FIGL Leopold, DDDr. hc. Dipl. Ing., Bundeskanzler (1962)

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Leopold Figl (* 2. Oktober 1902 in Rust im Tullnerfeld, Niederösterreich; † 9. Mai 1965 in Wien) war ein Politiker der Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Von 1945 bis 1953 war er der erste Bundeskanzler Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg und, nach der Provisorischen Staatsregierung unter Karl Renner, gleichzeitig der erste Bundeskanzler einer demokratisch legitimierten österreichischen Bundesregierung seit 1934. Als Außenminister war er danach an den Verhandlungen zum Österreichischen Staatsvertrag beteiligt, den er 1955 für Österreich unterzeichnete.

Leben
Gymnasium und Studium
Der Bauernsohn wuchs mit vier Schwestern und vier Brüdern auf. Sein Vater verstarb, als Figl 12 Jahre alt war. Dennoch konnte ihn seine Mutter aufs Gymnasium in St. Pölten schicken. Figl gründete als Gymnasiast gemeinsam mit seinem späteren Nachfolger als Bundeskanzler, Julius Raab, die MKV-Verbindungen Nibelungia St. Pölten und Aggstein.
1923 nahm Figl sein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien auf. Während des Studiums wurde er Mitglied der KaV Norica Wien, damals im CV, jetzt im ÖCV. Später verliehen ihm zahlreiche andere Studentenverbindungen aus MKV und ÖCV ehrenhalber die Mitgliedschaft.

Bauernbund
Als Agraringenieur wurde er 1931, nach Abschluss seines Studiums, zum stellvertretenden Direktor des niederösterreichischen Bauernbunds bestellt. 1933 wurde er dessen Direktor. Nach dem austrofaschistischen Staatsstreich von Engelbert Dollfuß 1933/1934 wurde Figl im „Ständestaat“ Mitglied des Bundeswirtschaftsrats und niederösterreichischer Führer der Ostmärkischen Sturmscharen, einer paramilitärischen Organisation. Ab 1937 war er auch Obmann des österreichischen Reichsbauernbunds.

KZ-Häftling
Beim „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Figl als prominenter Funktionär des Ständestaates am 12. März 1938 verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport vom 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht. Dort war Figl der erste Österreicher, der zur Prügelstrafe verurteilt wurde, weil er verbotenerweise in einem Gespräch das Wort Österreich verwendete. Er wurde vor den versammelten Häftlingen und Wachmannschaften von zwei kräftigen SS-Männern über einen Bock gelegt und mit einem wassergetränkten Ochsenziemer 25 Mal auf den Rücken geschlagen, und dies im Zeitlupentempo, um die grausame Prozedur zu verzögern. Er musste, solange er konnte, mitzählen. Als er wieder losgebunden wurde, lag er bewusstlos mit blutverschmiertem zerschlagenen Rücken auf dem Bock.
Danach erhielt er sechs Monate Dunkelhaft: In einer fensterlosen Zelle mit einer Pritsche bekam er zweimal wöchentlich Wasser und Brot. Im September 1939 erfolgte die Überstellung ins KZ Flossenbürg. Im April 1940 wurde er nach Dachau zurückverlegt. Dort erkrankte Figl an Typhus. Nach über fünf Jahren KZ-Aufenthalts wurde er am 8. Mai 1943 vorläufig entlassen.
Julius Raab vermittelte ihm eine Beschäftigung in seiner Baufirma. Trotz der erlittenen Verfolgung und der Qualen in den KZs betätigte er sich im Untergrund und versuchte in Niederösterreich den Bauernbund im Untergrund zu reaktivieren. Er wurde am 8. Oktober 1944 neuerlich verhaftet und ins KZ Mauthausen verbracht. Am 21. Jänner 1945 wurde er gemeinsam mit Lois Weinberger, Heinrich Maier und Felix Hurdes von Mauthausen nach Wien ins Landesgericht für Strafsachen Wien überstellt. Auf Figls Akte stand das Kürzel „VG“, was eine Anklage wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof bedeutete. Dort saß er monatelang in der Todeszelle des Volksgerichtshofs, wurde drei Mal, jedes Mal den Tod vor Augen, dem Richter vorgeführt.
Der Zusammenbruch der NS-Herrschaft rettete Figl vor der Exekution. Beim Vorrücken der Roten Armee wurden er und andere Todeskandidaten am 6. April 1945 vom Landesgericht entlassen. Zuvor ging er noch von Zelle zu Zelle, um die aufgebrachten Häftlinge zu beruhigen und von Übergriffen auf ihre ehemaligen Bewacher abzuhalten.

