ETTENAUER Franz, Hochwürden (1911)
Kremser Zeitung, 5.7.1902
Gföhl. (Landwirtschaftlicher Bezirksverein.) Der hiesige landwirtschaftliche Bezirksverein hat in seiner Generalversammlung am 15.6. l. J. die Neuwahl des Vereinsausschusses
vorgenommen und wurden folgende Funktionäre einstimmig gewählt: Als Vorstand Franz Ettenauer, Pfarrer in Gföhl; 1. Vorstandstellvertreter Franz Prandstetter, Kaufmann in Gföhl; 2.
Vorstandstellvertreter Karl Lechner, Lederermeister in Gföhl; Schriftführer Franz Seidler, Schulleiter in Allentsgschwendt; Kassier Johann Föls, Hausbesitzer in Gföhl.
Oesterreichische Land Zeitung, 7.1.1911
(Ehrung.) Gemeindebeirat Herr Pfarrer Franz Ettenauer feierte vor kurzem seinen 60. Geburtstag. Da er durch 20 Jahre ein hervorragend tätiges Mitglied der Gemeindevertretung ist und in
wirtschaftlichen Fragen sich stets nur von den Ortsinteressen leiten ließ, so kann die Gemeinde Gföhl durch sein selbstloses Wirken auf eine Reihe von schönen Erfolgen zurückblicken. GB. Herr
Pfarrer Ettenauer ist der geistige Anreger und Leiter des Baues der Wasserleitung, um die man uns weit und breit beneidet. Ferner ist durch seinen Einfluß und seine zielbewussten Anträge die
Kanalisierung zur Durchführung gelangt. Seine aufopferungsvolle Wirksamkeit und sein energisches Vorgehen in der Eisenbahnfrage ist ja allgemein bekannt... Die Gemeindevertretung hat in einer
vertraulichen Sitzung den Beschlußgefaßt, Herrn GB. Pfarrer Ettenaueranläßlich seines 60. Geburtstages die höchste Auszeichnung eines Gemeinwesens, das Ehrenbürgerrecht, zu verleihen.
(Pfarrer Ettenauer – Ehrenbürger.) Hochwürden Herr Pfarrer Ettenauer ist der jüngste Ehrenbürger von Gföhl. Seine großen Verdienste um die Hebung unseres Marktes sind ja allgemein bekannt. Er
hat als Gemeindebeirat stets voll und ganz seinen Mann gestellt und unbekümmert um Gunst oder Ungunst den geraden Weg gewählt. Die Gemeindevertretung hat nun in Würdigung des stets selbstlosen
Wirkens die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes beschlossen.
Zum Tod von Pfarrer Ettenauer vermerkt die Schulchronik von Gföhl:
15. Dezember 1913. An diesem Tage stirbt unser hochverdienter, allbeliebter Pfarrer, der hochw. Herr Franz Ettenauer. Herr Pfarrer Franz Ettenauer wurde am 11. Jänner 1851 zu Lengenfeld als der
Sohn eines Weinbauers geboren. Vom Jahre 1863-1871 oblag er den Gymnasial-Studien am Piaristen-Gymnasium in Krems, studierte vom Jahre 1871-1875 an der Theologischen Lehranstalt in St. Pölten
und wurde am 18. Juli 1875 zum Priester geweiht. Er wirkte als Kooperator in Lunz, Haidershofen, Weistrach, vom Jahre 1882-1889 als Pfarrer in Imbach und vom 7. März 1889 bis zu seinem Tode als
Pfarrer in Gföhl. Sein Wirken war als solcher ein segensreiches für die Markt- und die ganze Pfarrgemeinde wie für die Schule. Mit einem hellen, klaren Verstande ausgestattet war er vielen
Bewohnern ein Ratgeber und Führer, in der Gemeindevertretung, der er durch viele Jahre angehörte, eine ausgezeichnete Kraft. Vieles wurde auf seine Anregung, beziehungsweise unter seiner
Mithilfe und Leitung geschaffen. Der Bau der Wasserleitung, ein Werk, welches zum größten Teile ihm sein Entstehen verdankt und für die Gemeinde einen unbezahlbaren Wert hat, sichert dem
Verstorbenen allein schon ein dauerndes Andenken. Aber nicht allein in der Gemeindestube war der Verblichene tätig, sondern auch in anderen Institutionen stellte er gerne seine Kraft in den
Dienst des allgemeinen Wohles. Als Obmann des landwirtschaftlichen Kasinos ging er mit seinen Ratschlägen den Bauern an die Hand, als Mitglied des Bezirksarmenrates fanden die Armen in ihm
ihren Unterstützer. Mit jeder Faser seines Herzens hing der nun in Gföhl Ruhende an der Schule. Liebe brachte er den Kindern, treue Freundschaft ihren Lehrern entgegen. Ihm, der es als Obmann
des Suppen-Komitees verstanden hat, durch Sammlungen etc. den Suppenfond zu einer bedeutenden Höhe zu bringen, hat man es zu verdanken, dass alljährlich in den Wintermonaten circa 12000
Suppenportionen an hungernde Schulkinder verteilt wurden. Ein Schlaganfall machte seinem tatenreichen Leben am 15. Dezember ½6 Uhr abends ein jähes Ende. Ein schwerer Verlust traf durch das
Hinscheiden dieses edlen Priesters die Gemeinde und mit ihr auch die Schule. Tiefe Trauer erfüllte die Herzen Aller, deren Seelenhirt er war. Unter großer Beteiligung seitens der Bevölkerung
wurden seine irdischen Überreste am 19. Dezember der Erde übergeben, kein Auge blieb trocken, als man den teuren Toten in die Gruft hinabsenkte. Möge ihm für all das Gute, welches er gewirkt,
des Himmels reicher Lohn zuteil werden!
