welches durch eine außen angebrachte Wendeltreppe erreichbar sein sollte.

Während Ferstel inzwischen enttäuscht seine Planungen eingestellt hatte, konnte 1911 bereits mit dem Bau von vier grundflächengleichen Häusern nach den Plänen Fialas begonnen werden (Häuser Nr. 33, 36, 37 und 38, KG Jaidhof, EZ 121). Auf etwa 180 Quadratmetern konnten 1913 jeweils vier Wohneinheiten zu je 45 Quadratmetern Grundfläche bezogen werden...“

Oesterreichische Land-Zeitung, 16.8.1913
Jaidhof. (Ehrenbürgerrechtverleihung.) Die hiesige Gemeinde hat in Würdigung der großen Verdienste, die sich die Herrschaftsbesitzer von Gföhl zu Jaidhof, Herr k.k. Bergrat Maximilian Ritter von Gutmann und seine Frau Gemahlin Emilie von Gutmann um das allgemeine Wohl erworben haben, beiden das Ehrenbürgerrecht unserer Gemeinde verliehen.

Schulchronik Gföhl. 12. November 1919. Nationalfeiertag.
Über behördlichen Auftrag wurde dieser Tag als Jahrestag, an welchem Deutschösterreich zur Republik ausgerufen wurde, auch an der hierortigen Schule in einer würdigen, dem Ernst der Zeit entsprechenden Weise begangen. Die in Festtagskleidern erschienen Schulkinder wurden von ihren Lehrern in einer für sie verständlichen Weise über die Bedeutung des Tages aufgeklärt und ihnen ans Herz gelegt [...] Staat Österreich bestrebt ist, für ihr leibliches und [geistiges] Wohl zu sorgen, damit sie einstens recht taugliche brauchbare Mitglieder der Republik Österreich werden. Mit dem Vortrage passender Lieder und Gedichte schließt die Feier.

24. Dezember 1919. Christbaumfeier. Herr Maximilian v. Gutmann, Gutsbesitzer in Jaidhof, spendete zu dieser den Betrag von 6000 Kronen, welcher von Seite des hochw. Pfarramtes Gföhl an 74 arme Schulkinder in der Weise verteilt wurde, daß jedes Kind nach dem Grade der Bedürftigkeit 100 bzw. 50 Kronen erhielt. Anläßlich des Christbaumfestes wurden von Seite des Jugendfürsorgevereines 20 Kinder mit Kleidungsstücken und 16 Kinder mit Schuhen beteilt.

Land Zeitung, 16.11.1922
Gföhl.(Glockenweihe) Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung fand die Aufziehung der drei neuen Glocken statt. Probst Simlinger nahm die Weihe vor, indeß Pfarrer Rametsteiner allen dankte, welche zur Anschaffung ihren Beitrag geleistet haben, vor allem Gutsbesitzer Bergrat Gutmann, Patronatskommissär Güterdirektor Ing. Glück, dessen Gattin als Glockenpatin, Frau Direktor Baierl als Glockenmutter,...

Besuch von Bundespräsident
In den ersten Tagen des Monats Oktober 1924 (5.), bereiste der Bundespräsident des Staates und Republik Österreich, Dr. Michael Hainisch, das Waldviertel in Nieder-Österreich, und besuchte anläßlich dieser Reise auch den Markt Gföhl, wo ihn alle Behörden und Vereine, mit der Musik des "Deutschen Jugendbundes" und des "Katholischen Burschenvereines" empfingen...

Vom Jugendheim weg fuhr der Präsident nach  J a i d h o f, um dem Bergrat Gutmann einen Besuch abzustatten. Bergrat Gutmann erwartete den Präsidenten mit seiner Familie und dem Personal am Eingang des Schlosses und hieß denselben herzlich willkommen. Nach der Vorstellung begab man sich durch den herrlichen Wintergarten in das Bibliothekszimmer, wo eine Erfrischung gereicht wurde. Präsident Hainisch und Landeshauptmann Buresch verweilten kurze Zeit mit Bergrat Gutmann und dessen Familie sowie dem Direktor des Gutes Jaidhof im Gespräche und machte dann einen Rundgang durch die wunderschönen Gartenanlagen und besichtigten auch das märchenhafte Blumenhaus. In der Gärtnerei überreichte das Enkelkind Bergrat Gutmanns einen Blumenstrauß. Bergrat Gutmann geleitet die Gäste wieder zu den Autos, worauf die Fahrt über...