ÖVP-Mitgründer
Nach der Befreiung Wiens durch sowjetische Truppen im April 1945 erhielt Figl von der Militärkommandantur den Auftrag, die Wiener Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Durch die Erfahrungen des Ständestaats und des Nationalsozialismus war Figl zum Befürworter einer Zusammenarbeit aller politischen Lager geworden. Figl gründete am 14. April den Bauernbund neu und wurde dessen Direktor. Bei der Gründung der ÖVP drei Tage später im Wiener Schottenstift (wo eine Gedenktafel heute noch daran erinnert) wurde er zu deren stellvertretendem Obmann gewählt.

Im Politischen Kabinettsrat
Am 27. April 1945, dem Tag der Wiedererrichtung der Republik Österreich durch die Österreichische Unabhängigkeitserklärung, wurde Figl provisorischer Landeshauptmann von Niederösterreich und Staatssekretär (= Minister) ohne Portefeuille in der provisorischen Staatsregierung Renner. In dieser bildete er mit Renner und je einem SPÖ- und KPÖ-Staatssekretär den Politischen Kabinettsrat, der alle wichtigen Entscheidungen traf bzw. vorbereitete.

Erster Bundeskanzler der Zweiten Republik
Nach den ersten Nationalratswahlen wurde Figl am 20. Dezember 1945 von Karl Renner, der am gleichen Tag zum Bundespräsidenten gewählt worden war, zum ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik ernannt (Dreiparteienkabinett Figl I).
Am 21. Dezember 1945 gab Figl seine Regierungserklärung im Parlament ab:
„In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Weihnachten ist für uns ein Hochfest der Familie. Es wird heuer leider kein Weihnachten sein, so wie wir es gerne haben möchten. Auf den Christbäumen, wenn wir welche haben, wird ein schönes Päckchen voll Sorgen hängen.“
Am 24. Dezember richtete er dann via Radio eine Weihnachtsbotschaft an die Österreicher. Von dieser Weihnachtsansprache sind weder Manuskript noch Aufzeichnung erhalten. Der Journalist Hans Magenschab rekonstruierte den Text 1965 aus Erinnerungen von Zeitzeugen und aus Zeitungsausschnitten. Figls Großneffe Ernst Wolfram Marboe zeichnete den von Figl im April 1965 im Funkhaus in der Argentinierstraße nachgesprochenen Text für die 20-Jahr-Feier der Republik auf:[8][9]
„Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann Euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“
1946 wurde Figl zum Dr. h. c. der Technischen Hochschule Wien ernannt, 1948 zum Dr. h. c. der Hochschule für Bodenkultur Wien.

Außenminister des Staatsvertrags
Am 2. April 1953 wurde Figl nach ÖVP-interner Kritik an seiner zu großen Kompromissbereitschaft gegenüber der SPÖ als Bundeskanzler von Julius Raab abgelöst. Figl wurde am 26. November als Nachfolger von Karl Gruber 1953 Außenminister der Bundesregierung Raab I und hatte als solcher großen Anteil am Abschluss des Staatsvertrags.
Nach dessen Unterzeichnung am 15. Mai 1955 im Schloss Belvedere in Wien, bei der er für Österreich unterschrieb, sprach Außenminister Figl die Worte: „Österreich ist frei!“ und zeigte den jubelnden Zuschauern den Vertrag vom Balkon des Schlosses aus. Dann nahm er die Hände der vier Außenminister Dulles, Molotow, Macmillan und Pinay und legte sie ineinander. (Figls berühmte Worte fielen allerdings nicht, wie aus Filmreportagen meist geschlossen wird, auf dem Balkon des Belvederes, wo keine Lautsprecher installiert worden waren, sondern im Marmorsaal, wo die Unterzeichnung stattfand.)
Figl blieb in der Bundesregierung Raab II bis 1959 Außenminister.