Oesterreichische Land-Zeitung, 20.12.1913
Gföhl. (Pfarrer Ettenauer†.) Unser ganzer Markt steht unter dem Eindrucke tiefer Trauer über den plötzlichen Tod unseres Pfarrers Franz Ettenauer, der als Priester wie Mensch
sich einer seltenen Wertschätzung in allen Kreisen erfreute, der eine bewährte Stütze unseres Gemeinwesens war. Ein offener, wenn auch ab und zu temperamentvoller Mitbürger, hatte der
verstorbene Priester stets Sinn für unser Gemeinwesen und wirkte überall mit, wo es galt, dasselbe zu fördern. Pfarrer Ettenauer verschied am 5. ds. im 63. Lebensjahre, plötzlich ruhig und
schmerzlos, in den Armen des Herrn Weber, nachdem ihn dieser noch rasiert hatte. Ein Herzschlag machte seinem arbeitsreichen Leben ein jähes Ende. Pfarrer Ettenauer war zu Lengenfeld als Sohn
einer Weinhauersfamilie geboren und kam Ende der Achtzigerjahre vorigen Jahrhunderts von der Pfarre Imbachhieher. Er war ein Priester, der seiner Überzeugung lebte, tolerant genug, diese auch
anderen zuzubilligen. Er war weder ein klerikaler Agitator noch Hetzer, sondern ein Priester, wie er sein soll, weshalb auch hier zwischen der Gemeinde und der Bürgerschaft sowie dem Pfarrhof
stets ein einträchtiges, ja Freundschaftsverhältnis herrschte. Wir werden vielleicht später noch öfter an den seltenen Priester denken, wenn durch eine unglückliche Besetzung unserer Pfarre es
vielleicht anders kommen sollte. Welch großes Interesse Pfarrer Ettenauer unserem Gemeindewesen entgegenbrachte, beweist die Tatsache, daß er schon vor einem Menschenalter einer der
tatkräftigsten Vertreter des für unseren Markt wirtschaftlich so hochwichtigen Bahnbaues Krems – Gföhl war, und dieses wegen manchen Schritt leider vergeblich nach Wien unternahm. Aber auch
sonst wirkte er segensreich in allen Zweigen unseres Gemeinwesens, weshalb ihn auch unsere Gemeinde durch Ernennung zu ihrem Ehrenbürger ehrte. Pfarrer Ettenauer war auch Ehrenbürger unseres
Veteranenvereines, Mitglied der Gemeindevertretung und des Bezirksarmenrates, Obmann des Sparkassenausschusses. Die Gemeindevertretung, Sparkassa und der Bezirksarmenrat gaben denn auch eigene
Parten, durch welche diese Körperschaften den schweren Verlust einer ihrer eifrigsten, gewissenhaftesten Mitarbeiter für den Aufschwung unserer Marktgemeinde bekanntgeben und betrauern. Unter
selten dagewesener Teilnahme fand denn auch am 18. ds. die Beerdigung der irdischen Überreste dieses mustergültigen Priesters und Mannes statt, dessen Leben und Wirken bewies, daß unpolitische
Priester der größte Segen für die Menschheit und die wahre Religion bedeuten, aber auch von Seite der Bevölkerung der höchsten Wertschätzung sicher sind.
Heimatbuch Gföhl
Hw. Franz Ettenauer, geboren 1851 in Lengenfeld, seit 1875 Priester, Pfarrer in Gföhl von 1889 bis 1913. Unter seiner Amtszeit wurde der heutige Pfarrhof erbaut, die Kirche erhielt
Glasmalereifenster, den eisernen Luster und die Orgel. Anlässlich seines 60. Geburtstages wurde die Ehrenbürgerurkunde überreicht
Quellen:
- Heimatbuch Gföhl, BHW, 1982
- Kremser Zeitung
- Oesterreichische Land Zeitung
- Chronik der Volksschule Gföhl