Land Zeitung, 7.5.1925
Gföhl.(Das Doktorat) Der Großindustrielle und Grundbesitzer Bergrat Max Gutmann in Wien, Besitzer des Gutes Jaidhof, wurde in Würdigung seiner ganz außerordentlichen Verdienste auf dem Gebiete des Bergbaues und Hüttenwesens zum Ehrendoktor der technischen Hochschule in Aachen ernannt.

Land Zeitung, 19.8.1926
Gföhl.(Kirchenkonzert) Anläßlich der Renovierung der Pfarrkirche von Gföhl wurde am 14. August die As-Dur-Messe von Franz Schubert für Soli, Chor, Orchester und Orgel aufgeführt... Hervorzuheben ist das Motiv des Christe eleison, das von den einzelnen Solisten, Konzertsängerin Martha Wildauer, Sopran, Konzertsängerin Elsa Reubek, Alt, Herrn Prorektor P. Schmid, Tenor und Kooperator P. Sturm (Baß) wiederholend weitergeführt wurde. Mächtig und fast überraschend wirkte das Gloria, bei dem der Gföhler Chor, das Orchester Chalopek und die Orgel im Fortissimo einsetzte und mit einer wunderschönen Fuge endete. Fast ist die Gföhler Kirche zu klein, um diese Fülle von Tönen fassen zu können. Ergreifend schön waren das Benediktus und das Agnus dei, die durch die musterhafte Wiedergabe unserer bereits bekannten Kunstkräfte einen besonderen Glanz erhielt. Anerkennenswertes Lob verdient entschieden Herr Notar Dr. Wilhelm Gruber, der als Vereinsvorstand die Leitung in mustergiltiger Weise durchgeführt hat. Neben den bereits Genannten ist noch das ausgezeichnete Orgelspiel des Domorganisten Herrn Dörr erwähnenswert.

Von anderer Seite wird uns geschrieben: Ein noch nie dagewesenes Ereignis hat ganz Gföhl im Banne gehalten. Anläßlich der Restaurierung der Kirche hat der hiesige Gesang- und Orchesterverein ein Kirchenkonzert im größten Umfange, wie selbes auch nicht schöner in Domkirchen veranstaltet werden könnte, gegeben. Wieder hat sich der Verein neue Lorbeeren auf dem Gebiete der Musik errungen. Selbst die großen Kosten solcher Veranstaltungen hat der rührige Vereinsausschuß nicht gescheut, und Künstler ersten Ranges hiezu geworben... Die doch geräumige Kirche konnte kaum alle Zuhörer fassen, deren Zahl über 500 geschätzt wurde. Unter ihnen bemerkte man nicht nur Vertreter aller Behörden und Vereine, sondern auch der Patronatsherren der Kirche, Bergrat Gutmann und seine Angehörigen und Beamten. Aus Nah und Fern strömte die Zuhörerschaft herbei... Aber auch am Sonntag fand diese Messe beim Hochamte unentgeltlich ihre Wiederholung. Dieser Tag, als der Kirchweihtag, war ein besonderer Festtag und die Gföhler hatten hiezu ihre Häuser beflaggt. Der feierliche Einzug in die Kirche vollzog sich mit Würde und Anstand, außer den katholischen Vereinen beteiligte sich daran der Kriegerverein, die freiwillige Feuerwehr, die Gemeindevertretung mit Herrn Bürgermeister Kippes an der Spitze und die Geistlichkeit, bestehend aus drei Klerikern, den Herren Pfarrer Riel, Rametsteiner, dem Pfarrer von Meisling, den Kooperatoren Kloiber und Sturm und dem Dechant und Probst von Krems Herrn Rudolf Simlinger. Letzterer hielt die Festpredigt, in der er erwähnte, daß das Gotteshaus in Ehren ergraut, beziehungsweise das Aussehen nicht mehr dem Gottesdienste entsprechend war und die Kirche daher restauriert werden mußte. Die letzte Restaurierung derselben war 1871. Im Jahre 1880 wurde der Kuppelbau der Kirche errichtet und die Witterungs- und sonstigen Einflüsse machten eben eine neuerliche gründliche Wiederherstellung notwendig. Probst Simlinger ermahnte alle, an ihren Herzen Restaurierung vorzunehmen und behandelte dieses Thema in längerer Ausführung... Recht eindrucksvoll ist der Hauptaltar mit dem künstlerischen Altarbilde und dem kolossalen Säulenaufbau. Auch die beiden Seitenaltäre, Kreuzigung Christi und Marter des heiligen Sebastian darstellend, sind von überflüssigem Schmucke befreit, jetzt erbauender wirkend. Ein Kunstwerk alter Schmiedekunst ist der Kronleuchter, der von der Decke herabhängend, Zeugnis heimischen Fleißes gibt. Auch das Chor wurde gründlich verbessert und gibt dem Gesamtausdruck ein besseres Gepräge. Die Gemälde der Decke, darstellend die Bekehrung aller Völker der Erde, gemäß den Bibelworten: „Lehret die Völker und taufet sie“ sowie die Phasen des Menschenalters, und die Verehrung des Altarsakramentes sind sehr kunstreich von einem Maler aus Linz [Künstler Herr Strickner, die Dekorationsarbeiten vom Herrn Plohberger aus Linz, die Gerüstarbeiten vollführte Herr Hagmann, Zimmermeister in Jaidhof, und die Maurerarbeiten der heimische Maurer- und Baumeister Herr Kienast] im Inneren der Kirche verewigt. Auch das äußere und innere Ausmalen der Kirche wirkt geschmackvoll und möge der Zahn der Zeit nicht allzu scharf wieder das Gebäude angreifen. Die Kosten dieser umfangreichen Restaurierung belaufen sich auf 26.000 S und die Bevölkerung Gföhls und der Umgebung wird gewiß zur Deckung dieser Auslagen ihr Scherflein beitragen