Nationalratspräsident und Landeshauptmann
Eintrag von Leopold Figl in seiner Funktion als niederösterreichischer Landeshauptmann im Gästebuch der Konditorei Piaty in Waidhofen an der Ybbs am 11. Mai 1962
1959 wurde Figl als Außenminister von Bruno Kreisky (SPÖ) abgelöst; die SPÖ hatte weniger Mandate, aber mehr Stimmen als die ÖVP erhalten. Von 1959 bis 1962 war Figl Nationalratspräsident, danach Landeshauptmann von Niederösterreich.
Von 1960 bis 1964 war Figl Schirmherr der Pfadfinder Österreichs und von 1964 bis zu seinem Tod Präsident dieses Verbandes.
Beim Besuch von Chruschtschow 1960 in Figls engerer Heimat, dem Tullnerfeld, kam es zur Kukuruzwette, bei der es darum ging, ob, wie von Chruschtschow behauptet, der russische Mais (Kukuruz) wirklich zehnmal ertragreicher sei als der österreichische. Figl wettete, dass der Mais im Tullnerfeld ebenso gut sei wie jener in der Ukraine und gewann 1961 die Wette, das vereinbarte Schwein bekam er allerdings nie.
Kurz nachdem er Landeshauptmann von Niederösterreich geworden war, machte sich seine unheilbare Krankheit – Nierenkrebs – bemerkbar. Seine Partei wollte ihn im März 1965 als Bundespräsidentschaftskandidaten aufstellen, was er jedoch ablehnte. Zweieinhalb Monate später starb er.
Figls Leichenzug wurde am 14. Mai 1965 unter starker Anteilnahme der Bevölkerung am Parlament vorbei über die Ringstraße zum Heldenplatz geführt, wo die Trauerfeier stattfand. Seit dem historischen Abschluss des Staatsvertrages waren genau zehn Jahre vergangen. Figl wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 C, Nummer 22) beigesetzt.

Privatleben
Figl ehelichte 1930 Hildegard Hemala (* 5. Juni 1906, † 22. August 1989), Tochter des christlichsozialen Politikers Franz Hemala. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder, Tochter Anneliese und Sohn Johannes, hervor. Figls Großneffe, Markus Figl, ist Bezirksparteiobmann der innerstädtischen Wiener ÖVP und seit 2015 Bezirksvorsteher des ersten Wiener Gemeindebezirks

Gemeinderat 2.8.1962
Ehrenbürgerernennung:
Herr Bürgermeister Franz Baldt teilt den anwesenden Herrn Gemeinderäten mit, daß alle Gemeinden des Gerichtsbezirkes Gföhl, Herrn Landeshauptmann DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl zum Ehrenbürger ernennen. Er stellt daher den Antrag, daß auch die Gemeinde Gföhl einen diesbezüglichen Beschluß fassen soll. Herr GR Ernst Tiefenböck erklärt, daß die sozialistische Fraktion sich der Stimme enthalten wird und beantragt nach längerer, teilweise heftiger Debatte, diesen Punkt der Tagesordnung zu vertagen. Nach zweimaliger Unterbrechung und einer fast ¾ Stunde langen Diskussion wurde einstimmig beschlossen, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen und am Montag, dem 6. August 1962 neuerlich eine Gemeinderatssitzung einzuberufen, in welcher über die Ehrenbürgerernennung des Herrn Landeshauptmannes Beschluß gefaßt werden soll.

Gemeinderat 6.8.1962
Ehrenbürgerernennung:
Herr Bürgermeister verliest einen schriftlichen Antrag der sozialistischen Fraktion mit folgendem Inhalt:
„Der Gemeinderat möge beschließen, die Herren DDDr. h.c. Ing. Leopold Figl und Bundesminister a. D. Oskar Helmer zu Ehrenbürgern der Marktgemeinde Gföhl zu ernennen. Die Ernennung und Verleihung des Ehrenbürgerrechtes muß zu gleicher Zeit erfolgen.“
Herr Bürgermeister erklärt, daß die ÖVP-Fraktion bereit ist, auch Herrn Bundesminister a. D. Oskar Helmer zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Gföhl zu ernennen, vorausgesetzt, daß die sozialistische Fraktion der Ehrenbürgerernennung des Herrn Landeshauptmannes von Niederösterreich DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl zustimmt. Eine gemeinsame Ernennung und Verleihung des Ehrenbürgerrechtes ist jedoch aus technischen Gründen nicht möglich, weil Herr Landeshauptmann Figl nicht von der Marktgemeinde Gföhl alleine, sondern von allen Gemeinden des Gerichtsbezirkes Gföhl zum Ehrenbürger ernannt werden soll und die Überreichung der Ehrenbürger-Urkunde ebenfalls gemeinsam durch Vertreter aller zum Gerichtsbezirk Gföhl gehörigen Gemeinden erfolgen wird. Die Übergabe der Ehrenbürgerurkunde an Herrn Bundesminister a. D. Oskar Helmer könnte daher eine oder zwei Wochen nach Überreichung an Herrn Landeshauptmann Figl erfolgen. Mit diesem Kompromißvorschlag erklärten sich die sozialistischen Gemeinderäte jedoch nicht einverstanden, sondern sie bestanden weiterhin darauf, daß die Ernennung und Verleihung zu gleicher Zeit erfolgen muß.
Daraufhin bricht Herr Bürgermeister Franz Baldt die Debatte ab und beantragt Herrn Landeshauptmann DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Republik Österreich, dem Bundesland Niederösterreich und der Gemeinde zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Gföhl zu ernennen. Für den Antrag stimmten 10 Gemeinderäte (ÖVP-Fraktion), während sich 6 Gemeinderäte (SPÖ-Fraktion) der Stimme enthielten. Da die erforderliche ¾ Mehrheit nicht gegeben war, galt der Antrag als abgelehnt. Sodann wurde über den Antrag der sozialistischen Fraktion, Ehrenbürgerernennung von Bundesminister a. D. Oskar Helmer, abgestimmt. Für den Antrag stimmten 6 Gemeinderäte (SPÖ), während sich 10 Gemeinderäte der Stimme enthielten (ÖVP-Fraktion), sodaß auch dieser Antrag abgelehnt wurde.