Herrn Bergrat Dr. Maximilian von Gutmann darf die Öffentlichkeit neben anderen Fürsorgeaktionen dafür dankbar sein, daß er für die Zwecke der Wissenschaft alles bewilligte, was zur Aufstellung des Herrschafts-Archives wünschenswert war, das Herr Universitätsprofessor Dr. Otto Stowasser in den Jahren 1918-1920 geordnet hat...“

600-Jahr-feier 1927
Zuschriftverlesung des Bergrates Max Gutmann zum Jubiläumsfeste, worin Bergrat Max Gutmann der Gemeinde alles Beste wünscht und gleichzeitig mitteilt, daß er der Gemeinde Gföhl den Betrag von 5000 S für Wohlfahrtszwecke widmet; über die Verwendung dieses Betrages hat ein Komitee, bestehend aus dem Bürgermeister von Gföhl, dem Pfarrer von Gföhl und der Gutsinhabung von Jaidhof zu entscheiden.

Land Zeitung, 3.10.1928
Gföhl.(Verdiente Ehrung) In der letzten Sitzung des Gemeinderates wurden die Herren Bergrat Dr. Max Gutmann, Besitzer der Herrschaft Jaidhof bei Gföhl, Medizinalrat Dr. Ferdinand Bader Gemeindearzt, Leopold Ring, Tierarzt und Otto Teltschik, Bezirksstraßenmeister, alle drei in Gföhl, zu Ehrenbürgern der schon in grauer Vorzeit so bedeutsamen Marktgemeinde Gföhl ernannt. In schlichter, jedoch würdiger Weise wurden den vier obgenannten Herren die Ehrendiplome überreicht. Es darf aber der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben, wie Gföhl seine Wackeren ehrt; und mit Recht. Herr Bergrat Gutmann hat schon zu Wiederholtenmalen seine Freundschaft der Gemeinde Gföhl zum Ausdruck  gebracht. Das Letztemal erst bei der Renovierung unserer schönen Pfarrkirche…

Man darf der Gemeindevertretung von Gföhl unter dem volksbeliebten Bürgermeister Karl Kippes nur Glück wünschen, daß sie die höchste Auszeichnung, welche sie zu verleihen hat, solch wackeren Herren zuerkennt, welche wirklich der Gemeinde zur Ehre gereichen. „Heil der Gemeinde Gföhl! Heil den neuernannten Ehrenbürgern“.
J.W.

(Chronik) Am 2. April 1930 ist nach langem Leiden  der Protektor und hohe Gönner des Vereines, Herr Bergrat Dr. Max Gutmann, in Wien gestorben.

Das Begräbnis fand am 4. April 1930 am Zentralfriedhofe in Wien statt, welcher Trauerfeier der Verein deputativ (6 Mann), unter der Führung des Ehrenmitgliedes und Vorstandes, Herrn Franz Prinz, beiwohnte. Ferner sandte der Verein am 3. April an die hochgeehrte Familie ein Beileidtelegramm und übermittelte zur Begräbnisfeier einen Trauerkranz mit Schleife mit der Widmung:
"Seinem edlen Gönner – Der Kameradschaftsverein in Gföhl".

Für die Teilnehmer des Vereines bei der Begräbnisfeier seines hohen Gönners und der Widmung des Trauerkranzes mit Schleife, langte am 10.4. ein Telegramm und am 19.4. d. J. ein Schreiben von der Gemahlin des Verstorbenen, Frau Emilie Gutmann, beim Verein ein, mit welchem sie in ihrem und namens der Familie, dem Vereine den herzlichsten Dank ausdrückte.

Dem Heimatbuch Jaidhof ist über Max Ritter von Gutmann unter anderem zu entnehmen:
Dr. Max Ritter von Gutmann erhält akademische Ehren:

„In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens“ wird Max von Gutmann am 19. März 1925 die Ehrendoktorwürde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen verliehen. Anläßlich seines 70. Geburtstages zeichnet die Leobener Montanistische Hochschule „in Anerkennung der Verdienste um die Hebung des Berg- und Hüttenwesens“ den „Bergrat Dr. ing. h.c. ing. Max (von) Gutmann, Gewerke in Wien“ mit Beschluß des Professorenkollegiums vom 11. Mai 1927, mit Zustimmung der österreichischen Bundesregierung vom 4. August, am 20. Oktober, mit dem Ehrengrad eines „Doctor montium“ aus. Bis zu seinem Lebensabende gehörte er der Staatsprüfungskommission in Leoben an, wie er auch Mitglied des Verwaltungsrates der Wiener Handelsakademie war...

Max von Gutmann war zeitlebens ein ausgesprochen umgänglicher Mensch, der auch zu den führenden Beamten und Förstern seiner Güter ein enges und vertrautes Verhältnis pflegte. Für die vielen humanitären Taten in unserer Region ernannte ihn der Gföhler Gemeinderat in seiner Sitzung vom 17. Juli 1928 zum Ehrenbürger der Gemeinde...

Das Ende der Ära Max von Gutmann:
Am Nachmittag des 4. April 1930, einem trüben Regentag, bewegte sich eine endlos lange Autokolonne von der Colleredogasse 24 auf dem Wiener Rennweg und der Simmeringer Hauptstraße stadtauswärts zum Zentralfriedhof. Am Mittwoch, dem 2. April, war einer der bedeutendsten Industriellen gestorben, vielleicht überhaupt der größte des damaligen Österreich, Dr. Max Gutmann. Voran fuhr der Leichenwagen, übervoll mit Blumen und Kränzen. Im Musikzimmer des Trauerhauses hatten bereits vorher der amtierende Bundeskanzler, Dr. Johannes Schober, namens der österreichischen Bundesregierung, der tschechische Gesandte in Wien und die hochrangigen Angestellten der Vereinigten Firma Gutmann vom Toten Abschied genommen. In der Zeremonienhalle des Zentralfriehofs fand dann die eigentliche Trauerfeier statt, zu der neben den nächsten Verwandten auch die Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde erschienen waren, deren Präsident dann die feierliche Leichenrede hielt. Eine kaum überschaubare Schar von Trauernden stand hinter dem Sarg, unter ihnen der ehemalige k.k. Ministerpräsident und nunmehrige Notenbankpräsident Max Wladimir Freiherr von Beck, der Präsident der Bundesbahnen, mehrere Zeitungsherausgeber, Rektoren von Universitäten, Abgesandte von Gesellschaften, denen Max vorgestanden war oder angehört hatte, Forstbeamte in Jägerkleidung und Witkowitzer Bergknappen in Uniform, die den Sarg anschließend zur Vatergruft, seiner vorläufigen letzten Ruhestätte, trugen. Das persönliche Grabmal auf dem 1885 angelegten Döblinger Friedhof wurde noch im gleichen Jahr fertiggestellt und Max Gutmann dort endgültig bestattet.

Der Tod von Max Ritter von Gutmann findet in der Presse einen entsprechenden Niederschlag. Dazu wird dargebracht:
Neue Freie Presse, Nr. 23547, 3.4.1930, Seite 1
Bergrat Max Gutmann gestorben.

Im Alter von 73 Jahren ist gestern der Seniorchef der Firma Gebrüder Gutmann, Bergrat Dr.-Ing. Max Gutmann, gestorben.