Kremser Zeitung. 14.8.1962
SPÖ blockiert Ehrenbürgerernennung
GFÖHL. – Am 2. August fand in der Marktgemeinde Gföhl eine Gemeinderatssitzung statt, bei der nach Erledigung einiger unbedeutender Gemeindeangelegenheiten der Beschluß gefaßt werden sollte, über Antrag der ÖVP-Fraktion Landeshauptmann Dr. Ing. Leopold Figl wegen seiner Verdienste um unser Vaterland und vor allem auch um die engere Heimat das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.
Der Bürgermeister teilte dazu mit, daß alle 38 Gemeinden des Gerichtsbezirkes beschlossen hätten, unseren sehr verdienten Landeshauptmann das Ehrenbürgerrecht zu verleihen und ihm in einer gemeinsamen Feier die Urkunde zu überreichen. Wider Erwarten erklärte die SPÖ-Fraktion, daß sie nicht in der Lage sei, ihre Zustimmung zu geben, da sie zuerst bei der Bezirksparteileitung rückfragen müsse. Dies löste einige Verwunderung aus, da bisher angenommen wurde, daß die von der Bevölkerung gewählten Gemeindevertreter aus eigenem Wissen und Gewissen zu handeln hätten.
Die SPÖ hat durch diesen Beschluß gezeigt, daß sie ferngelenkt wird und daß nicht das Wohl der Gemeinde, sondern der Wille kleiner und ganz kleiner Parteisekretäre für ihr Handeln ausschlaggebend ist. Die ÖVP-Fraktion stimmte trotzdem einer Vertagung zu, um den Gemeinderäten der anderen Fraktion den Befehlsempfang zu ermöglichen. Die Gföhler werden sich allerdings wundern, wenn sie erfahren, daß Gemeindepolitik von seiten der SPÖ nur mit Zustimmung der Bezirksparteileitung in Krems gemacht werden kann.
Es wurde also für Montag, 6. August, eine neue Sitzung einberufen. Zu dieser Sitzung brachte nun die sozialistische Fraktion den Vorschlag, neben dem Landeshauptmann auch den Innenminister a. D. Oskar Helmer zum Ehrenbürger zu ernennen und ihm am gleichen Tag und zur selben Stunde die Urkunde zu überreichen. Nun ist gegen die Person des sehr verdienstvollen ehemaligen Innenministers bestimmt nichts einzuwenden, und die ÖVP-Fraktion erklärte sich auch bereit, der Ernennung zuzustimmen, doch sollte sie nicht zur selben Zeit erfolgen, da dies praktisch unmöglich sei, da ja nicht Gföhl allein, sondern alle 38 Gemeinden des Bezirkes gemeinsam dem Landeshauptmann das Ehrenbürgerrecht verleihen wollen, ...
Die ÖVP schlug daher vor, die Überreichung der Urkunde an den Innenminister 8 oder 14 Tage später vorzunehmen. Leider war dazu nicht die Zustimmung der Sozialisten zu erhalten ...
Die Gföhler fragen sich allerdings, was solche Gemeindeangelegenheiten die Parteisekretariate angehen, und sie werden sich wahrscheinlich bei der nächsten Gemeinderatswahl wohl überlegen müssen, ob sie auch weiterhin solch getreue Befehlsempfänger in die Gemeindestube entsenden sollen, oder Männer die den Mut haben, aus eigenem Gewissen und aus eigener Entscheidungsfreiheit zu handeln. Durch dieses Verhalten haben die Gemeinderäte der SPÖ auch die bisher gute Zusammenarbeit in der Gemeinde zerstört, was wohl im Interesse des Parteisekretärs oder eines anderen Managers, nicht aber im Interesse der Gemeinde gelegen sein kann.