Seite 7
Bergrat Dr. h.c. Max Gutmann gestorben.

Einer der hervorragendsten Industriellen der alten Monarchie, der auch nach dem Umsturz durch die Stellung seines Hauses und die Kraft seiner Persönlichkeit größtes Ansehen genoß, Dr. Max (Ritter v.) Gutmann, ist gestern Vormittag im Alter von 73 Jahren gestorben. Er hat sich um die Entwicklung des Bergbaues und der Eisenindustrie im alten Oesterreich bleibende Verdienste erworben und es gab keine wichtige Verhandlung auf diesem Gebiete, an welcher er nicht richtungsgebend teilgenommen hätte. Hiezu befähigte ihn nicht bloß seine Eigenschaft als Gewerke der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft, des Steinkohlenbergbaues Orlau-Lazy und als Vertreter des Hauses Gebrüder Gutmann in verschiedenen österreichisch-ungarischen und schwebischen Montanunternehmungen, sondern auch sein reiches fachliches Wissen. In allen Fragen des Bergbaues und der Eisenindustrie galt er als hervorragender Fachmann und sein Rat und seine Meinung wurden auch von der Regierung oft eingeholt.

Durch viele Jahre war der Verstorbene Präsident des Industriellenklubs, des Zentralverbandes der Industriellen Oesterreichs, Mitglied des Präsidiums des Zentralvereines der Bergwerksbesitzer, Vorsitzender der montanistischen Abteilung des Industrierates. Er wurde auch in den Staatseisenbahnrat berufen und zählte bis zum Zerfalle der Monarchie zu den maßgebenden Persönlichkeiten der Montan- und Industriepolitik. Sein reiches Wissen und seine strenge Sachlichkeit kamen bei allen Beratungen zum Ausdruck. Unter den vielen beachtenswerten Arbeiten und Referaten, die von ihm stammen, sei auf die Vorschläge verwiesen, welche er auf dem internationalen Sozialversicherungskongreß in Rom im Jahre 1908 erstattete. Sie behandelten die „Internationale Verständigung über die Alters- und Invaliditätsversicherung“. Seine Anregungen fanden damals auch in weiten Kreisen des Auslandes allgemeine Beachtung.

Im Herbst 1883 trat Max Gutmann in die Firma Gebrüder Gutmann ein und nach fünf Jahren wurde er öffentlicher Gesellschafter des Hauses neben den beiden Gründern, seinem Vater Wilhelm und seinem Onkel David v. Gutmann. Er blieb bis zu seinem Ableben Gesellschafter der Firma und ist als deren Seniorchef gestorben. Zu seinen speziellen Aufgaben gehörte die Pflege des industriellen Konzernes und die oberste Entscheidung in allen technischen und industriellen Fragen.

Max (Ritter v.) Gutmann war Mitglied des Herrenhauses, welchem er bis zu dessen Auflösung angehörte. Das Ehrendoktorat wurde ihm sowohl von der Technischen Hochschule in Aachen, als von der Montanistischen Hochschule in Leoben verliehen. In früheren Jahren führte der Verstorbene ein gesellschaftliches Haus, in welchem sich die hervorragendsten Persönlichkeiten der Industrie, der Wissenschaft und Kunst versammelten. Seine große persönliche Liebenswürdigkeit war bekannt und ebenso sein Verständnis, ausgleichend zu wirken, was sich bei wirtschaftlichen Beratungen wiederholt zeigte. Eine spezielle Vorliebe besaß der Verstorbene für Geologie und alle mit der Montanistik zusammenhängenden wissenschaftlichen Fragen. Aufs tatkräftigste unterstützte Bergrat Dr. Gutmann alle humanitären Bestrebungen und gehörte den Vorständen des Philanthropischen Vereines, der Allgemeinen Poliklinik und des Rudolfinerhauses in Wien an.

Auch auf agrarischem Boden hat Bergrat (v.) Gutmann in seinen Herrschaften Gföhl in Niederösterreich und „In der Strechen“ in Steiermark Mustereinrichtungen geschaffen, die in Fachkreisen allgemeine Anerkennung fanden.

Dr. h.c. Max (v.) Gutmann war mit Emilie (v.) Gutmann geb. Hartmann verheiratet. Er hinterläßt außer der Witwe drei Töchter und einen Sohn, der als Erbe auch die väterlichen Anteile an den Firmen Gebrüder Gutmann übernehmen wird.

Die Persönlichkeit des Verstorbenen.
Bergrat Dr. Max (Ritter v.) Gutmann war ein Mensch von ungewöhnlicher Güte. Er hat im größten Stil Wohltätigkeit geübt, mit reichen Mitteln die Poliklinik, das Rudolfinerhaus und eine stattliche Anzahl anderer gemeinnütziger Institutionen unterstützt. In der Stadt Gföhl bei Krems, in deren Nähe er ein Ertragsgut besaß, hat er ein Spital und einen Kindergarten errichten lassen. Er hat an dem Schicksal nicht nur seiner Verwandten und Freunde, sondern aller Personen, die sich an ihm um Rat und Beistand wandten, regsten Anteil genommen und auch im Stillen viele Schicksalsschläge gemildert und Wunden geheilt. Ihm selbst freilich blieb ein schwerer Schicksalsschlag nicht erspart, der ihn psychisch tief niederdrückte. Es war der Verlust eines 30jährigen Sohnes, der nach zweijähriger Ehe einer Leukämie zum Opfer fiel. In letzter Zeit war Bergrat Gutmann regelmäßiger Besucher von Bad Gastein. Ein Mann von vielseitigen Interessen war er jahrelang ständig in der von ihm abonnierten Loge in der Burg und im Operntheater zu sehen. In seinem schönen Heim im Währinger Cottage gab er häufig Gesellschaften, in denen bedeutende Vertreter der Musik dominierten.Denn er selbst war sehr musikalisch und dasselbe gilt von seinen Kindern.

Seine besondere Leidenschaft galt der Jagd. Er war ein vortrefflicher Schütze und auch ein ausdauernder Bergsteiger und verbrachte viel Zeit auf seinem Jagdgut bei Rottenmann in Steiermark, wo er von seinem Jagdpersonal mit hingebungsvoller Anhänglichkeit umgeben wurde.

Max (Ritter v.) Gutmann war mit der Tochter des Hofschauspielerehepaares Ernst und Helene Hartmann, Emilie, in glücklichster Ehe verheiratet. Die zweite Tochter Ernst Hartmann war die Gattin des seither verstorbenen...

Neue Freie Presse, Nr. 23549, 5.4.1930
Seite 8
Das Leichenbegängnis Max Ritter v. Gutmanns
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Entsprechend der überragenden Stellung, die Bergrat Dr. ing. et mont. h.c. Max Ritter v. Gutmann im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben einnahm, gestaltete sich sein Leichenbegängnis, das gestern Nachmittag auf dem Zentralfriedhofe stattfand, zu einer imposanten Kundgebung, an der trotz des trüben Regentages unzählige Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung teilnahmen. Eine endlos lange Autokolonne nahm den Weg zum Zentralfriedhof, so daß auf dem Rennweg und auf der Simmeringer Hauptstraße nicht selten kurze Verkehrsstauungen eintraten. Dem mit Blumen und Kränzen über und über beladenen Leichenwagen folgte eine ganze Menge von Wagen, die lediglich Kränze zur Grabesstätte brachten. Es ist Tatsache, daß gestern Nachmittag in den größten Blumengeschäften der Inneren Stadt nicht eine einzige Rose mehr erhältlich war...

Im Musikzimmer des Trauerhauses in der Colloredogasse 24, wo der Sarg aufgebahrt war, hatten sich Bundeskanzler Doktor Schober namens der Regierung, Gesandter Vavreczka namens der czechoslowakischen Republik sowie die obersten Beamten der einzelnen Betriebe der Firma Gutmann eingefunden. Nach einem Trauerchoral, den Oberkantor Groß, begleitet von einer großen Schar von Chorsängern anstimmte, wurde der Sarg aus dem Trauerhause zum Leichenwagen getragen, um die Fahrt zum Zentralfriedhofe anzutreten, wo er in der Zeremonienhalle aufgebahrt wurde. Hier wurde von Forstbeamten, von Witkowitzer Knappen in Grubentracht, von uniformierten czechoslowakischen Eisenbahnbeamten sowie Mitgliedern verschiedener freiwilliger Landfeuerwehren ein dichtes Spalier gebildet, während zwei Knappen mit Grubenlaternen vor der Gruft Wache hielten.