Antrag auf Ehrenbürgerernennung für Dipl. Ing. Figl und Dr. Helmer. Am 8. September 1962 richten Gemeinderäte der ÖVP und der SPÖ ein gemeinsames Schreiben an den Bürgermeister, worin die Ehrenbürgerernennung für Dipl. Ing. Figl und Dr. Oskar Helmer beantragt wird. Offensichtlich konnten in Parteiengesprächen die Zwistigkeiten ausgeräumt werden, sodaß eine gemeinsame Beschlußfassung und Vorgangsweise hinsichtlich der Überreichung der Urkunden gefunden wurde.

Gemeinderat 9.9.1962
Ehrenbürgerernennung:
Über gemeinsamen Antrag der ÖVP und SPÖ-Gemeinderatsfraktionen wurde einstimmig beschlossen, den Herren Landeshauptmann DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl und Bundesminister a. D. Oskar Helmer, auf Grund ihrer Verdienste, die sie sich in schwerster Zeit um die Republik Österreich und ihre Bevölkerung erworben haben, das Ehrenbürgerrecht der Marktgemeinde Gföhl zu verleihen. Die Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Herrn BM a. D. Oskar Helmer erfolgt in der Woche vom 16. bis 23. September 1962 durch eine Delegation des Gemeinderates der Marktgemeinde Gföhl unter Führung des Herrn Bürgermeisters Franz Baldt und der Teilnahme von mindestens je zwei Vertretern der Gemeinderatsfraktionen in Wien.
Die Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Herrn Landeshauptmann DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl erfolgt anläßlich der geplanten Festlichkeiten am 23. September 1962 in Gföhl.
Herr Bundesminister a. D. Oskar Helmer und die anderen Ehrenbürger der Marktgemeinde Gföhl sind zu den am 23. September 1962 in Gföhl stattfindenden Festlichkeiten als Ehrengäste einzuladen.

Land Zeitung. 13.9.1962
Gföhl ernannte LH. Figl zum Ehrenbürger
In einer kurzen Sitzung am Sonntagvormittag beschloß der Gemeinderat der Marktgemeinde Gföhl einstimmig Landeshauptmann DDDr. h.c. Dipl. Ing. Leopold Figl zum Ehrenbürger zu ernennen.
Zugleich wurde der verdiente ehemalige Innenminister Oskar Helmer durch Verleihung der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. ...
Die Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an den Landeshauptmann Figl erfolgt am 23. September im Rahmen der Gföhler Großveranstaltung.

Gföhl: 38 Gemeinden ernennen LH. Figl zum Ehrenbürger
Für Sonntag, den 23. September, steht Landeshauptmann Dr. h.c. Dipl. Ing. Figl eine besondere Ehrung bevor. Die Gemeinden des Gerichtsbezirkes Gföhl, 38 an der Zahl, haben einhellig beschlossen, dem verdienstvollen Politiker ihr Ehrenbürgerrecht anzutragen...

Kremser Zeitung. 25.9.1962
Bezirk Gföhl: Erntedank, Ehrenbürgerernennung, Festzug