In der Zeremonienhalle, in der die Trauergäste dicht gedrängt standen, sang Oberkantor Fischer an der Spitze eines starken Chores die Trauergesänge. Sodann sprach Rabbiner Doktor Feuchtwang die Totengebete und hielt hierauf dem Dahingeschiedenen einen tiefempfundenen Nachruf, in welchem er mit warmen Worten die Persönlichkeit und das Wirken Max Gutmanns pries, der zeitlebens der Mahnung des Goethe- und Prophetenwortes „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ aus ganzem Herzen treu gewesen ist. „An seiner Bahre darf der stille Wunsch geäußert werden, daß die edlen Ueberlieferungen, die er im Leben an allen Menschen, die ihm nahe waren, an weiten Kreisen, die er mit seinen Wohltaten bedachte, verwirklicht hat, daß dieses Erbgut an Menschlichkeit sich gleich den irdischen vergänglichen Erbgütern auf seine Kinder und Kindeskinder vererben mögen.“ Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Universitätsprofessor Dr. Alois Pick, widmete hierauf dem Toten als dem Sohne des ehemaligen Präsidenten der Wiener Kultusgemeinde warme Worte des Abschiedes. Nach ihm sprach der erste Prokurist des Hauses Gutmann, Dr. Blaustern, Worte des Dankes und des Abschiedes namens der Beamtenschaft der Gutmannschen Firmen und Werke. Der nächste Redner war der Generaldirektor der Witkowitzer Werke, Sonnenschein, der an der Bahre gelobte, auch weiterhin im Sinne Max v. Gutmanns tätig zu sein. Im Namen des Rektors und des Professorenkollegiums der montanistischen Hochschule in Leoben, deren Ehrendoktor Gutmann gewesen ist, nahm sodann Professor Dr. Keil Abschied vom Verblichenen. Zum Schluß sprach im Namen der vielen von Gutmann in schwerer Notlage unterstützten Künstler ein Maler Worte des Dankes und des Abschiedes.

Hierauf wurde von Bergknappen und Forstbeamten der Sarg gehoben und in die nächst der Zeremonienhalle gelegene Gruft gebracht, wo nach abermaligem Trauerchoral des Oberkantors Fischer der Sarg einstweilen beigesetzt wurde, während die Bergknappen zum letzten Mal Abschied nahmen. Die irdische Hülle wird später auf den Döblinger Friedhof überführt und dort zur ewigen Ruhe beigesetzt werden.

Unter den zahllosen Trauergästen befanden sich außer den Verwandten des Verblichenen, darunter auch dem regierenden Fürsten Franz und der Fürstin Elsa von und zu Liechtenstein, unter anderen: Ministerpräsident a.D. Dr. Max Wladimir Beck, Präsident der Oesterreichischen Bundesbahnen a.D. Dr. Banhans, Minister a.D. Dr. Spitzmüller, Baron Louis Rothschild, der Herausgeber der „Neuen Freien Presse“ Dr. Ernst Benedikt, Sektionschef Dr. Brosche, der schweizerische Gesandte Dr. Jäger, Vizepäsident des Vereines der Freunde des Naturhistorischen Museums Graf Kielmannsegg, Vizepräsident des Niederösterreichischen Gewerbevereines Rosenberg, Präsident Kux von der Alpinen Montangesellschaft, die Bankdirektoren Pollak, Dr. Fuch, Heinsheimer, Broch und Dr. Sonnenthal, die Großindustriellen Ephrussi, Kuffner und Mautner, namens des Journalisten- und Schriftstellervereines „Concordia“ Schriftsteller Siegfried Loewy, Hofrat Dr. Frankfurter, Komponist Charles Weinberger usw. Auch Zöglingsabordnungen des Knabenwaisenhauses in der Probusgasse und des Mädchenwaisenhauses in der Ruthgasse, die beide Gutmannsche Stiftungen sind, waren erschienen, sowie eine Abordnung des Industrieklubs, dessen Begründer Max Gutmann war, und eine Deputation des Niederösterreichischen Gewerbevereines.

Wiener Zeitung, Nr. 79 vom 4.4.1930; Seite 4
Bergrat Dr. Max Gutmann
. Am Mittwoch ist in Wien Bergrat Dr. Ing. et Mont. h.c. Max Gutmann im 73. Lebensjahre verstorben. Als Seniorchef der Firma Gebrüder Gutmann widmete er seine Arbeitskraft der Ausgestaltung der Betriebe der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft sowie dem Ausbau des Steinkohlenbergbaues Orlau-Lazy. Durch viele Jahre Präsident des Industriellen Klubs, des Zentralverbandes der Industriellen Österreichs, Mitglied des Präsidiums des Zentralvereines der Bergwerksbesitzer Österreichs sowie Mitglied des Industrierates und des Staatseisenbahnrates war er einer der führenden Montanindustriellen des alten Reiches. 1916 wurde er in das Herrenhaus berufen. Er war ein Schwager des regierenden Fürsten Franz Liechtenstein. Die Beisetzung erfolgt heute, Freitag, 4 Uhr auf dem Zentralfriedhofe (1. Tor).

Land Zeitung, 9.4.1930
Jaidhof bei Gföhl
.(Bergrat Dr. Max von Gutmann gestorben) Von Gut Jaidhof bei Gföhl und von dem Gutmannschen Weinkelleramt auf dem Theaterplatz zu Krems wehen Trauerfahnen. In seiner Villa im Cottage in Wien ist am 2. d. der Seniorchef der Firma Gebrüder Gutmann, Bergrat Dr. Max Ritter von Gutmann wenige Wochen nach Vollendung seines 72. Lebensjahres nach langem schweren Leiden verschieden. Ein Sohn Wilhelm von Gutmanns, einem der Brüder der Firma Gebrüder Gutmann, studierte der Dahingeschiedene an der Bergakademie von Leoben, der heutigen Montanistischen Hochschule und trat nach verschiedenen Studienreisen ins Ausland in die Firma ein. Mit nie versagendem Eifer und mit vorbildlichem Pflichtgefühl ausgestattet, wurde er bald eine der führenden Persönlichkeiten der österreichischen Großindustrie, an deren Organisation er tatkräftig mitwirkte. Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen würdigten seine Verdienste. Schon in verhältnismäßig jungen Jahren wurde ihm der Titel eines Bergrates verliehen, ebenso wurde er vielfach mit österreichischen Orden ausgezeichnet. Im Mai 1917 berief ihn der Kaiser in das österreichische Herrenhaus, nachdem er vorher schon sowohl dem Industrierat, wie dem Staatseisenbahnrat als Mitglied angehört hatte. Zur Feier seines 70. Geburtstages wurde Bergrat Dr. Gutmann mit dem Ehrendoktorat der Technischen Hochschule in Aachen und ebenso mit dem Ehrendoktorat der Montanistischen Hochschule in Leoben ausgezeichnet. Max von Gutmann war mit einer Tochter des Künstlerehepaares Hartmann vom Burgth. in gl. Ehe vermählt; außer seiner Witwe trauern ein Sohn und drei Töchter, von denen zwei verheiratet sind, um den Dahingeschiedenen. Ein schwerer Schicksalsschlag war es für ihn, als vor wenigen Jahren sein Sohn Ernst in der Blüte seiner Jahre dahingerafft wurde. Eine Schwester des Verschiedenen, Elsa von Gutmann, vermählte sich bekanntlich im Herbst vorigen Jahres mit dem regierenden Fürsten Franz von und zu Liechtenstein. Max Gutmann wußte Güte und Wohltätigkeitssinn mit größter Bescheidenheit zu verbinden und hatte keinen Feind. Insbesondere hat er für die Beamten und Angestellten seines Hauses große Wohlfahrtseinrichtungen geschaffen. Außer dem Jagd- und Weingut Jaidhof bei Gföhl besaß Bergrat Max Gutmann auch eine Hochwildjagd in Strechen bei Rottenmann. Er selbst war ein ausgezeichneter Jäger und lud oft große Jagdgesellschaften ein. Auch für bildende Kunst bekundete er starkes Interesse und in seiner überaus wertvollen Bildersammlung befand sich u.a. auch ein echter Rembrandt. Die Beisetzung des Verblichenen erfolgte am vergangenen Freitag, den 4. d. nachmittags in der Familiengruft auf dem Zentralfriedhof zu Wien. Der Verblichene war Patronatsherr der Pfarrkirchen zu Gföhl, Droß und Imbach, in welchen feierliche Seelenmessen gelesen wurden.

Ehrenbürgerernennung gemäß Beschluss des Gemeinderates vom 17.7.1928

Quellen:

  • Heimatbuch Gföhl, BHW, 1982
  • Heimatbuch Jaidhof
  • Kremser Zeitung
  • Oesterreichische Land Zeitung
  • Neue Freie Presse
  • Wiener Zeitung
  • Gemeinderatsprotokoll
  • Chronik des Militärveteranenvereins
  • Chronik der Volksschule Gföhl
  • Bezirkschronik Gföhl I, Friedrich Weber, 2006

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