GFÖHL. – Daß die Gföhler und die Waldviertler nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu feiern verstehen, bewiesen sie am 23. September, als es galt, am Tage des Herbstbeginnes und am Erntedanksonntag dem Landeshauptmann Dr. Ing. Figl die Ehrenbürgerurkunde namens der 38 Gemeinden des Bezirkes Gföhl zu übergeben. Trotz schlechtester Witterung hatten sich 5000 Menschen in Gföhl versammelt, um die Feier des Erntedankes, den Akt der Ehrenbürgerernennung und den großartigen Festzug mitzuerleben.
Ing. Figl wurde beim Forsthaus Walter [auf der „Niederlage“/Forsthaus bei der „Mittelberger-Kreuzung“] mit Brot und Salz empfangen und traf um 14 Uhr auf dem Gföhler Marktplatz ein, wo bereits die Feuerwehren und die Formationen des ÖKB Aufstellung genommen hatten. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Baldt – es hatte sich auch der Gföhler Ehrenbürger Minister a. D. Helmer eingefunden – feierte die Pfarre Erntedank. Die Jugend des LFW führte eine Weihespiel auf, Geistlicher Rat Stadler weihte die Erntekrone sowie Korn, Ähren, Trauben und Brot...
Schließlich übergaben Bürgermeister Pomaßl aus Seeb und Bürgermeister Königshofer aus Moritzreith die kunstvolle Ehrenbürgerurkunde, die auf der Rückseite eine Ansicht von Gföhl zeigt. Siegfried Stoitzner hat wieder einmal seine Meisterschaft bewiesen.
Dr. Ing. Figl würdigte die Leistungen des Landvolkes, freute sich über die Mitarbeit der Jugend, die das Werk ihrer Väter fortsetzt, und sagt schließlich, an den Wiederaufbau der Heimat erinnernd, daß im Jahre 1945 in Gföhl die erste Regierungserklärung ausgearbeitet wurde, eine Tatsache, die sich 1959 wiederholte.

66 Fahrzeuge im Festzug
Besondere Mühe haben sich die Veranstalter mit der Gestaltung des Festzuges gemacht. Der historische Teil, von Franz Huber kommentiert, gab einen Rückblick auf die vergangenen Jahrhunderte... Im zweiten Teil kam das Gföhler Gewerbe zu Wort. Die heimischen Firmen haben sich viel Mühe gemacht,...
Im Anschluß an den Festzug wurde in den Räumen der Bauernkammer Dr. Ing. Figl vom LFW ein uralter Holzpflug als Geschenk für den bevorstehenden 60. Geburtstag überreicht...

Kremser Zeitung. 9.10.1962
Alles spricht vom großen Fest
GFÖHL
. - Das überaus gelungene Erntedankfest, das in Verbindung mit der Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Landeshauptmann Ing. Leopold Figl am 23. September in Gföhl abgehalten wurde, ist noch immer in aller Mund... Den Hauptteil der Arbeitslast trugen wohl Ökonomierat Karl Simlinger sowie Frau Fachlehrer Inge Huber...
Daß das Gföhler Gewerbe leistungsfähig ist, zeigte der zweite Teil des Festzuges, der als sehr gelungen bezeichnet werden muß. An ihm beteiligten sich folgende Firmen bzw. Betriebe: Baufirma Ing. Huber, Zimmermeister Rainer, Spenglermeister Münzberg, Installateur Wilhelm Kugler, Elektrofirmen Höllmüller und Zierlinger, Tischlermeister Johann Redl und Johann Hofbauer, Sattler und Tapezierer Rosa Wimmer und Karl Wandl, Kaufhaus Liebenberger, Fleischhauer, Selchermeister und Gastwirt Bürgermeister Franz Baldt, Gastwirte Franz Schützenhofer, Winkelhofer und Prinz, Bäckermeister Othmar Prinz und Maria Pulker, Kaufhaus Inge Hofbauer, Malermeister Rudolf Tonn, Bierdepot Kloiber, Schneidermeister Maria Lämmerhofer und Johann Bayr, Landmaschinenhandel Berta Pappenscheller, Johann Schmöger mit Dünge- und Futtermitteln, die Sparkasse des Marktes Gföhl und die Molkerei Gföhl. Ganz besonders erwähnt soll noch Rastbach mit seinem prächtigen Blumenwagen werden, auf dem die Wappen von Niederösterreich und das Bundeswappen dargestellt waren und der den Abschluß des Festzuges bildete. Ganz besonders sei auch die Feuerwehrkapelle Gföhl unter ihrem Kapellmeister Braun sowie die Singgruppe der Hauptschule unter Fachlehrer Rupp bedankt, die durch ihre Vorträge zur Verschönerung des Festes in selbstloser Weise beitrugen...

Ehrenbürgerernennung gemäß Beschluss des Gemeinderates vom 9.9.1962

Quellen:

  • Heimatbuch Gföhl, BHW, 1982
  • Wikipedia
  • Land Zeitung
  • Kremser Zeitung
  • Bezirkschronik Gföhl III, Friedrich Weber, 2008

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